Wer neugierig ist, ist interessiert. Wer interessiert ist, ist lernfähiger und offener bezüglich einer Sache. Und wer lernfähig und offen ist, kann sich Fähigkeiten aneignen und diese auch nutzen. Es wird wohl kaum einen Autoren geben, der selber nicht liest oder keine Lust auf Sprache hat. Und Illustratoren werden gewiss Neugier gegenüber neuen Tools zum Illustrieren oder auch den Werken anderer Künstler verspüren. Das ist die eine Seite der Neugier, die oft auch mit Leidenschaft einhergeht.
Die andere Seite ist die Ablenkung: Wer allzu neugierig ist und sich mit allem, was ins Blickfeld rutscht und nicht uninteressant scheint, beschäftigt, der kommt oft vom eigentlichen Weg des Alltags ab. Das ist natürlich nichts Schlimmes, solange du trotz aller Ablenkungen noch alles schaffst, was geschafft werden muss. Ich selbst habe beispielsweise das Problem, beim Recherchieren für Texte ständig im Klein-Klein von Teilaspekten hängenzubleiben. Beim Schreiben wird das dann wieder ausgedünnt – natürlich.
Neugier und ehrliches Interesse sind gute Dinge. Nur lohnt es sich natürlich, zwischen vorübergehender Neugier (und Ablenkung) und der beständigen Neugier zu unterscheiden. Es ist ein wenig wie mit dem Verliebtsein: Am Anfang ist ohnehin alles super, aber nach einigen Monaten verblasst das Rosa dann doch etwas. Es folgt die Entscheidung: Nehme ich diese nette, kurze Erfahrung mit oder sehe ich, dass die sich aufbauende Verbundenheit sogar das bedingungslose Verliebtsein überflügelt? Und sehe ich das Potenzial zur bedingungslosen Liebe?
Das ist alles sehr subjektiv, aber ich bin als freiheitsliebender Mensch und Selbstständiger überzeugt davon, dass ein jeder im Rahmen seiner Freiheiten abwägen sollte, was er wirklich auf lange Sicht tun möchte. Während der Ausbildungsweg und das Talent natürlich eine große Rolle spielen, entscheiden doch am Ende andere Faktoren über die Zufriedenheit im Berufsleben.
Erfolg ist toll. Richtig toll ist aber Erfolg (oder zumindest ein zufriedenstellendes Ergebnis) nur, wenn der Weg dorthin an sich ein sich richtig und gut anfühlender war.
Interessen visualisieren und Schnittpunkte ausfindig machen
„Folge deiner Leidenschaft“ und „Tu, was dir Freude macht“ sind Sätze aus Glückskeksen ohne Mehrwert, wenn man nicht weiß, was nun die Leidenschaft sei oder was Freude bereitet. Es hilft daher ungemein, noch einmal zur Neugier zurückzukehren und hier das Leidenschaft erweckende herauszudestillieren.
Steven Kotler, ein Autor und Journalist, der sich mit Themen wie (Work-)Flow, Selbstmotivation und ähnlichem beschäftigt, hat einen recht simplen Vorschlag gemacht, wie du und ich Neugier zumindest einmal visualisieren können. So lässt sich herausfiltern, was wirklich ein gutes Betätigungsfeld – für einen Freelancer oder auch als Hobby – sein kann. Grob lassen sich Kotlers Schritte derart formulieren:
1. Mach eine Liste von Dingen, die dich neugierig machen
2. Suche nach Überlappungen
3. Beschäftige dich mit den Überschneidungen und teile deine Erfahrungen (etwa Gelerntes, Gelesenes oder Gemachtes) mit anderen
Dazu seien zwei Dinge angemerkt: Erstens müssen die Interessen spezifisch sein. „Sport“ ist nicht ausreichend. Die Sportart und die Frage, ob es Team- oder Einzelsport sein soll, solltest du benennen können. Zweitens basiert die Empfehlung, deine Erfahrungen zu teilen, auf der Idee, dass das Teilen von positiven Erlebnissen und Gedanken Dopamin ausschüttet. Dopamin macht glücklich und motiviert. Die Idee ist also, durch weitere Beschäftigung eine hormonelle positive Rückkopplung zu erzeugen.