Möglichkeit 1: Gesetzliche Rentenversicherung für Selbständige
Die gesetzliche Rentenversicherung funktioniert nach dem Umlageverfahren. Durch den Generationenvertrag zahlen alle Berufstätigen in die Rentenversicherung ein und die Beiträge werden dafür verwendet, die aktuellen Renten zu zahlen. Das Geld wird also nicht gewinnbringend angelegt, es wird in Echtzeit auf die Rentner “umgelegt”.
Die aktuell arbeitende Bevölkerung erwirbt durch die Beitragszahlungen das Recht, später im Alter ebenfalls eine Rente zu erhalten.
Soweit zumindest die Theorie…
In der Praxis funktioniert dieses Modell schon seit Jahrzehnten nicht mehr wirklich und die Situation hat sich seit dem legendären Satz von Norbert Blüm “Die Rente ist sicher!” (1986) deutlich zugespitzt. Die aktuellen Beitragszahlungen müssen durch Steuergelder kräftig bezuschusst werden, um allen Rentnern die Rente zahlen zu können. WELT ONLINE hat erst vor Kurzem prognostiziert , dass der Bund 2020 die Renten mit über 100 Milliarden Euro pro Jahr bezuschussen muss. Im Jahr 2016 lag der Zuschuss bei 86,7 Milliarden Euro.
Wie die Situation in 30 oder 40 Jahren aussehen wird, ist schwer abzusehen und es wäre ein fataler Fehler, wenn man sich als junger Mensch auf die gesetzliche Rentenversicherung verlassen würde.
Wenn man nun alle Selbständigen dazu verpflichten würde, in den öffentlichen Rententopf einzuzahlen, würde sich die Situation etwas entspannen, da die Renteneinnahmen sofort steigen würden.
Allerdings wäre das keine wirkliche Lösung und kann für alle Selbständigen und das gesamte Rentensystem ein großer Nachteil werden. Das ganze System der gesetzlichen Rentenversicherung kann so nicht funktionieren und es ist davon auszugehen, dass in wenigen Jahrzehnten kein Rentner mehr von der gesetzlichen Renten leben kann. Wenn man nun die Selbständigen zur Kasse bittet, füllt das zwar kurzfristig die Kassen, es sorgt aber auch für deutlich größere Verbindlichkeiten, da diese Selbständigen in ein paar Jahren im Rentenalter sind und auch Rente beziehen wollen.
Aus diesem Grund ist der Aufschrei der Selbständigen durchaus nachvollziehbar. Eine Versicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung wäre eine Investition mit sehr unsicherer Zukunft.
Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung
Warum das deutsche Rentensystem nicht funktioniert, hat verschiedene Gründe. Eine grundlegende Reform scheint unausweichbar, aber die Politik spielt (bis jetzt) nur auf Zeit und versucht Brände zu löschen statt die Brandursachen zu beseitigen.
Demografische Entwicklung
Die deutsche Gesellschaft wird immer älter. Die Geburtenrate liegt aktuell bei etwa 1,6 Kindern pro Frau, was zur Folge hat, dass es immer weniger Berufstätige gibt und immer mehr alte Menschen, die eine Rente bekommen sollen. Die Last der Rentenzahlungen verteilt sich so auf immer weniger Schultern.
Die Konsequenz: Immer höhere Beitragszahlungen und immer niedrigere Renten (inflationsbereinigt).
Zu frühes Renteneintrittsalter
Neben den sinkenden Geburtenraten steigt die Lebenserwartung. Die Rentner müssen also deutlich länger “durchgefüttert” werden als noch vor ein paar Jahrzehnten. Die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 und 70 Jahre ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, gleicht die gestiegene Lebenserwartung aber nur zum Teil aus.
Besserverdiener und Beamte werden nicht erfasst
Ein weiteres Problem, das von Vielen übersehen wird, ist die soziale Verteilung der Beitragszahler. Wie schon kurz erwähnt, haben die meisten Freiberufler wie Rechtsanwälte, Steuerberater, Ärzte und Architekten eigene Versorgungswerke, in die sie einzahlen. Auch Beamte zahlen nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein, da sie im Alter eine Pension bekommen und keine Rente.
Diese Personengruppen sind jedoch traditionell die Besserverdiener. Und was passiert, wenn man die Besserverdiener nicht mit einer Rentenversicherungspflicht belastet? Die gesetzliche Rentenversicherung wird mehr und mehr zu einem Auffangbecken für sozial Schwächere.
Schon jetzt wird der Unterschied zwischen Grundsicherung und gesetzlicher Rente immer kleiner und manch einer fragt sich, wozu er überhaupt noch in die Rentenversicherung einzahlen sollte, wenn er am Ende sowieso auf die Grundsicherung angewiesen ist.