Wie du deine individuelle Nische findest und was danach zu tun ist
Wähle ein oder mehrere Transportgüter, für die es in deinem Umfeld Bedarf gibt. Wenn an deinem Standort schon mehrere Umzugsunternehmen ansässig sind, braucht es wahrscheinlich nicht noch ein weiteres. Wobei es natürlich auch darauf ankommt, ob du auf dem Land oder in einer Großstadt ansässig bist. Je ausgefallener deine Geschäftsidee oder je weniger es jemandem mit deiner angestrebten Dienstleistung gibt, desto mehr potentielle Kunden und mehr Erfolg wirst du haben.
Im ersten Schritt solltest du also gründlich recherchieren, ob deine Idee in deinem Umkreis Sinn macht. Führe dazu eine genaue Standort- bzw. Konkurrenzanalyse durch, indem du deinen Aktionsradius exakt definierst. Möchtest du Güter regional (in deinem Umkreis) transportieren oder Deutschlandweit, innerhalb Europas oder sogar weltweit? Wobei sich diese Frage sicherlich maßgeblich nach deinen Startbedingungen richten wird. Fängst du als Solopreneur an, wirst du dich anfangs wahrscheinlich eher auf deinen näheren Umkreis fokussieren.
Manche werden aber auch das Motto "think big" verfolgen und gleich groß einsteigen. Und du solltest dir auch die Frage stellen, ob du dein Angebot nur an Geschäftskunden richtest, ob du im Privatsektor agieren möchtest oder beides.
Dazu gibt es viele Fragen, unter anderem: Wie bist du finanziell aufgestellt? Bist du alleine oder hast du eine Familie zu versorgen? Hast du Eigenkapital zur Unternehmensgründung oder brauchst du einen Kredit? Wie sieht es mit Existenzgründungszuschüssen aus? Wie ist es mit dem Equipment? Was benötigst du für dein Unternehmen?
Denn eines ist klar, im Gegensatz zu beispielsweise einer Selbständigkeit als Texter, bei der du Zuhause arbeitest und eher keine allzu hohen Investitionen hast, musst du dich als Transportunternehmer, je nach Größe deiner Firma, ganz anders aufstellen. Unter anderem wirst du ein Büro- und/oder Lagerräume benötigen, natürlich entsprechende Fahrzeuge und einiges mehr.
Auch hier hilft der Businessplan, um einen genauen Überblick zu bekommen. Die Liste ist hier aber noch nicht zu Ende. Ein weiterer Aspekt, der zum Tragen kommt: Hast du vor, dich Geschäftspartnern zusammen zu schließen und/oder Angestellte zu beschäftigen, ergibt dies zusätzliche, auch finanzielle Anforderungen an deine Firma und dein Knowhow.
Weitere Kostenfaktoren sind die dringend erforderlichen Versicherungen, die du abschließen musst, wie zum Beispiel die Gewebehaftpflicht- bzw. Betriebshaftpflichtversicherung. "Selbstständige Frachtführer im gewerblichen Güterkraftverkehr sind nach § 7a GüKG (Güterkraftverkehrsgesetz) verpflichtet, sich gegen Güter- und Verspätungsschäden abzusichern".
Empfehlenswert ist eine Frachtführerversicherung, die dich zum Beispiel vor hohen Entschädigungsforderungen seitens eines Auftraggebers schützt, falls Waren beim Transport beschädigt werden, kaputt oder sogar verloren gehen. Auch bei eventuellen Verspätungen, falls du dich vertraglich verpflichtet hast, die Waren zu einem konkreten Zeitpunkt zu liefern, sichert dich diese ab.
Darüber hinaus musst du auch deinen privaten Versicherungsschutz in die Kalkulation mit einbeziehen. Hier sind unter anderem die Krankenversicherung, Kranken - und Krankentagegeld, eine Unfallversicherung und die Kosten für deine Altersvorsorge wichtig. Als Mitglied in der Berufsgenossenschaft werden auch hier Beiträge fällig. Und last but not least: Auch deine Fahrzeuge kosten Geld - Anschaffung, Leasingraten, Versicherungen und Instandhaltungs- bzw. Reparaturkosten schlagen teilweise monatlich zu Buche.
Diesem Punkt widmen wir uns hier jetzt nochmal explizit. Denn ob du als Einzel-Kleintransportunternehmer, als Kurierdienstleister, als mittelständischer Transportunternehmer oder als Groß-Spediteur agierst, die adäquaten Fahrzeuge sind deine Haupt-Existenzgrundlage, wenn du ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen möchtest. Die Planung und Anschaffung der entsprechenden Fahrzeuge hängt schlicht und ergreifend davon ab, wen oder was du transportieren möchtest.
Dann erst kannst du festlegen, welche und wie viele Fahrzeuge du benötigst und wie groß oder speziell diese sein müssen. Auch das gehört stets schon in den Businessplan, steht dies doch in direktem Zusammenhang mit den finanziellen Mitteln, die du zur Verfügung haben musst. Heißt, wie kostspielig das Ganze wird, ob dein privates Kapital reicht oder ob du externe Geldgeber brauchst.
Festzuhalten ist: Startest du als Einzel-Kleinunternehmen und möchtest zum Beispiel private Umzüge abwickeln, benötigst du ein anderes Fahrzeug als wenn du Großkunden oder gleich eine "ganze" Spedition gründen möchtest.
Noch ein Wort dazu: Fahrzeug (e) kaufen oder leasen? Beide Varianten haben Vorteile bzw. Nachteile. Leasing wäre auf jeden Fall eine empfehlenswerte Lösung, weil du nicht schon in der Gründungsphase eine hohe Summe für die Anschaffung in die Hand nehmen musst. Wenn du ein Fahrzeug kaufst, kannst du es allerdings als Anlagevermögen geltend machen - was bei geleasten Fahrzeugen nicht geht - und es darüber abschreiben.
Das mindert deine Steuerlast und du gewinnst Mittel für neue Investitionen. Für die Anfangsphase gibt es aber auch Alternativen: entweder ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen, um deine Ausgaben kleiner zu halten oder du mietest/least/finanzierst ein Fahrzeug und kaufst es dann nach einer gewissen Zeit (so genannte Schlussrate).
Sobald dein Unternehmen rentabel läuft, kannst du erzielte Gewinne teils in neue, auch effizientere und klimaschonende Fahrzeuge (Steuervorteile) investieren und teils Rücklagen aufbauen. In dieser Hinsicht ist es auf jeden Fall hilfreich, sich gut beraten zu lassen. Ein Steuerberater kann alle Möglichkeiten prüfen und dir die beste Variante darlegen.
Vorschriften, Anmeldung und Qualifikation
Als Transportunternehmer musst du verschiedene Gesetze und Verordnungen beachten und ein Anmelde- und Genehmigungsverfahren durchlaufen. Zunächst ist die Gewerbeanmeldung als Transportunternehmer (im Güterkraftverkehrsgewerbe) zu tätigen. Hier ist eine Voraussetzung die so genannte Erlaubnispflicht. Wenn du LKWs über 3,5 Tonnen betreiben möchtest, benötigst du eine Erlaubnis (Lizenz) von der zuständigen Verkehrsbehörde. Kleinere Transporter unter dieser Gewichtsklasse sind dagegen nicht erlaubnispflichtig. Dann benötigst du nur eine einfache (reguläre) Gewerbeanmeldung.
Bei der erlaubnispflichtigen Gewerbeanmeldung gibt es darüber hinaus weitere Voraussetzungen für die Lizenzerteilung. Du musst dazu das entsprechende Formular ausfüllen, auf dem du ganz bestimmte und für den Vorgang wichtige Angaben - persönlicher und geschäftlicher Natur - machen musst. Oberste Priorität hat dabei eine detaillierte Beschreibung deines angestrebten Leistungsspektrums.
Dieser Aspekt ist entscheidend dafür, welche Nachweise du für die Gewerbeanmeldung beibringen musst: Zur Eignungsprüfung, ob du als Transportunternehmer zur Geschäftsführung eines Güterkraftverkehrsunternehmens in der Lage bist, gelten folgende Nachweise:
- Dein finanzielles Leistungsvermögen: Entweder verfügst du über genügend Eigenkapital. Dazu zählen auch finanzielle Reserven für Transporter. Außerdem musst du beim Gewerbeamt in der Regel auch eine Unbedenklichkeitserklärung vom Finanzamt und eventuell auch von der Berufsgenossenschaft und der Krankenkasse einreichen.
Gegebenenfalls müsstest du auch eine Kreditzusage vorlegen, falls dies der Fall sein sollte. Bedenke auch, dass all diese Schritte mit Kosten verbunden sind, wie die Gewerbeanmeldung selbst (im Schnitt um 50 bis 80 Euro, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden) und weitere Kosten für die zu erbringenden Nachweise.
- Deine persönliche, unternehmerische Zuverlässigkeit: Auch diesen Aspekt musst du belegen. Als Nachweis gilt hier das polizeiliche Führungszeugnis und der Auszug aus dem Gewerbezentralregister. Bedenke: Gründest du ein Unternehmen mit mehreren Gesellschaftern, müssen alle Beteiligten diese Nachweise erbringen. Zum Thema Rechtsform findest du später im Text noch mehr Infos.
- Deine fachliche Eignung und Qualifikationen: Für eine Selbständigkeit in diesem Bereich werden entsprechende Fachkenntnisse vorausgesetzt. Neben den speziellen Fachkundeprüfungen bei der Industrie- und Handelskammern (kosten um die 200 Euro) dient eine vorab erfolgreich abgeschlossene Fach-Ausbildung oder ein entsprechendes Studium als Qualifikation.
Berufsbilder sind unter anderem Speditionskaufleute, Verkehrsfachwirte, Kaufleute im Straßen- und Eisenbahnverkehr mit der Fachrichtung Güterverkehr, Diplom-Betriebswirte mit entsprechend berufsrelevanten Schwerpunkten. Darüber hinaus gibt es eine Anzahl an "neuen" Bachelor-Studiengängen wie "Transport und Logistik" oder "Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik".