Irgendwann kommen wir alle an den Punkt, an dem wir uns fragen: „Mache ich das jetzt ernsthaft für die nächsten 30 Jahre?!“ Ja, das Berufsleben kann manchmal eindimensional wirken. Und für manche sogar wie eine Einbahnstraße aussehen. Andere denken darüber nach, wie sie sich fachlich oder persönlich weiterentwickeln können. Das geht Angestellten wie Freiberuflern so. Erst ackert man jahrelang wie wild, um die Traum-Position zu ergattern oder sich als Selbstständiger auf dem Markt etabliert zu haben – und dann stellt man sich erst mal die Sinnfrage. Aber hey, da gibt’s ne Lösung! Einen Mentor finden.
Der klassische Weg – so läuft Mentoring in Unternehmen ab
Ein erfahrener Manager (Mentor) trifft sich regelmäßig mit einem jungen Kollegen, häufig einem High Potential (Mentee) und gibt sein fachliches Wissen weiter. Darüberhinaus berät er den Jüngeren in Karrierefragen, öffnet Türen in andere Abteilungen, vernetzt mit Kollegen und hilft dabei, die aktuellen und vergangenen beruflichen Schritte zu reflektieren. Mentoring ist also ein klassisches Instrument der Personalentwicklung. Häufig gibt die Personalabteilung den Impuls und hilft dabei, die Tandems zu bilden. Unternehmen haben aber nicht nur das Interesse, die bestehenden Mitarbeiter zu formen und zu fördern. Sie wollen durch Mentoring-Programme auch künftige Fachkräfte rekrutieren.
Etwa der Autohersteller BMW. Weil man sich mehr weibliche Bewerberinnen aus technischen Fächern wie Elektrotechnik, Maschinenbau und Mathematik wünscht, kooperiert die Personalabteilung mit der Fachhochschule Landshut, um Mentoren zu finden. Erfahrene BMW-Mitarbeiterinnen werden die Mentorinnen von Studentinnen. Maike Dieckmann, Spezialistin Entwicklung Faserverbundwerkstoffe bei BMW in Landshut, hat Produktions- und Automatisierungstechnik studiert. Die 35-Jährige nimmt nun schon zum zweiten Mal bei dem Förderprogramm für junge Frauen teil und fungiert als Mentorin für eine junge Studentin. „Wir bilden über zwei Semester lang ein Tandem, treffen uns etwa alle 14 Tage, wobei die Initiative hier vom Mentee ausgeht. Wir sprechen viel über das Studium, über Konflikte im Job und wie ich meinen Arbeitsalltag gestalte“, erzählt Maike Dieckmann. Sie half ihrer Mentee auch schon, die Projektarbeit zu stemmen. Im Gegenzug fand es die Entwicklungsspezialistin spannend zu erfahren, was Studierende heute bewegt und wie sich technische Studiengänge verändert haben. „Mit so einem Programm lernt man die nächste Praktikantin oder eine qualifizierte Nachwuchskraft kennen. Außerdem ist es ein schönes Gefühl, jemandem helfen zu können. Und für die Selbstreflektion ist es auch nicht schlecht. Welchen Weg habe ich zurückgelegt, wo stehe ich eigentlich gerade?“, erzählt Maike Dieckmann. Sie fand auch offene Worte in den Gesprächen mit ihrer Mentee, die immer wieder Zweifel an der Wahl ihres Fachs hatte. Am Ende brach sie das Studium ab. Auch das kann Mentoring leisten: Den richtigen Weg für sich zu finden, angeleitet durch einen erfahrenen Mentor.