„Du bist ja eh den ganzen Tag nur auf Facebook“
Dabei gibt es Berufsgruppen, die es schwerer haben, als andere, für ihre Arbeit ernst genommen zu werden und ihre Leistung anerkannt zu bekommen. So gut wie jeder Mensch, der sich beruflich mit Social Media auseinandersetzt, hat wahrscheinlich schon das ein oder andere Mal gehört, wie beneidenswert sein Job doch wäre, schließlich sei man ja „den ganzen Tag nur auf Facebook“. Dabei werden die komplexen und vielfältigen Aufgabenbereiche eines Social Media Experten auf die eigenen Erfahrungen mit den Plattformen reduziert.
1,9 Milliarden aktive Nutzer weltweit hat Facebook im vergangenen Jahr gemeldet. Davon werden sich zwar nur die wenigsten intensiv beruflich mit der Plattform auseinandersetzen, jedoch hat jeder dieser 1,9 Milliarden Menschen die Benutzeroberfläche von Facebook schon mal gesehen und höchstwahrscheinlich auch schon mal ein Posting abgesetzt. Das führt oft dazu, dass auch die Nutzer, die sich nicht tagtäglich mit der Kommunikation auf Facebook und der Auswertung von Zahlen und KPIs beschäftigen, meinen, sie hätten das Medium durchschaut, weil sie selbst in ihrem eigenen Alltag damit hin und wieder zu tun haben.
Dieses Phänomen trifft nicht nur auf den Social Media Manager zu. Sobald ein Aspekt der professionellen Arbeit etwas betrifft, was mehrere Menschen in ihrem täglichen Leben begleitet, wird aus passiven Konsumenten schnell ein Experte und die Arbeit als solche kann ja gar nicht so schwer sein.
Wertschätzung
Wertschätzung im Job ist wichtig. So wichtig sogar, dass bei einer repräsentativen Umfrage der Manpowergroup zur Jobzufriedenheit 49% der Befragten angegeben haben, dass das Aussprechen von Wertschätzung die für sie wichtigste Verhaltensweise ist, um ihre eigene Zufriedenheit zu steigern. Auch, wenn man als Selbstständiger keinen Vorgesetzten mehr hat, ist das Anerkennen der eigenen Leistung ein wichtiger Punkt, um die Motivation und Zufriedenheit mit dem Beruf zu fördern.
Wenn der eigene Freundeskreis nun aber deutlich zu verstehen gibt, dass die eigene Leistung für sie kostenlos sein sollte, hat das nicht mehr viel mit Wertschätzung für die Zeit und das Können, das in die Arbeit fließt, zu tun. Das ist insbesondere dann umso verletzender, wenn uns die Freunde bei der schwierigen Entscheidung, sichere Angestelltenverhältnisse aufzugeben und unseren Traum von selbstbestimmter Arbeit zu verwirklichen, begleitet und somit vielleicht sogar miterlebt haben, wie viel Arbeit allein der Weg zur Gründung eines eigenen Unternehmens ist.
Der lange Weg in die Selbstständigkeit
Schließlich machen sich nur die wenigsten Menschen völlig alleine selbstständig. Natürlich, auf dem Papier sind wir oft ein Ein-Mann-Unternehmen, doch bis wir dahin kommen, uns Selbstständig oder auch Freelancer nennen zu dürfen, haben wir sicher schon die ein oder andere Krise durchlebt, Träne verdrückt und Zweifel gehabt. Dabei ist es wichtig, einen Freundes- und Familienkreis oder einen Partner zu haben, der uns unterstützt und wiederaufbaut, wenn unser großer Traum zu platzen droht oder die vielen Formalitäten und bürokratischen Aufwände die Zeit klauen, die eigentlich für den Aufbau der eigenen Existenz so wichtig wäre.
Wer also den Weg von einer Idee zu einem handfesten Businessplan schon mal mitgemacht hat, wenn auch nur aus zweiter Reihe und beratend zur Seite stehend, der weiß, wie viel Arbeit da drin steckt. Viele Stunden, in denen man sich mit Steuerrecht, Versicherung, Abrechnungen und Rechtsverordnungen auseinandersetzen muss, noch bevor man überhaupt mit dem angefangen hat, weswegen man das ganze erst macht.
Aller Anfang ist schwer
Man sagt, dass es bis zu drei Jahre dauern kann, bis man sich als Freelancer etabliert hat. Das erste Jahr ist für das Gewinnen von Kunden und dem generellen Bekanntmachen des eigenen Könnens oder der angebotenen Dienstleistung. Das zweite Jahr ist oftmals weitaus schwieriger, weil erstmalige Kunden wegfallen können und man eine Balance zwischen der Pflege von guten Bestandskunden, aber auch der konstanten Akquise finden muss.
Gerade in dieser so wichtigen Anfangszeit sind viele Selbstständige noch bereit, kleinere Arbeiten auch kostenlos für Freunde durchzuführen. Die anfängliche Euphorie, jetzt der eigene Chef zu sein, und natürlich auch noch die Unerfahrenheit beim Einteilen der eigenen Ressourcen können dazu führen, dass gewinnbringende Aufträge und Freundschaftsdienste mit gleicher oder zumindest ähnlicher Priorität gehandhabt werden.
Hierbei muss man sich selbst disziplinieren und verstehen, dass Arbeitszeit gleichbedeutend mit dem eigenen Gewinn ist. Denn auch wenn gerade kein Auftrag eines zahlenden Kunden aussteht, sollte die dadurch freie Zeit für die Investition in die eigene berufliche Zukunft gesehen werden – sei es durch das Besuchen von Veranstaltungen, um zu Netzwerken und potentielle neue Kunden zu gewinnen oder durch die eigene Weiterbildung oder Realisation von Nebenprojekten. Auch wenn dadurch zuerst kein Geld eingespielt wird, ist es eine langfristige Anlage in das eigene Business. Nutzen wir diese Zeit jedoch, um Arbeiten für Freunde oder Bekannte durchzuführen, werden wir in keiner Weise entlohnt - weder finanziell, noch durch die Option auf weitere Aufträge.