Raus aus der Festanstellung - rein in die Selbständigkeit. Auch wenn die Zeiten momentan schwierig sind und deswegen viele eher nicht das Ziel verfolgen, sich gerade jetzt selbständig zu machen, geht es heute wieder weiter mit unserer Reihe "selbständig machen als..." Denn irgendwann wird es ganz bestimmt wieder besser und selbst, wenn dies noch ein bisschen dauert, ist die Zeit vielleicht genau jetzt reif für Visionen, Pläne oder auch schon die ersten Schritte. Dann kannst du nämlich durchstarten, wenn die derzeitige Krise vorüber ist.
Wir haben uns dieses Mal die Bereiche "Dolmetscher und Übersetzer" herausgesucht und stellen dir wie immer vor, wie das funktioniert, was dabei zu beachten ist und warum das ein Beruf mit Zukunft ist.
Doch bevor es ins Detail zu den einzelnen Berufsfeldern geht, zunächst ein paar Unterschiede und ein paar Gemeinsamkeiten - das zeichnet beide nämlich aus:
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Dolmetscher und Übersetzer meist synonym verwendet. Das ist aber nicht korrekt. Denn sie sind zwar verwandt, beide Berufe unterscheiden sich aber auch.
- Beiden gemein ist zwar, dass professionelle Sprachkenntnisse in Wort und Schrift und fachliches Wissen als wichtigste Voraussetzungen erforderlich sind. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied bezüglich der erforderlichen Kompetenzen: Als Dolmetscher übersetzt du gesprochene Sprache und das in direktem, zeitlichem Zusammenhang - wohingegen es als Übersetzer um das geschriebene Wort geht und das meist über einen längeren Zeitraum hinweg.
Des weiteren ist für Dolmetscher professionelles Können der Ausgangs- und der Zielsprache (in die übersetzt wird) unabdingbar, da diese Berufsgruppe ohne Hilfsmittel häufig unmittelbar in beide Richtungen übersetzen muss. Profi-Übersetzer arbeiten dagegen im wesentlichen in eine Richtung, sollten aber dennoch ebenfalls beides beherrschen.
- Sowohl die Berufsbezeichnung Dolmetscher als auch die des Übersetzers ist in Deutschland nicht geschützt und es gibt keine besonderen gesetzlichen Regelungen. Das bedeutet, jeder kann sich Dolmetscher beziehungsweise Übersetzer nennen und als solcher arbeiten - natürlich unter der Voraussetzung der erforderlichen fachlichen Qualifikationen.
- Die wichtigste Gemeinsamkeit aber ist die der steuerlichen Zuordnung. Denn nach Paragraph 18 des Einkommenssteuergesetzes zählen sowohl Dolmetscher als auch Übersetzer zu den so genannten Katalog- bzw. Freien Berufen. Das bedeutet, du übst diese Berufe freiberuflich aus, brauchst keine Gewerbeanmeldung, zahlst ergo auch keine Gewerbesteuer und benötigst keine Pflicht-Mitgliedschaft in der IHK. Darüber hinaus reicht die einfache Buchführung mittels einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR), eine Bilanzierungspflicht entfällt.
Als Voraussetzung für die selbständige Tätigkeit musst du dich beim Finanzamt anmelden, das die Einstufung deiner Tätigkeit als Freier Beruf vornimmt und dir eine Steuernummer zuteilt. Dazu ist ein formloser Antrag mit der Beschreibung deines Vorhabens ausreichend. Nach Erhalt der Steuernummer kannst du dann sofort Rechnungen schreiben.
Als Ausnahme gilt hier allerdings: Möchtest du auch Dienstleistungen Dritter anbieten, werden Einkünfte aus diesen Vermittlungstätigkeiten steuerlich als gewerbliche Tätigkeit angesehen und fallen dann nicht mehr unter die Freiberuflichkeit. Du wirst mit deinen Tätigkeiten insgesamt beiden Kategorien zugerechnet werden. In diesem Fall ist es möglich entweder ein Gewerbe anzumelden, was bedeutet, dass sämtliche Einkünfte der Gewerbesteuer zuzurechnen sind.
Oder du trennst die unterschiedlichen Tätigkeiten steuerlich voneinander. Dann könntest du die Anerkennung als Freiberufler behalten. Und noch eine Schwierigkeit kommt ins Spiel: Übersetzungen zählen zwar je nach Tätigkeit zu den freiberuflichen Kunst- und Kulturberufen. Es kann aber auch Tätigkeiten in diesem Zusammenhang geben, die nicht dazu zählen. Letztlich entscheidet immer das Finanzamt darüber, welche deiner angestrebten Tätigkeiten zu den Freien Berufen zählen und welche nicht. Deswegen ist eine Gewerbepflicht nie absolut auszuschließen.
Nochmal zur Vertiefung:
Voraussetzung für die Anerkennung der Freiberuflichkeit ist, dass du anhand deines Könnens und deiner Kenntnisse dein Business in Eigenregie leitest, die Arbeit selber ausübst und auch selber kontrollierst. Würdest du externe Übersetzer beauftragen, beispielsweise für Aufträge in einer Sprache, die du nicht selber beherrscht, dann würde dies gegen eine Freiberuflichkeit sprechen. Warum? Weil dann die Annahme besteht, dass du diese "Extern-Übersetzungen" fachlich nicht kontrollieren kannst.
Sobald du also nicht in der Lage bist, alle oder gewisse Leistungen selber zu erbringen, fällst du aus der Freiberuflichkeit bzw. werden freiberufliche und die dann einem Gewerbe zuzurechnenden Anteile steuerlich getrennt. Das gleiche ist auch der Fall, wenn du zum Beispiel zusätzliche Leistungen anbieten möchtest, die deine eigentliche, freiberufliche Kompetenz übersteigen.
Dies kann schnell passieren, wenn deine Auftraggeber weitergehende Leistungen voraussetzen oder erwarten und du unter dem Druck stehst, diese entweder zu erfüllen oder den Kunden zu verlieren. Diese Extraleistungen - je nach Art - könnten dann ebenfalls Gewerbepflichtig sein.
Hier gibt es noch mehr zum Thema Freiberuflichkeit: Alles was du zu Freiberuflichkeit wissen solltest.
Selbständig als Dolmetscher - wie sich diese Tätigkeit definiert
Die Tätigkeiten eines Dolmetschers sind vielfältig und sehr interessant. Denn je nachdem, wo und in welcher Sprache du diesen Job ausübst, kommst du mit spannenden Leuten aus aller Welt in Kontakt. Die Hauptaufgabe eines Dolmetschers ist die Übertragung gesprochener Worte in eine andere Sprache. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten, wie diese Tätigkeit ausgeführt werden kann: Man spricht von konsekutiven Übersetzen, das bedeutet der Dolmetscher startet die Übersetzung erst nach Abschluss einer Äußerung, eines Satzes, einer Rede oder Textpassage des Wortführers.
Unter Zuhilfenahme einer speziellen Notizen-Technik kann der Dolmetscher die wesentlichsten Inhalte kurz festhalten, um sie dann im Anschluss in der Zielsprache wiederzugeben. So genannte Konsekutivdolmetscher finden ihr Tätigkeitsfeld vorwiegend bei festlichen oder diplomatischen Anlässen. Das simultane Übersetzen stellt die zweite Art dar. Hier übersetzt der Dolmetscher parallel (simultan) mit dem Hören der Textpassage. Dies kommt vor allem bei Kongressen, internationalen Treffen und Verhandlungen, Tagungen oder Konferenzen zum Tragen.
Jeder hat dies wahrscheinlich schon einmal gesehen: Ein großer Saal mit vielen Teilnehmern und oben auf den Rängen befinden sich Kabinen, in denen die Dolmetscher ihre Tätigkeit verrichten und den ihnen zugeteilten Personen per Funk und Mikrofon übersetzen. Diese Tätigkeit erfordert eine profunde Ausbildung, gutes Training und ein hohes Maß an Können. Deswegen absolvieren diese Konferenzdolmetscher spezielle Schulungen. In der Praxis werden jeweils zwei Dolmetscher für einen Referenten eingesetzt, die sich alle 20 bis 30 Minuten abwechseln. Denn die Leistung - simultan in einer Sprache zu hören, das Gehörte gedanklich in eine andere Sprache zu übersetzen und dann noch in dieser Sprache zu sprechen - ist sehr anstrengend und kann nicht über mehrere Stunden von ein und derselben Person ausgeübt werden. Übrigens, diese Art des Dolmetschens kam zum ersten Mal während der Nürnberger Prozesse nach dem II. Weltkrieg zum Einsatz.
Als weiterer großer Bereich sind die Gerichtsdolmetscher zu nennen, wie auch Dolmetscher, die bei Besprechungen, Arzt- oder Amtsterminen, Live-TV-Berichterstattungen etc. zum Einsatz kommen. So genannte Flüsterdolmetscher arbeiten ebenfalls simultan, sind aber nicht per Funk verbunden, sondern sitzen neben derselben und übersetzen ohne weitere technische Hilfsmittel flüsternd in das Ohr des Gesprächsteilnehmers. Außerdem gibt es noch Gebärdensprach-Dolmetscher, die die Lautsprache in Gebärdensprache übersetzen und umgekehrt.
Allgemein kommt es bei der Tätigkeit als Dolmetscher darauf an, die Ausgangssprache, sprich die zu übersetzende Sprache, so wiederzugeben, dass der Kontext und die ursprüngliche Bedeutung erhalten bleiben. Umgangssprache, für die Ausgangssprache typische Redewendungen und Ausdrücke müssen allerdings verständlich (um-) formuliert werden. Das erfordert eine gute Ausbildung, sehr viel Erfahrung und noch mehr Übung.
Aber auch Konzentrationsfähigkeit, sich Dinge gut merken zu können, Reaktionsfähigkeit, aber auch eine schnelle Auffassungsgabe, Spontaneität und Stressresistenz gehören zu diesem Job unbedingt dazu. Zielführend in diesem Job ist es auch, sich gut vorzubereiten. Also, handelt es sich beispielsweise um einen Wirtschaftsgipfel, solltest du dich über das geplante Themenfeld informieren und das entsprechende Fachvokabular auffrischen.