Warnzeichen bei Neukunden, auf die Freelancer achten können
Wenn du dich auf den falschen Kunden einlässt, kommen die Probleme von allein. Allgemein gilt: Wenn potenzielle Kunden schon beim Beschnuppern und im Zusammenhang mit ersten Angeboten nicht dazu in der Lage sind, zuverlässig zu kommunizieren oder vor allem mit Nachverhandlungen beschäftigt sind, ist das ein schlechtes Zeichen. Ähnlich ist es, wenn deine Vorstellungen, insbesondere im Bezug auf Abschlagszahlungen und geregelte Feedback-Runden, kommunikativ übergangen werden. Auch Kunden von Unternehmen, die für ihre bescheidene Zahlungsmoral bekannt sind (das Internet ist eine ergiebige Quelle), solltest du mit Vorsicht betrachten.
Ansonsten könnte man noch auf die Kommunikation achten. Erstkontakte der Form „Mach mal bitte dieses und jenes für mich“ würde ich persönlich als übergriffig empfinden, aber da ist ja jeder anders. Wenn man aus solchen Anfragen tatsächlich ein Gespräch entwickeln kann und es einfach nur ein ungünstiger Anlauf zum Kontakt war, dann ist da ja in Ordnung.
Vorsicht lasse ich auch walten, wenn sich aus der Kommunikation ergibt, dass dein Kunde keine besonders ausgeprägte Idee davon hat, was er möchte und erwartet. Wenn er sich dann auch nicht merklich auf deinen Input einlässt, dann ist die Chance hoch, dass hier viele nachträgliche Wünsche und viel Zeitaufwand auf dich zukommen. Auch das ist eine Frage dessen, was du mit dir machen lassen möchtest. Insofern du gut in deinem Job bist und deine Leistung gut verkaufen kannst, sind solche Kunden natürlich eine Chance.
Ein anderer Klassiker ist Ghosting: Wochenlang wurden Details ausgehandelt und dann hörst du nichts mehr von den Leuten. Es lohnt sich in der Regel nicht, diesen hinterherzurennen. Wer allen Ernstes glaubt, Nicht-Kommunikation wäre besser als eine kurze (freundlich formulierte) Absage, ist kommunikativ entweder nicht besonders stark oder ängstlich, oder – auch das ist möglich – jemand, der es nicht so mit Wertschätzung der Zeit anderer Leute hat.
Du siehst: Wenn du es dir leisten kannst, solltest du aussieben. Man muss für Geld nicht alles tun und erst recht nicht mit jedem auskommen.
Deine eigenen Grenzen definieren und abstecken
Fragen, die du dir stellen kannst, sind etwa:
- wie und wann arbeite ich am besten?
- welcher Kommunikationsweg ist besonders geeignet?
- wie häufig sind Zwischenabsprachen sinnvoll?
- welche Aufgaben wirst du nie übernehmen und bei welchen bist du flexibel?
Gerade die ersten drei Punkte sind Dinge, die du leicht unterbringen kannst. In einer E-Mail beispielsweise explizit über telefonische Erreichbarkeit (dafür solltest du Zeitfenster haben) oder eben einen anderen bevorzugten Kommunikationsweg hinzuweisen, wirkt Wunder. Auch das Hinweisen darauf, dass du an diesen oder jenen Tagen nicht erreichbar sein wirst (Arbeit mit anderen Kunden; Freizeit), hilft. So weiß dein Neukunde nämlich zweierlei: Dass du strukturiert vorgehst und dass du dir zu den anderen Zeiten aber wirklich Zeit für ihn nimmst.
Genau so verhält es sich bei Zwischenabsprachen: Einfach durchscheinen zu lassen, mit welchen Rhythmen du gute Erfahrungen hast und die direkt vorzuschlagen, verhindert Leerlauf in der Kommunikation. Und Leerlauf in der Kommunikation ist, zumindest meiner Erfahrung nach, häufig die Vorhut einer sich dem Ende zuneigenden Geschäftsbeziehung.
Der letzte Punkt ist branchenspezifisch. Aber es ist durchaus wichtig, Zuständigkeiten und Kompetenzen zu klären. Wenn du Webdesigner bist, bist du ja nicht automatisch noch in Sachen Social Media versiert. Und nicht jeder Texter beschäftigt sich gern mit SEO. Also: Mach schon beim Vorgespräch und auch bei länger anhaltenden Geschäftsbeziehungen klar, was du machst und was nicht.