Falle 5: Schlechte Finanzierung
Bei Start Ups, die Investoren im Boot haben, liegt dieser Fehler nahe. Aber immer wenn fremdes Kapital im Spiel ist, wird die Gegenseite (Investoren oder Banken) auch einen genauen Finanzplan von dir erwarten. Allein dadurch bist du schon dazu gezwungen, dich mit deinen Finanzen zu beschäftigen.
Das große Risiko liegt eher bei den kleinen Soloselbständigen, die im Nebenerwerb, direkt nach dem Studium oder aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen.
Viele dieser Gründer machen keinen Finanzplan und machen sich keine Gedanken darüber, wie sie ihr Unternehmen, das zu Beginn eventuell sogar Verluste macht, und ihr privates Leben finanzieren. Häufig wird von Monat zu Monat oder sogar von Woche zu Woche geplant, während das Geld immer weniger wird.
Auch wenn du alleine gründest, finanzielle Reserven hast und keine großen Investitionen anstehen, solltest du dir unbedingt einen Finanzplan machen und überlegen, wie du weiter vorgehst, wenn die Umsatzentwicklung hinter den Erwartungen zurück bleibt oder wenn Kunden nicht zahlen.
Aus meiner Erfahrung kann ich dir empfehlen, dass du dich mit Finanzanalysen der Banken beschäftigst und ggf. sogar einen Banktermin vereinbarst, um einen Kredit zu beantragen. Es geht nicht darum, den Kredit auch wirklich in Anspruch zu nehmen. Es geht eher darum ein Feedback von Profis zu erhalten, wie realistisch sie deine Planung einschätzen.
Falle 6: Überschätzung der eigenen Fähigkeiten
Es ist klasse, wenn du von dir und deiner Geschäftsidee überzeugt bist. Das ist sogar absolut entscheidend, wenn du nachhaltigen Erfolg haben möchtest. Und es ist auch klasse, wenn du so gute Freunde hast, die dich in deinem Vorhaben unterstützen und an dich glauben. Auch das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Du solltest aber nicht den Fehler machen, dass du dich als Superman siehst, der alles besser als andere kann. Du solltest nicht alleine dein Logo designen, deine Webseite programmieren, deine Buchhaltung machen, auf dem Alexanderplatz Flyer verteilen, den Firmenwagen reparieren und deine Kunden betreuen. Arbeite von vornherein mit Experten zusammen und konzentriere dich ganz auf deine Kernkompetenzen.
Suche für ehrliches Feedback auch immer den Kontakt zu fremden Menschen, die dir Rückmeldung zu dir und deiner Idee geben. Das ist wichtig, da deine Freunde und deine Familie dir gegenüber nicht objektiv sein können. Auf vielen Start Up Events kannst du dein Unternehmen pitchen und bekommst anschließend direktes Feedback.
7: Übertriebener Perfektionismus
Gut ist gut, besser könnte aber schon zu viel sein.
Ich bin sehr großer Fan von herausragenden Leistungen und möchte Perfektionismus auch gar nicht schlecht machen. Ich halte es für eine sehr gute Eigenschaft nie zufrieden zu sein und immer nach Verbesserungen zu suchen.
Das gilt allerdings nicht immer. Das Wichtigste ist die Aktion, das Tun. Wenn dich dein Perfektionismus davon abhält mit einer Idee zu starten, dann fängt er an dich zu blockieren. Unperfekt gestartet ist immer besser als perfekt gar nicht erst begonnen.
Wenn du dich bisher noch gar nicht mit dem Lean Modell beschäftigt hast, solltest du es unbedingt tun.
Im Wesentlichen geht es darum, dass du mit einem absolut minimalistischen Angebot (MVP = Minimum viable product) an den Start gehst und es erst im Laufe der Zeit mit Hilfe des Kundenfeedbacks optimierst. Es geht also darum möglichst schnell an den Markt zu gehen, um das Produkt dann maßgenau an die Zielgruppe anzupassen.
Falle 8: Kein Marketingplan
Ein gutes Produkt verkauft sich von ganz alleine. Diesem Irrglaube unterliegt wahrscheinlich jeder einmal. “Das Angebot ist so genial, das werden uns die Kunden förmlich aus den Händen reißen” ist ein typischer Gedankengang, der kurz vor der großen Enttäuschung steht.
Wenn du mir nicht glaubst, nimm einmal ein paar 5 Euro Scheine, gehe in die Fußgängerzone und versuche die Geldscheine an fremde Leute zu verschenken. Ich garantiere dir, dass nicht jeder das Geld nehmen wird. Warum das so ist? Wir sind sehr skeptische Menschen und wir sehen überall Haken und Gefahren.
Wenn du jetzt plötzlich mit einem sensationell gutem Angebot vor mir stehst, sehe ich lauter Probleme und vertraue dir einfach nicht. Und je besser (und unglaubwürdig gut) dein Angebot ist, desto größer sind meine Bedenken.
Das bedeutet für dich und dein Unternehmen, dass du dir immer Gedanken über Marketing und Vertrieb machen solltest. Allein, dass die Leute auf dich aufmerksam werden und von dir hören, ist viel Arbeit. Sie zu überzeugen auch Kunde zu werden, ist mindestens noch einmal so schwer.
Falle 9: Du bist ein Gemischtwarenladen
“Ja, das mache ich auch”
Kennst du diesen Satz?
Wenn dich ein potentieller Kunde fragt, ob du etwas Bestimmtes für ihn machen kannst, laufen wir alle Gefahr das Geld und Potential in diesem Auftrag zu sehen. Wir weichen unser Leistungsangebot gerne ein wenig auf und nehmen Aufträge an, die uns weg von unserer eigentlichen Positionierung führen. Dabei bemerken wir leider nicht, dass wir immer mehr zum Gemischtwarenladen werden und nicht mehr der teure Fachhandel sind, der wir gerne sein möchten.
Natürlich kannst du dich auch als eine Art Hausmeister oder Gemischtwarenladen positionieren, der alles kann und alles verkauft. Aber deine Bezahlung wird dann nie dem eines Spezialisten entsprechen. Erst wenn du eine ganz klare Positionierung hast und in deinem Bereich anerkannter Experte bist, kannst du wirklich hohe Honorare verlangen.
Ausnahme
Gerade zu Beginn der Selbständigkeit oder in späteren Krisenzeiten kann es wichtig sein, dass du Aufträge bekommst, die schnell Geld bringen. In diesen Fällen solltest du natürlich keine Aufträge ablehnen. Du solltest dir aber klar machen, dass das nur eine kurzfristige Ausnahme ist und das auch gegenüber des Kunden so kommunizieren.
Was war dein größter Fehler? Wie schon eingangs geschrieben, sind Fehler wichtig und gut. Nur so lernen wir und können besser werden. Meinen größten Fehler der vergangenen Monate kannst du in meinem letzten Artikel nachlesen.
Was war der größte Fehler, den du in den letzten 12 Monaten gemacht hast? Ich bin gespannt auf den Erfahrungsaustausch.