Warum arbeiten wir jedes Jahr einen ganzen Monat unbezahlt?

Gesetze werden in Hinblick auf größere Unternehmen gemacht. Eingehalten und umgesetzt werden müssen sie aber auch von uns Selbstständigen, die dem Berg von bürokratischen Aufgaben gegenüberstehen und keine Steuerfachabteilungen haben. Wir haben euch gefragt, wie viel Zeit ihr für eure Administration benötigt und haben überwältigendes Feedback bekommen. Das Ergebnis überrascht uns gar nicht: Wir organisieren uns in den Wahnsinn! Diese Umfrage gibt einen guten Einblick…

Dabei geht es nur um den eigenen Zeitaufwand und nicht um die direkten Kosten, die durch Steuerberater, Consulting-Dienste oder Rechtsberatung verursacht werden. Es geht um den großen Posten, den niemand sieht und der uns Umsatz und Wachstumschancen kostet.

Methodik

Kontist hat 257 Gründer und Selbständige befragt. 70% der Teilnehmer waren männlich, 27% weiblich und 3% non-binär. 80% der Teilnehmer in Vollzeit selbständig, 20% in Teilzeit. Die Umfrage wurde in schriftlicher Form online durchgeführt. Der Fragebogen wurde in den wichtigsten deutschen Online-Communities für Selbständige distribuiert. Weniger als 25% der Umfrageteilnehmer gehören zur Kundengruppe von Kontist (gemessen anhand von Email-Daten, die Teilnehmer hinterliessen).

Die Grafiken stehen zur freien Verwendung für Blogger und Journalisten. Bitte schickt eine Anfrage an press@kontist.com

1. In Summe verlieren Selbständige im Durchschnitt 24,6 Tage pro Jahr durch Bürokratie und Verwaltungsaufwand rund um Rechnungsstellung, Buchhaltung, Reisekostenabrechnungen, Klärung steuerlicher Fragen und mehr. Somit wird mehr als ein vollständiger Arbeitsmonat für die eigene Organisation benötigt. Über ein Monat unbezahlter Arbeit, die jeder leisten muss, der sich in Deutschland selbständig macht.

2. Ausgehend von 24,6 Tagen Verwaltungsaufwand und einem durchschnittlichen Stundensatz von 59,61 Euro (durchschnittlicher Stundensatz aller Umfrageteilnehmer) hat jeder Selbständige einen Verdienstausfall von 11.735 Euro pro Jahr durch Bürokratie zu verkraften - jedes Jahr. Nicht berücksichtigt sind dabei die direkten Kosten, wie etwa für Steuerberater, Software und Rechtsbeistand.

3. Besonders hart sind Teilzeit-Selbständige und -Gründer getroffen. Sie arbeiten häufig nur die Hälfte der Zeit, haben mit 173,9 Stunden/Jahr aber nur einen geringfügig kleineren Verwaltungsaufwand als Vollzeit-Selbständige (202,5 Stunden/Jahr). Da fast kein Gesetz eine Unterscheidung zwischen Vollzeit- und Teilzeit-Selbständigen macht, sind nebenberufliche Gründungen besonders stark belastet und müssen prozentual besonders viel Zeit für die Eigenorganisation aufwenden.

4. In Deutschland gibt es etwa 4,4 Mio. Selbständige (laut der Quelle: WSI Wirtschafts- und Sozialwissen-schaftliches Institut). Wenn man den Verdienstausfall von 11.735 Euro pro Kopf auf alle Selbständigen hochrechnet, kommen wir zu einem Verdienstausfall von etwa 50 Mrd. Euro pro Jahr nur durch Bürokratie. Bei einem durchschnittlichen Einkommensteuersatz von 30% bedeutet das einen Steuerausfall von 15 Mrd. Euro pro Jahr.

5. Auf Monatsbasis sind es 15,3 Stunden pro Kopf, die jeden Monat für die laufende Bürokratie aufgewendet und nicht vergütet werden. Dazu kommen pro Kopf noch einmal 13,1 Stunden für die jährlichen Steuererklärungen und den Jahresabschluss. Das sind 28,4 Stunden, die zum Jahresende aufgewendet werden müssen.

6. Die drei größten Zeitfresser sind monatlich wiederkehrende Aufgaben. Diese sorgen für einen Zeitaufwand von 135,6 Stunden/Jahr. Das sind knapp 70% des gesamten Bürokratieaufwands. Alle drei Positionen haben mit der monatlich wiederkehrenden Buchhaltung zu tun und beinhalten die Rechnungserstellung, das Forderungsmanagement und das Banking, die Belegorganisation (inkl. Reisekosten- und Kreditkarten-abrechnungen) und die regelmäßigen Buchungen mit Umsatzsteuer-Voranmeldung.

Alle Ergebnisse

Hier nochmal alle Ergebnisse in der Übersicht.

Um Antworten zu kategorisieren, die in offene Zahlenfelder eingetragen wurden, verwenden wir Schlagwortwolken. Diese stellen Antworten als Grafiken dar, wobei die am häufigsten verwendeten Zahlen am größten dargestellt werden.

Wie viele Stunden pro Monat verwendest du auf das Schreiben, Bezahlen und Mahnen von Rechnungen?

Wie viele Stunden pro Monat verwendest du darauf, Belege für Einnahmen und Ausgaben zu sortieren (inklusive Reisekosten- und Kreditkartenabrechnung)?

Wie viele Stunden pro Monat verwendest du auf deine Buchhaltung und Umsatzsteuervoranmeldung?

Wie viele Stunden pro Monat verwendest du auf die Klärung steuerlicher Fragen - z.B. Gespräche mit dem Steuerberater oder Finanzamt?

Wie viele Stunden benötigst du pro Monat für Fortbildung zu Steuer- und Rechtsfragen?

Wieviele Stunden pro Jahr beschäftigst du dich mit der Erstellung des Jahresabschlusses und der Steuererklärungen?

Über Kontist

Selbständige und Gründer bekommen nicht die Unterstützung, die sie verdienen; besonders, wenn es um die Komplexität von Finanzen geht. Kontist ist ein von Selbständigen entwickeltes Geschäftskonto für Selbständige, in dem Banking, Buchhaltung und Steuerkontrolle zusammenlaufen. Es erleichtert Selbständigen, den Überblick über ihre Finanzen zu behalten, bildet automatisch Rücklagen und bewahrt vor Liquiditätsengpässen.