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Selbstständigkeit

Private Krankenzusatzversicherungen für Selbstständige – in welchen Fällen sie Sinn ergeben

Zuletzt aktualisiert am 21. Apr. 2025

Nina Sickinger

Freelance Editor

22. März 2019

Anbieter privater Zusatzversicherungen verdienen so viel wie noch nie. Gerade weil die gesetzlichen Kassen ihre Leistungen immer weiter einschränken und Lücken aufweisen, machen die privaten Anbieter Profit.

Jeder weiß, gesetzlich Versicherte bekommen nicht dieselben Leistungen wie ein privat Versicherter. Vor allem Freiberufler, die freiwillig gesetzlich versichert sind, zahlen für den Krankenkassenbeitrag allein schon viel, aber ohne von guten Leistungen zu profitieren. Um dann nicht alles aus eigener Tasche finanzieren zu müssen – was viele Freelancer auch gar nicht können – setzen viele mehr und mehr auf die privaten Zusatzversicherungen.

Wir wollen klären, welche sich überhaupt lohnen und welche wirklich wichtig sind. Es gibt die Möglichkeit, für jeden Bereich eine eigene Versicherung abzuschließen, man kann aber auch kombinieren. Beide Varianten haben jeweils Vor- und Nachteile.

Zu den eingeschränkten Leistungen bei der GKV zählen vor allem die für Zahnersatz, Brillen und Kontaktlinsen, die Absicherung bei einem Krankenhausaufenthalt oder auch bei Auslandsreisen, vor allem in Nicht-EU-Länder. Dazu kommen der gesamte Bereich der Alternativmedizin oder Ausfallzeiten durch Krankheit und Vorsorge für die Pflege im Alter.

Wie ermittle ich meinen Bedarf

Für eine persönliche Einschätzung, deines Bedarfs an Zusatzversicherungen, gilt: Welche etwaigen Kosten könntest du aus eigener Tasche bezahlen und welche könntest du nicht selbst aufbringen? Hier entsteht schnell eine Lücke oder würde eine hohe finanzielle Belastung darstellen, die dich in eine monetäre Notsituation bringen könnte.

An dieser Stelle solltest du dich zuerst über eventuell vorhandene Zusatzleistungen im Tarif deiner GKV informieren. Manche Kassen bieten inzwischen Bonusprogramme oder Zuschüsse zu Präventionskursen, pflanzlichen Heilmitteln oder digitalen Gesundheitsanwendungen an.

Bietet deine Krankenkasse die jeweilige(n) Leistung(en) nicht an, solltest du über den Abschluss einer Zusatzkrankenversicherung nachdenken. Auch die Gesetzlichen bieten vermehrt die Möglichkeit von separat abzuschließenden Zusatzleistungen an. Hier gilt: Gute Information ist schon die halbe Miete. Es lohnt immer ein Vergleich mit den Leistungen eines anderen Versicherers. Oft sind die Verträge und Vertragsbedingungen schwierig zu verstehen und die Anbieter locken mit großartigen Versprechen, die dann aber im Kleingedruckten die eventuellen Haken verstecken. Auch hier ist es absolut ratsam, sich genau zu informieren, alles genau zu lesen und sich an einen unabhängigen Berater zu wenden.

Ein erstes Fazit

Diese Punkte solltest du zuerst klären:

  • Leistungsspektrum der eigenen Kasse klären
  • Den persönlichen Bedarf festlegen
  • Leistungen der einzelnen Anbieter prüfen und mit denen der eigenen Kasse vergleichen
  • Wie alt bist du? Das Eintrittsalter spielt bei einigen Versicherungen eine Rolle, zum Beispiel für die Pflegezusatzversicherung. Je später man eine abschließt, desto höher sind die Beiträge
  • Wenn du schon Versicherungen abgeschlossen hast, prüfe ob es nicht evtl. bessere Angebote oder auch Kombiangebote etc. gibt. Manchmal ist ein Wechsel ratsam und auf Dauer günstiger. Informiere dich über deine Kündigungsfristen. Es gibt hier aber auch Ausnahmen: Hast du zum Beispiel eine Zahn-Zusatzversicherung, stellst aber fest, dass es günstigere gibt, ist es unter Umständen trotzdem besser den „alten“ Vertrag weiter zu nutzen, denn wer neu in eine Versicherung einsteigt, bekommt meist nicht sofort alle Leistungen (unter Umständen musst du ein mehrmonatige Wartezeit einkalkulieren). Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses laufende Behandlungen sind vom Versicherungsschutz immer ausgenommen.
  • Vermeide eine „Überversicherung“, sodass du nicht für gleiche Leistungen doppelt bezahlst. Kündige das, was du nicht benötigst.

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Welche Zusatzversicherungen gibt es und wann rentieren sie sich?

Krankentagegeldversicherung

Krankheit, während der man (vielleicht sogar länger) arbeitsunfähig ist, bedeutet für Freiberufler immer sofortigen Verdienstausfall. Da kannst du schnell in eine Notlage geraten. Deswegen sollte eine Krankentagegeldversicherung auf der Liste ganz oben stehen, denn du bekommst für jeden Tag der Arbeitsunfähigkeit einen, vom vereinbarten Tarif abhängigen, Betrag ausbezahlt. Du kannst hier entweder einen Tarif bei deiner GKV abschließen. In der Regel hast du aber erst ab der 7. Woche Anspruch auf Leistungen. Wenn du diese Karenzzeit auch absichern möchtest, bieten die gesetzlichen Kassen sogenannte Wahltarife an. Oder wenn du dich hier lieber privat versichern möchtest, kannst du eine Krankentagegeldversicherung bei einem privaten Anbieter abschließen.

Aber zu beachten ist: Wählt man einen Tarif, der dir ein Tagegeld in entsprechender Höhe oder bei sofortiger Zahlung gewährleistet, sind die Beiträge relativ hoch. Auch hier sind gute Beratung und ein Vergleich verschiedener Versicherer sehr empfehlenswert. Eine Krankenhaustagegeld-Versicherung ist eine wenig rentable Angelegenheit. Sie wird zwar gerne angeboten und verkauft, bringt aber im Krankheitsfall nicht wirklich viel.

Zahnzusatzversicherung

Eine Zahnzusatzversicherung ist für alle ratsam, die Kosten für Zahnersatz und kostenintensive Behandlungen nicht selbst bezahlen können/wollen. Die GKV übernimmt jeweils nur einen festen Zuschuss – abhängig vom zahnärztlichen Befund und den regelmäßigen Kontrollbesuchen beim Zahnarzt. Sind Implantate oder hochwertige Kronen fällig, laufen schnell mal mehrere Tausend Euro auf. Hier ist es besonders wichtig, sich gut zu informieren, denn je nach Tarif übernimmt eine Zusatzversicherung evtl. nicht alles, sondern nur einen gewissen Teil. Wer hier die volle Absicherung möchte, muss einen entsprechenden Tarif wählen.

Chefarztbehandlung im Krankenhaus

Für den Aufenthalt im Krankenhaus haben gesetzlich Versicherte keinen Anspruch auf Chefarztbehandlung und werden in Mehrbettzimmern untergebracht. Wenn du das nicht möchtest, solltest du hierfür eine Zusatzversicherung abschließen. Im Falle einer Krankheit kannst du dann auch eine Behandlung beim Spezialisten wählen und musst nicht so lange auf einen Termin warten. Außerdem hast du Anspruch auf die Unterbringung im Ein- bzw. Zweibettzimmer. Bei dieser Zusatzversicherung stellt die Übernahme der Kosten für eine spezielle Chefarztbehandlung den wichtigsten positiven Aspekt dar, denn diese Kosten sind sehr hoch und als Freelancer kann man sich diese eigentlich kaum leisten.

Kombi-Versicherungen

Verschiedene Policen, verschiedene Versicherer – das bedeutet automatisch viel Papierkram und Aufwand. Viele, denen das zu kompliziert ist, wählen sogenannte Kombi-Versicherungen, das heißt, man erhält ein Versicherungspaket bei einem Anbieter und kann so unterschiedliche Leistungen abdecken. Üblich sind etwa Zahnersatz, Heilpraktiker-Behandlungen, Brillen und/oder Kontaktlinsen, es gibt aber auch andere Kombinationsmöglichkeiten. Hier gilt es zu klären, welche Art von Leistungen für dich relevant ist. Machst du von allen o. g. Bereichen Gebrauch, rentiert sich eine derartige Kombilösung. Möchtest du präventiv handeln, da du evtl. davon ausgehst, dass in absehbarer Zukunft etwa eine Brille nötig wird, ist ein Kombivertrag auch noch überlegenswert. Nimmst du aber nur ein oder zwei dieser Leistungen in Anspruch, ist es evtl. günstiger, diese Zusatzversicherungen separat abzusichern.

Auslandsreise-Krankenversicherung

Bei Reisen in die Länder der EU übernimmt die GKV in den meisten Fällen notwendige Behandlungen (mit diesen Ländern besteht das sogenannte Sozialversicherungsabkommen). Allerdings musst du die Rechnungen im Ausland meist zunächst selbst bezahlen, denn das Abrechnungssystem mit der deutschen Kasse funktioniert oft nicht. Nach der Reise kannst du die Rechnungen bei deiner Kasse einreichen. Damit hast du zunächst mal eine relativ gute Absicherung. Den Abschluss einer Auslandskrankenversicherung solltest du von deinen individuellen Bedürfnissen abhängig machen.

Eine Auslandskrankenversicherung solltest du aber auf jeden Fall abschließen: bei Reisen in alle Nicht-EU-Länder, denn dort müssen etwaige Behandlungskosten generell selbst bezahlt werden – eine spätere Übernahme durch die GKV geht nicht. Falls du einen Rücktransport nach Deutschland versichern möchtest, denn das übernimmt die GKV grundsätzlich nicht – auch nicht innerhalb der EU.

Rentabel sind oft Jahresverträge, die dann für alle Reisen in diesem Zeitraum gelten. Auch hier empfehlenswert: ein genauer Vergleich verschiedener Anbieter. Zu beachten: Auch wenn du eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hast, musst du die Behandlungskosten vor Ort vorstrecken und kannst die Rechnungen dann später einreichen.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Viele denken, dass ihnen schon nichts passieren wird. Klar, das wäre natürlich auch stets der beste Fall. Doch das Risiko ist höher als gedacht – ein gebrochenes Bein, ein Unfall mit schwerwiegenden Folgen etc. Dennoch können sich nur wenige Menschen für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung durchringen, denn die Beiträge sind hoch. Je älter man ist, desto teurer werden sie. Es ist in diesem Fall nicht leicht, eine Empfehlung auszusprechen, denn man kann zwar sagen: Wenn etwas passiert, ist es super, wenn du eine Berufsunfähigkeitsversicherung hast.

Doch im anderen Fall sind die eingezahlten Beiträge verloren, denn eine Rückzahlungsklausel enthalten Policen i. d. R. nie. Und das sind schon ganz schön hohe Beträge. Viele Versicherer arbeiten mit der Angst der Menschen, und das ist nicht fair. Doch ganz klar gesagt: Gerade für einen Selbstständigen kann es die existenzielle Grundlage extrem gefährden, wenn man berufsunfähig wird und nicht abgesichert ist.

Zusatzversicherung für Brillen und Kontaktlinsen

Diese Versicherung ist nicht zwingend erforderlich, es sei denn, du legst Wert auf eine gute Absicherung. Und vor allem kurz-, weit- oder anders fehlsichtige Menschen wurden von den Kürzungen der GKV in den vergangenen Jahren sehr getroffen. Die Leistungen wurden immer weiter eingeschränkt. Das bedeutet: Bei jeder Verschlechterung der Sehstärke oder anderweitiger Beeinträchtigung muss mehr und mehr aus eigener Tasche bezahlt werden. Wenn man hier nicht immer nur das einfachste Gestell oder die billigsten Gläser haben möchte, solltest du über den Abschluss einer Zusatzversicherung unbedingt nachdenken. Eine Zusatzversicherung trägt etwa die Kosten für Brillen/Kontaktlinsen. Außerdem können enthalten sein: Sehtest, Bezuschussung von Laserbehandlungen, Vorsorgeuntersuchungen. Das Leistungspaket und die Höhe der Kostenübernahme hängen – wie immer – vom gewählten Tarif ab.

Pflegezusatzversicherung

Dies ist sicherlich eine bislang sehr vernachlässigte Versicherung. Denn für viele ist das Alter noch weit weg und sie schieben dieses Thema gerne vor sich her. Da gerade die Pflege aber immer teurer wird und die Bedingungen sich weiter verschlechtern, ist eine Zusatzversicherung in diesem Bereich auf jeden Fall überdenkenswert, wenn nicht sogar Pflicht. Denn auch im Alter wollen wir gut versorgt sein, falls man pflegebedürftig werden sollte.

Fazit

Für alle Zusatzversicherungen gilt: Gute Beratung ist das A und O. Es gibt unzählige Anbieter und alle locken mit supergünstigen und tollen Verträgen. Vieles ist dabei gar nicht wichtig, kostet dich aber Geld. Es ist vor allem essenziell, immer das Kleingedruckte zu lesen, denn hier verbergen sich oft die kleinen Teufelchen.