„Ahoi, Ihr Lieben!“ Mit diesen Worten beginnt jedes Video auf dem YouTube-Kanal von Matthias Morr. Zwar hat der Hamburger mit 27.000 Abonnenten nun längst nicht so viele Klicks eingesammelt, wie bekannte Influencer, wie beispielsweise die YouTuberin DaggiBee, dafür macht er aber etwas ganz Außergewöhnliches. Statt in einem langweiligen Bürojob am Schreibtisch zu hocken, verbringt er als Selbstständiger ziemlich viel Zeit auf Reisen. Genauer gesagt, auf Kreuzfahrten. Und jetzt wird es richtig interessant: Denn er arbeitet dort nicht als Teil der Crew, sondern wird von den Reedereien eingeladen. Wie ein normaler – oder besser gesagt,wie ein erster Klasse-Tourist – genießt er das komplette Angebot auf den großen Schiffen. Zum Beispiel auf der AIDA. Es ist ja an sich schon ziemlich faszinierend, mit einer Tätigkeit Geld zu verdienen, für deren Nutzung andere Menschen bereit sind viel Geld zu zahlen. Und zwar extrem viel Geld. So kosten beispielsweise neun Tage Karibik-Kreuzfahrt nach Miami und Kuba in der Suite auf dem Luxus-Schiff „Sirena“ bis zu 7.200 Euro pro Person. Auch wenn im Preis schon Vollpension und das komplette Unterhaltungsprogramm inbegriffen sind, ist das immer noch eine ganz schöne Stange Geld. Und als Schiffstester ist man ja nicht nur einmal im Jahr unterwegs, sondern quasi permanent im Einsatz.
Public Relations – aber nicht in eigener Sache
Das hört sich toll an? Ist es auch. Doch wie wird man Reiseblogger? Wie macht man sich eigentlich als Schiffstester oder Reiseblogger selbstständig? Genau hier fängt die Sache an, etwas knifflig zu werden. Im Prinzip befindest du dich nämlich als Freelancer in der Öffentlichkeitsarbeit bzw. Werbebranche. Du bloggst, postest auf Facebook oder stellst YouTube-Videos über deine Reisen ins Netz. Das ganze sieht dann nicht wie klassische Werbung, sondern wie ein neutraler Erfahrungsbericht aus. Dass es PR ist, erkennt man lediglich daran, dass beispielsweise am Anfang des YouTube-Videos der Sponsor erwähnt wird. Im Falle von Matthias Morr ist dies ein großes, überregionales Portal, welches eben diese Kreuzfahrten – selbstverständlich kostenpflichtig – im Online-Geschäft vertreibt. Grundsätzlich ist es so, dass Du mit Tätigkeiten als Reiseblogger und Schiffstester nicht sofort an jeder Ecke an Gratis-Reisen kommst - geschweige denn Geld verdienst. Du bist zunächst für die Reiseveranstalter ein selbstständiger Dienstleister – und wie bei jedem Dienstleister geht es darum, sich eine Reputation zu erarbeiten, um überhaupt für Deine Kunden – in diesem Falle Reiseveranstalter – interessant zu werden. Deine Reputation hat für den Reiseveranstalter ein höheres Gewicht, als die Klickzahl des YouTube-Channels, des Blogs oder der Facebook-Seite, wie sich sehr gut am Beispiel von Matthias Morr zeigt. Eine professionelle Ausbildung im Bereich PR oder Journalismus ist zwar für das Betreiben eines Reiseblogs nicht zwangsläufig erforderlich, Kenntnisse im journalistischen Schreiben oder (Web-)Marketing sind aber ganz sicher von Vorteil. Entsprechende Kurse werden unter anderem regelmäßig von Volkshochschulen oder privaten Bildungseinrichtungen – auch online – angeboten.