In den vergangenen Jahren haben Schlagzeilen über steigende Preise und Lebenshaltungskosten die Medien dominiert – auch wenn sich die Lage in Deutschland ab 2025 etwas entspannt hat. Doch angesichts von Handelskonflikten und globalen politischen Unsicherheiten ist es wichtiger denn je, bei Themen wie Inflation, Deflation und Stagflation am Ball zu bleiben.
Wenn du dich nun fragst, was dich diese Begriffe aus der Ökonomie angehen, dann möchte ich folgende Stichpunkte als Antwortvorschläge nennen:
– Preisfindung und Stundensatzkalkulation
– Produktionskosten sowie sonstige Betriebsausgaben
– Finanzielle Planung (Altersvorsorge am Kapitalmarkt etwa)
– Kredit- und Investitionsentscheidungen
Tatsache ist, dass Preisentwicklungen, Wertentwicklungen und auch Zinsen Auswirkungen auf die Finanzen eines jeden Einzelnen haben. Bei Einzelunternehmern und Freelancern allgemein sind es vor allem die allgemeine Teuerungsrate und die Produktionskosten, die relevant sind. Bei Investitionen kommt auch noch das Kreditwesen hinzu. Falls du dich mit einer kapitalgedeckten Altersvorsorge beschäftigst, betreffen dich all die genannten X-Flationen.
Die Frage, warum Inflation, Deflation oder Stagflation entstehen, werde ich hier nur in Teilen beantworten. Die Diskussion darüber möchte ich gerne Ökonomen überlassen. Spannender ist doch, was du als Selbstständiger und deine Finanzen verantwortender Mensch daraus ableiten kannst.
Natürlich ist nichts vom hier Stehenden eine Form von Beratung. Der Text dient der allgemeinen Information.
Inflation: Alles wird (fast immer) teurer
Inflation ist leicht verständlich, insofern von der Preisinflation gesprochen wird. Es ist so, dass immer wieder alles teurer wird. Die am Euro dauernd krittelnden Menschen, die gerne erzählen, dass früher alles günstiger war, haben natürlich recht, wenn es um Preisschilder geht. Wichtig ist aber das Verständnis, dass eine Inflation der Preise nur dann problematisch ist, wenn die zur Verfügung stehende Geldmenge nicht mithält.
Inflation heißt ja, dass ich für eine Währungseinheit weniger Ware bekomme als vorher. Wenn ich in mehr Währungseinheiten im ähnlichen Tempo entlohnt werde, dann steigen immer noch nominal die Preise. Ich kann mir aber alles noch leisten, was ich vorher auch hatte.
Inflation bedeutet ein paar ganz konkrete Dinge:
– Je höher die Inflationsrate, desto mehr Wert verliert gehaltenes Bargeld.
– Von jedem Zins und jeder Rendite muss die Inflationsrate abgezogen werden, um einen Realzins (also kaufkraftbereinigten Zins) zu berechnen.
– Wenn du höhere Kosten hast (sowohl Betriebsausgaben als auch Lebenshaltungskosten), bleibt am Ende des Monats vom gleichbleibenden Einkommen weniger übrig.
Auch konkret sind Sprit- und Energiekosten: Momentan kommt es zu einer enormen Teuerung bei Öl und Gas. Zusätzlich wird die Entwicklung der Bepreisung von Kohlenstoffdioxid ebenfalls zu höheren Preisen führen. Autofahrer merken es derzeit. Am meisten von der Inflation betroffen waren allerdings in den vergangenen Jahren wohl Mieten und Immobilienpreise.
Eine moderate Inflationsrate, wie sie die letzten Jahre (derzeit ist sie, auch pandemiebedingt, höher) üblich war, kann dich als Selbstständigen vor allem einmal darüber nachdenken lassen, wie sich in Zukunft deine Investitionen und dein Sparverhalten anpassen sollten. Bei Investitionen gilt: 1.000 Euro heute kaufen dir mehr als 1.000 Euro in fünf Jahren. Die Frage ist also, ob Anschaffungen nicht eher vorgezogen gehören. Auch dein Erspartes verliert schlichtweg an Wert, weil Bankguthaben keine Zinsen mehr bringen. Bei einer jährlichen Inflationsrate von 2 % (mittelfristiges Ziel der Europäischen Zentralbank) halbiert sich die Kaufkraft von Bargeld in etwa nach 30 Jahren. Nach zehn Jahren ist es schon ein Wertverlust von 18 %.
Wer sein Geld vermehren möchte, muss es also in Sachwerte oder auch Wertpapiere anlegen. Zu ETF-Sparplänen und ähnlichem steht hier einiges. Grundsätzlich sei dir aber gesagt: In einem inflationären Umfeld ohne hohes Zinsniveau ist es mathematisch bedingt nicht möglich, die Kaufkraft von Geld durchs Liegenlassen zu erhalten.
Auch deine Ausgaben sind direkt von Inflation betroffen. Wo Betriebsmittel und sonstige arbeitsrelevante Ausgaben höher werden, sollte also auch eine Preisanpassung stattfinden. Gewerkschaften nehmen die erwartete Inflationsrate oftmals als Grundlage für ihre Forderungen. Und auch die Rentenniveaus erhalten eine Preisinflationsanpassung. Warum solltest du als Freelancer nicht auch deine Stundensätze entsprechend anpassen?