Gewerbesteuer - Wie läuft das mit der Gewerbesteuererklärung?

Melchior Neumann

Kontist Steuerberatung

11. Juni 2023

💡Das musst du wissen:

Wer muss Gewerbesteuer zahlen?

  • Jeder selbstständige Unternehmer muss Gewerbesteuer zahlen.
  • Freiberufler sowie Arbeiter in der Land- und Forstwirtschaft müssen kein Gewerbe anmelden und sind von der Gewerbesteuer befreit.

An wen geht die Gewerbesteuer?

  • Die Gewerbesteuer wird meist von deiner Gemeinde erhoben. Also der Gemeinde, in der du mit deinem Unternehmen ansässig bist.
  • Mit der Gewerbesteuer wird sichergestellt, dass Gemeinden ein Interesse an der Ansiedlung und am Erhalt von Unternehmen in ihrem Gebiet haben.
  • Die Gewerbesteuer wird an die Gemeinde oder das zuständige Finanzamt überwiesen.

Wie hoch ist die Gewerbesteuer?

  • Die Gemeinde hat Einfluss auf die Höhe der zu zahlenden Gewerbesteuer (Gewerbesteuersatz).
  • Auch dein Gewinn beeinflusst, wie viel Gewerbesteuer du zahlen musst.
  • Der jährliche Freibetrag beträgt 24.500 Euro.
  • Der Gewerbesteuermessbetrag bildet die Basis zur Errechnung der Gewerbesteuer.
  • Der Gewerbesteuerhebesatz variiert von Gemeinde zu Gemeinde (den Satz deiner Gemeinde kannst du einfach online recherchieren).

Wann ist die Gewerbesteuer fällig?

  • Deine erste Gewerbesteuer zahlst du nach einem Jahr. Danach findet quartalsweise eine Vorauszahlung statt.
  • Die Gewerbesteuererklärung muss im Regelfall bis zum 31. Juli des Folgejahres eingereicht werden.

Inhaltsverzeichnis

Nahezu jeder Selbstständige hat in Deutschland ein Gewerbe angemeldet. Es sei denn, er gehört zu den Berufsgruppen, die von der Gewerbesteuerpflicht befreit sind. Dazu gehören alle freiberuflichen aber auch landwirtschaftlichen Tätigkeiten.

Sobald du also auf eigene Rechnung einer wirtschaftlichen Tätigkeit mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, nachgehst (und nicht zu den Freiberuflern gehörst oder in der Landwirtschaft arbeitest) musst du ein Gewerbe anmelden.

Wie das geht, erfährst du in unserem Artikel „Gewerbe anmelden - Schritt für Schritt zum eigenen Gewerbe“.

Ist dein Gewerbe angemeldet, kannst du auch schon mit deiner Arbeit loslegen und fleißig Gewinn erwirtschaften.

Sobald du diesen einfährst, wird die Einkommensteuer fällig. Und nicht nur das: Da du ein Gewerbe betreibst, bist du auch verpflichtet, Gewerbesteuer zu zahlen.

Wie du die Gewerbesteuer berechnest, wann sie fällig wird und warum du keine steuerliche Benachteiligung gegenüber Freiberuflern befürchten musst, erfährst du hier.

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Was ist die Gewerbesteuer?

Jeder der ein Gewerbe betreibt, muss in Deutschland Gewerbesteuer abführen. Diese wird im Normalfall von der Gemeinde erhoben, in der dein Unternehmen ansässig ist.

Deshalb wird die Gewerbesteuer häufig auch als Gemeindewirtschaftssteuer bezeichnet.

Die Höhe der Gewerbesteuer orientiert sich am Gewinn, den du mit deinem Unternehmen erwirtschaftest. Aber auch die Gemeinde, in der dein Gewerbe gemeldet ist, hat Einfluss auf die Höhe der zu zahlenden Gewerbesteuer.

Schuld ist der Gewerbesteuerhebesatz, aber dazu später mehr.

Warum wird die Gewerbesteuer überhaupt erhoben? Tatsächlich stellt jedes Unternehmen innerhalb einer Gemeinde auch eine finanzielle Belastung für dieselbe dar. Diese soll durch die Gewerbesteuer ausgeglichen werden.

Ebenso soll mit der Gewerbesteuer sichergestellt werden, dass Gemeinden ein Interesse an der Ansiedlung und am Erhalt von Unternehmen in ihrem Gebiet haben.

Vor Ausbeutung kleinerer Betriebe muss man dabei keine Angst haben: Ein recht hoher Freibetrag sorgt dafür, dass Unternehmen in Krisenzeiten nicht unnötig steuerlich belastet werden.

Wer muss Gewerbesteuer abführen?

Das Wichtigste vorweg: Wenn du Freiberufler*in bist, musst du keine Gewerbesteuer zahlen.

Ansonsten ist jeder Gewerbetreibende in Deutschland verpflichtet, Gewerbesteuer zu zahlen. Diese richtet sich nach seinem Gewerbeertrag.

Ob du nun Gewerbetreibende*r bist oder nicht, lässt sich durch die ausgeübte Tätigkeit ermitteln. So müssen etwa Journalist*innen, Ärzt*innen, Steuerberater*innen und viele mehr keine Gewerbesteuer zahlen, da diese Berufe zu den freiberuflichen Tätigkeiten zählen.

Wenn du unsicher bist, ob du Gewerbesteuer abführen musst oder nicht, gibt es einen einfachen Trick: Hast du mit der Aufnahme deines Geschäfts einen Gewerbeschein erhalten, bist du auch gewerbesteuerpflichtig.

Zumindest wenn dein Gewinn mehr als 24.500 Euro (das ist der Freibetrag) im Jahr übersteigt. Allerdings gilt dieser Freibetrag nur für Personengesellschaften und Einzelunternehmen. Kapitalgesellschaften sind hiervon ausgenommen.

Werden Freiberufler*innen steuerlich bevorzugt?

Da Freiberufler keine Gewerbesteuer, sondern nur Einkommensteuer zahlen müssen, könnte man meinen, dass diese Berufsgruppe steuerlich bevorzugt wird.

Das stimmt so nicht!

Zwar müssen Gewerbetreibende Gewerbesteuer zahlen, können diese aber in der Einkommensteuererklärung geltend machen (mehr dazu im Abschnitt „Was hat die Gewerbesteuer mit der Einkommensteuer zu tun?“).

Das kann ganz schön viele Euros ausmachen – und lässt somit Gewerbetreibende nicht schlechter dastehen, als Freiberufler, die dementsprechend mehr Einkommensteuer zahlen müssen.

Gewerbesteuer berechnen: Wie geht das?

Die Gewerbesteuer zu berechnen, ist nicht schwer. Ganz allgemein gliedert sich die Berechnung in zwei Phasen. In einem ersten Schritt musst du deinen Gewinn kennen und diesen zum Errechnen des Gewerbesteuermessbetrags heranziehen.

Im nächsten Schritt kommt dann der regional variierende Gewerbesteuerhebesatz ins Spiel, mit dem du die eigentliche Gewerbesteuer berechnest. Wie das genau aussieht, erfährst du in den nächsten Abschnitten.

Gewerbesteuermessbetrag x Hebesatz = Steuerlast

In der ersten Phase ermittelt das Finanzamt den Gewerbesteuermessbetrag. Dazu übermittelst du dem Finanzamt den Gewinn, den du im vergangenen Jahr mit deinem Gewerbe erzielt hast.

Von diesem wird der Freibetrag in Höhe von 24.500 Euro abgezogen und so schließlich der zu versteuernde Gewinn ermittelt.

Dieser Gewinn wird dann mit einer gesetzlich festgelegten Messzahl multipliziert (derzeit liegt diese bei 3,5 %). Und schon hat man den Gewerbesteuermessbetrag.

Formeln

Gewinn - Freibetrag = zu versteuernder Gewinn

Zu versteuernder Gewinn * 3,5 = Gewerbesteuermessbetrag

Beispiel:

Rechnen wir das einmal mit einem Gewinn von 50.000 Euro durch. Wir ziehen den Freibetrag in Höhe von 24.500 Euro ab und erhalten einen zu versteuernden Gewinn in Höhe von 25.500 Euro.

Dieser wird nun mit der gesetzlich festgelegten Messzahl von 3,5 % multipliziert. Bleibt also ein Gewerbesteuermessbetrag von 892,50 Euro.

Der Gewerbesteuerhebesatz kommt ins Spiel

In der zweiten Phase ermittelt die Gemeinde die Gewerbesteuer. Hierzu zieht sie den Gewerbesteuermessbetrag heran und multipliziert ihn mit dem Hebesatz.

Dieser variiert von Gemeinde zu Gemeinde teilweise erheblich und liegt derzeit zwischen 200 und 500 Prozent (auf der Website findest du eine Tabelle auf der alle Regionen mit ihren Hebesätzen dargestellt sind).

Das Ergebnis der Rechnung ist dann die Gewerbesteuer.

Ist die Gewerbesteuer errechnet, stellt die Gemeinde einen Gewerbesteuerbescheid aus, auf dem die Summe der Gewerbesteuer zu finden ist.

Nun kannst du die Gewerbesteuer an die Gemeinde abführen.

Wie oft und wann wird die Gewerbesteuerabgeführt?

Sobald der Gewerbesteuerbetrag für dein Unternehmen ermittelt wurde, wird auf Basis dieses Betrags die jährliche Vorauszahlung ermittelt.

Diese Gewerbesteuervorauszahlungen sind dann viermal jährlich, immer zur Mitte des Quartals, fällig: Also jeweils zum 15. der Monate:

  • Februar,
  • Mai,
  • August und
  • November.

Sicherlich mag es bequemer sein, einfach nur einmal pro Jahr die errechnete Gewerbesteuer zu zahlen.

Doch hat die quartalsweise Vorauszahlung auch ihr Gutes: Durch die Vorauszahlung ist die finanzielle Belastung nach Abgabe der nächsten Gewerbesteuererklärung nicht so hoch.

Schließlich hast du ja schon einen Teil deiner Steuer gezahlt.

Und ja, tatsächlich vergessen viele Selbstständige gerne mal die Steuer und bekommen dann einen Schock, wenn plötzlich eine hohe Steuerzahlung für ein komplettes Jahr ansteht.

Da ist die Zahlung in dreimonatigen Abständen schon eine Art von Sicherheit.

Gehen wir davon aus, dass dein Geschäftsjahr dem davor ähnelte und du fleißig deine Vorauszahlungen geleistet hast, musst du nach Abgabe deiner Steuererklärung vermutlich keine großen Nachzahlungen leisten.

Und sollte das aktuelle Geschäftsjahr weniger gut aussehen, als das Jahr zuvor, bekommst du sogar etwas vom Finanzamt zurück (da sich deine Vorauszahlungen an dem guten Geschäftsjahr davor orientierten).

Wohin überweise ich meine Gewerbesteuer?

Abgeführt wird die Gewerbesteuer an die zuständige Gemeinde oder das Finanzamt. Näheres dazu entnimmst du deiner Gewerbesteuerbescheinigung.

Zudem kannst du die Bankverbindung deiner Gemeinde ganz einfach über Google ausfindig machen. Oder du fragst bei deinem zuständigen Finanzamt nach.

Gewerbesteuererklärung: Wann muss sie abgegeben werden?

Wer ein Gewerbe hat und steuerpflichtig ist, muss eine Gewerbesteuererklärung abgeben. Und zwar immer zum 31. Juli des Folgejahres. So ist es gesetzlich geregelt.

Doch gibt es eine Ausnahme: Kümmert sich ein Steuerberater um deine Gewerbesteuererklärung, wird die Frist sogar bis zum 28. Februar des nächsten Jahres verlängert.

Die Gewerbesteuererklärung für 2021 ist also ohne Steuerberater zum 31. Juli 2022 und mit Steuerberater zum 28. Februar 2023 fällig.

Die Gewerbesteuererklärung bildet die Basis zur Berechnung der Gewerbesteuer, denn aus ihr gehen deine Ausgaben und Einnahmen hervor.

Nur mit den Daten aus deiner Gewerbesteuererklärung ist es der Gemeinde, in dem dein Gewerbe seinen Sitz hat, möglich, einen Gewerbesteuerbescheid auszustellen.

Das Formular, das du für deine Gewerbesteuererklärung benötigst, findest du online (etwa hier). Wenn dir das Ausfüllen zu kompliziert ist, kannst du alternativ auch eine Steuersoftware zur Rate ziehen, die dich Klick für Klick durch die Gewerbesteuererklärung leitet.

Oder aber, du suchst dir einen Steuerberater, der die Gewerbesteuer- und natürlich auch die Einkommensteuererklärung gerne für dich erstellt und abgibt.

Gewerbesteuer berechnen und Gewerbe-Einkommensteuer-Anrechnung

Was hat die Gewerbesteuer mit der Einkommensteuer zutun?

Wenn du ein Gewerbe hast und Gewerbesteuer zahlst, bist du auch weiterhin verpflichtet, Einkommensteuer abzuführen. Das klingt erst einmal gar nicht schön. Doch keine Panik!

Zur Entlastung von Selbstständigen und kleinen Unternehmen, hat der Gesetzgeber sich etwas einfallen lassen: Du hast die Möglichkeit, die Gewerbesteuer in der Einkommensteuererklärung geltend zu machen.

Auch hier ist die Rechnung einfach: Seit Kurzem ist eine maximale Einkommensteuer-Minderung von 400 Prozent festgelegt. Du rechnest diese Minderung wie folgt aus.

Formel:

Steuermessbetrag * 4,0 = Einkommensteuerminderung.

Mit unserem Beispiel aus dem obigen Abschnitt „Gewerbesteuer berechnen: Wie geht das?“ ergibt sich folgende Rechnung:

892,50 Euro * 4,0 = 3.570,00 Euro

In diesem Fall beträgt die maximale Einkommensteuerminderung demnach = 3.570,00 Euro.

Das Finanzamt berechnet dann mit diesem Betrag deine Einkommensteuer.

Gewerbesteuer in der Kontist App

Kontist bietet dir als Selbständige*r ein intelligentes Geschäftskonto, das dir immer zeigt, wie viel von deinem Geld eigentlich dir gehört und wie viel du für Einkommensteuer und für Umsatzsteuer zur Seite legen solltest.

Und die Gewerbesteuer? Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, was du mit deinen Gewerbesteuerzahlungen machen sollst und hast den Reiter für deine Gewerbesteuer gesucht.

Die gute Nachricht: Wir haben nicht einfach eine Steuerart vergessen. Wir müssen immer einen Zwischenweg zwischen Funktionsumfang und Usability finden und in unserer App findest du die Gewerbesteuer auch in dem Tab für die Einkommensteuer.

Wie du nun weißt, mindert die Gewerbesteuer die Einkommensteuer. Vereinfacht kann man also sagen, dass du 10.000 Euro weniger Einkommensteuer zahlst, wenn du 10.000 Euro Gewerbesteuer zahlen musst.

Freiberufler, die nicht gewerbesteuerpflichtig sind, zahlen dafür mehr Einkommensteuer.

Diese beiden Steuerarten gleichen sich aus und die Höhe deiner gesamten Steuerbelastung verändert sich durch deine Gewerbesteuerpflicht nicht (Für die Steuerexperten unter euch: Sie verändert sich nur minimal und kann bei unser groben Kalkulation vernachlässigt werden.)

Wie du richtig kategorisierst

Wenn du nun also eine Gewerbesteuer-Vorauszahlung oder eine Gewerbesteuerabschlusszahlung leistest, solltest du diese Zahlung als Einkommensteuerzahlung kategorisieren, damit die Steuerkalkulation in deiner Kontist App richtig ist.