Realismus ist immer angebracht
Bei all der Euphorie muss man realistisch bleiben: Es ist schön, wenn einem sein Job Spaß macht, man seiner Leidenschaft auch beruflich nachgehen kann. Aber man muss auch davon leben können. Es ist schön, wenn man immer davon geträumt hat, sein eigenes Buch zu veröffentlichen. Doch wer seinen Job an den Nagel hängt, um ausschließlich an seinem Buch zu arbeiten und schließlich von den Verlagen eine Absage nach der nächsten erhält, wird schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Ist Selbstverwirklichung also wirklich Bullshit? Unter Umständen ja. Zumindest wenn man sich für einen Job entscheidet, der zwar Freude bereitet, man aber nicht von dem Geld, dass die Arbeit abwirft, leben kann. Klar ist man glücklicher, aber wie lange? Wenn man noch dazu eine Familie ernähren muss, wird es erst recht kritisch.
Sollte man sein Hobby zum Beruf machen?
Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin eine der Letzten die davon abrät, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und das zu tun, was man wirklich liebt. Aber muss es denn wirklich ein Hobby sein? Es kann doch auch etwas sein, was einem einfach nur Freude bereitet, aber eben keine Freizeitbeschäftigung.
Ein Beispiel: Nur weil man gerne musiziert, muss man nicht hauptberuflich in einer Band mitspielen. Und doch kann man seine Freude an der Musik leben – als Hobby. Dann wird eben nur am Wochenende oder zum Feierabend gemeinsam geprobt.
Das bringt seine Vorteile. Denn wozu sind Hobbys da? Um den Alltag zu vergessen und zu entspannen. Macht man sein Hobby zum Beruf, können genau diese positiven Effekte verschwinden. Das was einem als Freizeitbeschäftigung riesige Freude bereitet hat, wird plötzlich eine Pflicht. Eine Tätigkeit, die man rund acht Stunden täglich erledigt. Und die mit viel mehr zusammenhängt, als früher. Denn neben den eigentlichen Aufgaben, die mit dem Hobby zusammenhängen, fallen in der Berufswelt noch viele weitere Aufgaben an. Rechnungen schreiben, Buchhaltung erledigen, Umsätze kalkulieren, finanziell vorausplanen. Da bleibt von dem ursprünglich gefeierten Hobby nicht viel übrig.
Wie Leidenschaft dabei helfen kann, sein Business voran zu treiben
Und doch gibt es im Berufsleben nichts Schöneres, als das zu tun, was einem Spaß macht. Schließlich ist man mindestens die Hälfte seiner Lebenszeit beruflich eingespannt. Ich selbst habe es an mir, aber auch an vielen Menschen in meinem Bekanntenkreis, beobachten können: Wer seinem Beruf mit Leidenschaft nachgeht, ist erfolgreicher. Denn dann wird die Arbeit nicht immer zwangsläufig mit Arbeit in Verbindung gebracht. Wenn ich einen spannenden Artikel schreibe, vergeht die Zeit wie im Flug. Es macht mir Spaß, meine Gedanken niederzuschreiben und mit der Welt zu teilen. So wie ich es gerade tue. Einer guten Freundin von mir geht es nicht anders, obwohl sie ein gänzlich anderes Arbeitsmodell gewählt hat. Während ich mich für die Selbstständigkeit mit all ihrem Für und Wider entschied, wählte sie die Beamtenlaufbahn. Heute ist sie Gymnasiallehrerin – und kann sich nichts Schöneres vorstellen.
Man muss also nicht immer den Weg in die Selbstständigkeit gehen, um seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Und es muss nicht immer ein Hobby sein, das man beruflich lebt. Das Hobby meiner guten Freundin ist auch nicht das Unterrichten. Und doch kann sie sich für sich keinen besseren Job vorstellen. Deshalb ist sie so gut, in dem was sie tut und wurde binnen kürzester Zeit verbeamtet.