Es gilt nach wie vor - der Coaching Markt boomt. Und für viele Gründungswillige ist dieses Berufsbild attraktiver denn je. Denn die Vorgaben und Voraussetzungen sich als Coach selbständig zu machen, sind hierzulande relativ locker und leicht zu handeln.
Es soll um eine ganz bestimmte Art Coaching gehen, nämlich das Agile Coaching und wie du dich damit selbständig machen kannst. Agile Coaching ist tatsächlich eine Job-Bezeichnung, die immer mehr im Kommen ist und die auch eng mit dem heute häufig stattfindenden beziehungsweise angestrebten Strukturwandel in Unternehmen zusammenhängt.
Schon mal kurz vorab: Ein so genannter Agile Coach hilft Unternehmen dabei, flexibel, anpassungsfähig und stets variabel zu handeln. Wenn man sich die weiteren Synonyme für agil einmal anschaut, finden sich Begriffe wie beweglich, flink, wendig, leichtfüßig - alles Attribute, die auf einen Agile Coach und auf das, was er macht, und insbesondere wie er es macht, zutreffen sollten.
Die Palette an Coaching-Aufgaben ist demzufolge auch recht groß, denn es geht nicht nur darum, innere Strukturen und Prozesse innerhalb einer Firma oder eines Teams zu verändern. Sondern auch die jeweiligen Einstellungen und Werte eines Unternehmens und der Beteiligten zu hinterfragen und wenn nötig, ebenfalls zu verändern.
Das wird im Fachjargon als Change Management bezeichnet, deren Grundlage die so genannte agile Transformation ist, bei der der Coach antreibt und alle Prozesse gemäß agiler Leitlinien zur Veränderung begleitet und in die richtigen Bahnen lenkt. Das bedeutet, dass sich Agile Coaching aus ganz unterschiedlichen Aspekten zusammen setzt und die Tätigkeiten, die ein Coach anbietet, sind breit gestreut.
Je nach Auftrag kann sich das eher auf Methoden und die Praxis oder mehr auf das jeweilige Mindset in einem Unternehmen beziehen. Das Agile Coaching kommt vorwiegend in Teams und/oder Gruppen zum Einsatz und richtet sich weniger an einzelne Personen.
Was macht ein Agile Coach?
Da es bisher keine detaillierte Definition für das Agile Coaching gibt, versuchen wir von einer anderen Seite mehr Licht ins Dunkel zu bringen: Wir vergleichen das Aufgabenfeld mit einem anderen Beruf, nämlich dem klassischen Unternehmensberater. Zwar sind sich beide durchaus ähnlich, aber es ergeben sich auch klare Abgrenzungen beziehungsweise wird deutlich, was die Tätigkeiten eines Agile Coaches genau sind:
Der Unternehmensberater entwickelt eine komplette Lösung für ein bestimmtes Problem für seinen Auftraggeber. Dagegen ist die Tätigkeit eines Agile Coaches, seinen Auftraggeber dabei zu unterstützen, das Problem oder die Aufgabe selbst und eigenständig zu lösen.
Für einen Agile Coach geht es also nie darum, eine „richtige“ und fertige Lösung zu erarbeiten und zu präsentieren. Vielmehr begleitest du als Coach deinen Kunden auf dem Weg dahin, bist also quasi flexibler Unterstützer und Begleiter im gesamten Prozess. Denn es ist immens wichtig, bestimmte Prozesse in einem Unternehmen an die sich häufig ändernden Bedürfnisse anpassen zu können.
Und genau das ist der große Vorteil von agilen Methoden, denn durch sie sind Unternehmen genau dazu in der Lage. In der Praxis zeigt es sich immer wieder: In Firmen, Organisationen und Institutionen ändern sich Gegebenheiten permanent, sowohl langfristig als auch kurzfristig. Wer hier nicht flexibel - agil - bleiben kann, sieht sich schnell in veralteten Lösungen, auch wenn diese vor einer Woche vielleicht noch als geeignet erschienen.
Du siehst, beide Tätigkeitsbereiche sind in der Herangehensweise sehr unterschiedlich, aber beide sind wertvoll, können in verschiedenen Zusammenhängen äußerst erfolgreich sein und haben Vor- und Nachteile. Es lässt sich an dieser Stelle schwer sagen, wann ein Unternehmensberater und wann ein Agile Coach die geeignetere Lösung ist. Letztlich hängt es stets von der jeweiligen Aufgabe bzw. dem jeweiligen Problem ab, ebenso wie von den vorhandenen Strukturen am Einsatzort.
Sind diese beispielsweise in einem Unternehmen sehr festgefahren oder konservativ, kann es unter Umständen schwierig werden, die Belegschaft samt Führungsriege dazu zu bringen, selbständig eine Lösung zu erarbeiten. Und in anderen Fällen wäre das vielleicht genau das Richtige.
Agilität - das neue Arbeiten
Obwohl sich das Wort agil ja etwas altertümlich anmutet - in meinem Wortschatz zumindest kam es bislang eher nicht vor - ist der Begriff Agilität in der Berufswelt absolut en vogue. Das heißt ein Agile Coach agiert nach agilen Prinzipien und agilen Werten, damit sich Unternehmen und Teams immer flexibel ausrichten und flexibel bleiben können. Agile Werte sind unter anderem Eigenverantwortung, Fehlerkultur, Transparenz, Kommunikation und Kundenzentriertheit.
Zur Hauptaufgabe eines Coaches gehört, Teams und Organisationen zu agilen Mitwirkenden zu machen. Er braucht dafür sowohl Moderator- als auch Mediatorqualitäten, ebenso wie gute Kenntnisse der agilen Methodik und Kommunikation, denn er muss sich auch in schwierigen Situationen und Teams behaupten können. Zu den agilen Methoden, die immer nach individuellen Kriterien angewendet werden, gehören unter anderem Kanban, Scrum oder Design-Thinking.
Übrigens, Vorgänger des Agile Coach war der so genannte Scrum Master (so etwas wie ein Entwicklungsleiter), der sich ähnlichen Werkzeugen und Methoden bedient hat. Durch das Aufkommen des Berufsbildes Agile Coach ist Scrum heute nur noch ein Tool unter verschiedenen, die beim Agile Coaching eingesetzt werden. Es ist eine Methode des agilen Projektmanagements, die weltweit mit am meisten eingesetzt wird, agile Projekte zu managen.
Kanban ist eine beliebte Methode (aus Japan), mit der man die Organisation eines Projektes oder einer Firma komplett neu und modern ausrichten kann. Design Thinking ist die Methode schlechthin, Problemlösungen und neue Impulse schnell und flexibel anzuwenden. Als agile Methode ist sie im Kontext unverzichtbar.