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MAIN - Blog Banking - "Die EC-Karte stirbt – Lang lebe die Kreditkarte"

Zuletzt aktualisiert am 4. Juli 2023

Annemarie Cornus

Freelance Editor

22. März 2019

Bis vor wenigen Jahren war es in Deutschland noch üblich, nur selten – und wenn ausschließlich für größere Einkäufe – zur Kreditkarte zu greifen. Erstens, weil hierzulande viel mehr Menschen eine EC-Karte statt einer Kreditkarte besitzen. Zweitens, weil die Gebühren für eine Kreditkarte meist deutlich höher ausfielen, als für eine EC-Karte. Und drittens, weil die Gebühren, die für Ladenbesitzer beim Kauf ihrer Ware anfallen, so hoch waren, dass die Kreditkarte nicht unbedingt gerne beim Bezahlen gesehen wurde. Daher wurden Verbraucher schon an der Kasse darauf hingewiesen, dass EC-Karten akzeptiert würden, Kreditkarten aber nicht.

Viele Gründe, weshalb in Deutschland für Anschaffungen unter 100 Euro nur selten EC-Karte oder Kreditkarte gezückt wurden. Und wenn, dann im Schnitt zehn Mal im Jahr. Doch die neuesten Entwicklungen zeigen: Auch in Deutschland wird immer häufiger zur Kreditkarte anstatt der EC-Karte oder Bargeld gegriffen. Selbst bei der Zahlung von Kleinstbeträgen.

Eine Entwicklung, die mit Blick auf unsere europäischen Nachbarn schon längst überholt zu sein scheint. Mir ist das zuletzt während meiner Urlaube in Schweden und Norwegen aufgefallen. Die Nordeuropäer nutzen die Kreditkarte eigentlich immer. Ob zur Zahlung im Restaurant, in Hotels, an Tankstellen oder im Supermarkt. Für mich war es wirklich ungewohnt, wenn vor mir in der Supermarktschlange selbst die Packung Kaugummi mit Kreditkarte gezahlt wurde. Und ich dagegen belächelt wurde, wenn ich für mein Brot das Kleingeld in meiner Geldbörse zusammensuchte. In Deutschland kam die Ec-Karte für Kleinbeträge nur selten zum Einsatz und dies auch nur im Notfall, wenn nicht genügen Bargeld in dem Portemonnaie zu finden war.

Auch die Deutschen greifen immer häufiger zur Kreditkarte

Während hierzulande Bargeld lacht, wird man in anderen Ländern eher überrascht angesehen, wenn man für seinen Coffee to go nach Kleingeld kramt. In den USA ist der Kreditkartentrend schon viele Jahre zu beobachten. Und in Europa ebenso. Nur Deutschland hinkt hinterher.

Noch ist die Nutzung der Kreditkarte in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern unterdurchschnittlich. Doch ein Trend ist bereits erkennbar. Mit dem Siegeszug der VPAY-Karten, die wie eine EC-Karte durch Chip und Geheimzahl geschützt sind, ist auch die Skepsis mit Blick auf die Sicherheit gesunken.

Die Akzeptanz der Kreditkarte steigt

Doch warum nutzen immer mehr Deutsche eine Kreditkarte? Ein Grund ist mit Sicherheit die gestiegene Akzeptanz von Master- und Visa-Card bei den gängigen Handelsketten. Bereits 2015 kündigten Lidl, Aldi, Kaufland und Mediamarkt Saturn an, künftig Kreditkarten der beiden Gesellschaften zu akzeptieren. Zuvor galt die EC-Karte als einzige Möglichkeit, seine Waren nicht bar zahlen zu müssen.

Ausschlaggebend war die europäische Kommission

Der plötzlich Umschwung weg von der EC-Karte hin zur Kreditkarte kommt nicht von ungefähr. Seit Dezember 2015 sind die Gebühren, die die Kreditkartenunternehmen für bargeldlose Transaktionen verlangen, stark gesunken. Und zwar von im Schnitt 1,7 auf 0,3 Prozent. Ein echter Mehrwert für den Handel, der dank der niedrigeren Gebühren nun gerne den Kunden erlaubt, ihre Kreditkarte zum Zahlen zu zücken.

EC-Karte immer noch am beliebtesten – aber wie lange?

Fast jeder volljährige Deutsche besitzt eine EC-Karte, doch nur jeder dritte eine Kreditkarte. Viele halten die Kreditkarte für nicht notwendig. Schließlich lässt sich im Alltag alles bar oder mit EC-Karte zahlen. Und wenn am Ende des Monats das Geld knapp wird, hat man in der Regel einen Dispo, auf den man zurückgreifen kann.

Das beliebteste Zahlungsmittel ist in Deutschland aktuell zwar noch das Bargeld, doch sinkt die Bereitschaft, Scheine und Münzen auf den Kassentisch zu legen, allmählich. In den letzten Jahren zeigt sich ein Rückgang der Barzahlungen um rund drei Prozent. Die Kreditkarte holt dagegen stetig auf, deren Einsatz um fast 30 Prozent gestiegen ist.

Online-Zahlungen mit Kreditkarte

Dass die Zahl der Kreditkartenbesitzer zunimmt, ist dem Online-Geschäft zu verdanken. Viele Onlineshops – gerade die, die im Ausland ansässig sind – akzeptieren zur Zahlung der digitalen Einkäufe ausschließlich die Kreditkarte. Die EC-Karte kann hier schlichtweg nicht mithalten. Und wenn andere Zahlungsmittel gestattet sind, wird beim Online Shopping trotzdem gerne zur Kreditkarte gegriffen. Insbesondere wenn es um die Zahlung höherer Beträge geht.

Noch ist bei den Online-Bezahlverfahren die gute alte Lastschrift unangefochtene Nummer 1. Dicht gefolgt von PayPal und der Vorkasse. Danach folgt jedoch die Kreditkarte, die die Vorkasse bald überholen könnte.

Sinkende Kreditkartengebühren für Privatnutzer

Während die EC-Karte für viele Jahre die günstigste Bezahlmethode zu sein schien – schließlich kosten die meisten Girokonten keine Kontoführungsgebühr und die Karten selten eine monatliche oder jährliche Grundgebühr – holt die Kreditkarte in Sachen Gebühren ordentlich auf. Angebote, bei denen die Kreditkarte keine Jahresgebühr mehr kostet, sind nicht selten.

Ich habe eine Barclaycard und zahle weder eine Jahresgebühr noch eine Barabhebegebühr. Das bedeutet, ich kann an jedem Geldautomaten auf der Welt umsonst Bargeld abheben. Im Ausland fällt zwar ein Beitrag für den Auslandseinsatz an. In Deutschland kann ich dagegen einfach an jedem Automaten kostenfrei Bargeld abheben. Für mich echter Luxus, den ich mit einer EC-Karte nicht habe.

Kontoführungsgebühr für Girokonten

Angebote, wie der Wegfall von Abhebegebühr und jährlicher Grundgebühr, machen die Kreditkarte unheimlich attraktiv. Vor allen Dingen, seitdem immer mehr Banken dazu übergehen, ein monatliches Entgelt für die Kontoführung eines Girokontos zu verlangen. Und auch die Zinsen, die manch eine Bank noch für Guthaben auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto zahlte, sind seit dem Zinstief am Boden. Ein Zinssatz von 0,01 Prozent p.a. ist mittlerweile normal.

Wenn die Zinsen und die Gebühren kein Anreiz mehr für ein Girokonto sind, dann vielleicht die Akzeptanz der EC-Karte. Diese nimmt zwar nicht ab – man kann auch weiterhin fast überall in Deutschland mit EC-Karte zahlen – die Kreditkarte holt aber in Sachen Akzeptanz auf. Die beiden Platzhirsche Visa- und Mastercard werden mittlerweile in so gut wie jedem Geschäft akzeptiert.

American Express und Diners Club

Übrigens: Neben Visa- und Mastercard gibt es noch zwei weitere Kreditkartenanbieter: American Express und Diners Club. Beide werden in Deutschland noch vergleichsweise selten akzeptiert, haben aber auch ihre speziellen Vorteile. American Express ist auf die Bedürfnisse von Kunden ausgerichtet, die viel reisen. Gerade im Business-Bereich ist diese Karte oft im Einsatz. Selbiges gilt für Diners Club, dem ältesten Kreditkartenunternehmen am Markt.

Weitere Vorteile für Kreditkartenanbieter

Ich selbst bin ja einer dieser Menschen, die ihrer Bank ewig treu sind. Doch als meine Bank plötzlich recht hohe monatliche Kontoführungsgebühren für mein Privatkonto einführte, habe ich gekündigt und fing an, ausschließlich mein Geschäftskonto für private und geschäftliche Transaktionen zu nutzen.

Da ich bei meinem Geschäftskonto neben einer Kontoführungsgebühr auch für jede Kontobewegung zahlen muss, kommt Ende des Monats so Einiges an Gebühren zusammen. Seitdem bin ich dazu übergegangen, meine geschäftlichen Transaktionen über mein Geschäftskonto zu erledigen und meine Privateinkäufe mit meiner Kreditkarte zu zahlen. Einmal monatlich wird dann der Betrag zum Ausgleich meines Kreditkartenkontos von meinem Geschäftskonto abgebucht – und ich zahle nur einmal die Gebühr für eine Kontobewegung.

Abbuchung einmal pro Monat

Seitdem ich meine Privateinkäufe mit der Kreditkarte, anstatt der EC-Karte zahle, genieße ich viele Vorteile. Ich bin immer liquide, weiß aber, dass ich genug auf dem Konto zurückbehalten sollte, um die monatliche Kreditkartenzahlung vornehmen zu können. Und wird es doch einmal knapp, kann ich die Rückzahlungsfrist einfach verlängern. Dann fallen allerdings Zinsen an, die mit denen eines Dispos vergleichbar sind.

30 Tage liquide ohne Zinsen

Der große Vorteil an einer Kreditkarte ist, dass man bei den meisten Anbietern keine Gebühr zahlen muss, solange man seine „Schulden“ pünktlich zum Ende des Monats/ Anfang des Folgemonats zurückzahlt und in seinem Kreditrahmen bleibt. Bei Girokonten bedeutet bereits der erste Cent im Minus Dispozinsen. Diese kann man sich mit einer Kreditkarte sparen.

Business Kreditkarte für dein Geschäft

Auch ganz praktisch: Die Business Kreditkarte. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Kreditkarte, ist sie speziell auf die Bedürfnisse von Angestellten und Selbstständigen zugeschnitten. Vorteile sind unter anderem ein verlängertes Zahlungsziel (meist 50 statt 30 Tage), spezielle Bonusprogramme für die Karteninhaber (etwa das Miles and More-Programm) und der höhere Kreditrahmen. Allerdings fallen die Grundgebühren für Business Kreditkarten in der Regel höher aus als bei normalen Kreditkarten.

Kontaktloses Bezahlen ebenfalls Trend

Immer häufiger anzutreffen ist die Technologie für kontaktloses Bezahlen. Die Terminals, an denen man bereits kontaktlos zahlen kann, sind mit einem entsprechenden Logo ausgestattet. Um hier zu zahlen, muss einfach die Giro- oder Kreditkarte mit maximal 4 cm Abstand an das Terminal gehalten werden. Ein akustisches Signal verrät dem Zahlenden dann, ob der Bezahlvorgang erfolgreich stattgefunden hat.

Möglich ist diese Form der Bezahlung sowohl mit EC-Karte als auch mit Kreditkarte. Allerdings funktioniert das nur mit Karten, die über einen NFC-Chip (NFC = Near Field Communication) verfügen. Ob das bei deiner EC-Karte oder Kreditkarte der Fall ist, erkennst du entweder an der Aufschrift „paypass“ oder einem Wellensymbol am oberen, rechten Kartenrand.

Wenn du mehr über NFC-Zahlungen erfahren willst, lies unseren Artikel: Mit der NFC Zahlung wird dein Handy zur Kreditkarte .

NFC-Technologie im Ausland

Die NFC-Technologie gehört gerade bei Kreditkarten mittlerweile zum Standard. Im Ausland machen die Menschen bereits rege Gebrauch von der Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens. Etwa in England, wo mehr als jeder Siebte die NFC-Technologie für sich nutzt.

Auch die Unternehmen entwickeln Strategien, um die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens mit Kreditkarte voranzutreiben. Starbucks startete Anfang 2016 eine Cupgrade-Kampagne. Wer während des Kampagnenzeitraums sein Starbucks-Getränk kontaktlos mit Visa-Karte bezahlte, bekam ein kostenfreies Upgrade seines Getränks auf die nächste Größe.