Was weiterhin zu beachten ist und sich sonst noch ändert
Ein kleiner Fallstrick beim Versichern der GKV bleibt allerdings erhalten: Du musst dein Einkommen nachweisen, ansonsten wirst du mit dem bisherigen Höchstsatz belastet. Dies bedeutet in der Regel tatsächlich, dass die Krankenkasse auch zu Unrecht kassierte Beiträge (du kannst später dank Steuerbescheid nachweisen, dass du zu wenig für die Belastung verdienst) einbehält. Was verwerflich klingt, ist allerdings Usus. Anpassungen der Beiträge finden in der Regel nur für die Zukunft statt.
Doch auch hier bringt das neue Gesetz einen Vorteil: Ab dem kommenden Jahr können Versicherte der GKV ihren Beitragssatz für 12 Monate rückwirkend anpassen lassen, insofern ein Steuerbescheid vorliegt. Die Senkung der Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige ist damit erstmals indirekt über Rückzahlungen seitens der GKV möglich. Auch das gab es es noch nie.
Weiterhin wird die volle Parität zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern beim Zahlen der Sozialversicherung wiederhergestellt. Das darf dich als Freelancer ebenfalls erfreuen, denn deine angestellten Freunde werden jetzt jeden Monat ein paar Euro mehr in der Tasche haben – allerdings wirklich nur ein paar.
Warum diese Maßnahmen beschlossen worden sind
Dass Union und SPD sich in sozialpolitischen Fragen selten komplett einigen, soll kein Hindernis für eine gemeinsame (angestrebte) Reform des Gesundheitssektors darstellen. So wurde eine Entlastung der Versicherten sowie eine Erleichterung für Selbstständige mit geringem Einkommen beispielsweise im Koalitionsvertrag kommuniziert. Der SPD schwebte hierbei eine Senkung der Mindestbemessungsgrenze auf 850 Euro, der Union auf 1.490 Euro vor. Der nun erreichte Wert liegt somit ziemlich genau in der Mitte und ist ein Beispiel für einen Kompromiss.
Dass die Parität bei den Beiträgen für die Krankenversicherung wiederhergestellt wurde, ist wohl auf Bestrebungen der SPD zurückzuführen: Sie wollte Arbeitnehmer und Rentner (wie versprochen) entlasten. Effektiv wurde eine kleine Unstimmigkeit (der Zusatzbeitrag zur Krankenversicherung wurde komplett vom Arbeitnehmer beziehungsweise vom Rentner bezahlt) behoben. Die Kosten teilen sich nun der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber beziehungsweise Rentner und Rentenversicherung. Arbeitgeber und Rentenversicherung werden damit geringfügig höher belastet.
Wird die GKV jetzt eigentlich attraktiver?
Es gibt sehr, sehr viele Dinge, die bei der Wahl der Krankenkasse zu beachten sind. Grundsätzliches zu den Unterschieden und den Vor- und Nachteilen der GKV bzw. PKV findest du in diesem Blog Post Was du als Selbständiger beim Abschluss einer Krankenversicherung beachten solltest.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die GKV einfach die bessere Planungssicherheit bietet. Der Beitragssatz für die PKV ist individuell und kann sich drastisch erhöhen. Bei der GKV ist dies unwahrscheinlich. Auch kann die PKV eventuelle Familienangehörige nicht mitversichern. Dass die Privatpatienten allerdings bevorzugt behandelt werden und den besseren Zugang zu medizinischen Leistungen haben, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Dass auch hier politisch viel diskutiert wird, ist kein Zufall.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die GKV für chronisch Kranke, häufig Erkrankte, Selbstständige über 55 Jahre und Menschen mit Familie in fast allen Fällen die bessere und günstigere Option ist. Auch wenn diverse Vergleichsportale den Anschein erwecken, dass die PKV-Tarife erst verglichen werden sollten, bevor du dich endgültig entscheidest, stimmt dies einfach nur bedingt. Die GKV ist sicherer.
Dies gilt ab 2019 umso mehr für Selbstständige mit geringem Einkommen. Denn manchmal ist das geringe Einkommen auch einfach darauf zurückzuführen, dass etwas nicht so gut funktioniert, wie es gedacht war. Nicht alle Freelancer sind zwingend über einen längeren Zeitraum erfolgreich mit dem, was sie tun und verdienen genug Geld. Manchmal müssen sie einfach aufgeben. In diesem Fall (und vor dem Hintergrund einer möglichen vorübergehenden Arbeitslosigkeit) ist es sehr wünschenswert, in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert zu sein. Der Wechsel in die GKV wird zwar in der Regel mit dem Eintritt in die Arbeitslosigkeit vollzogen, allerdings ist ein Wechsel von der PKV in die GKV immer mit Bürokratie und eventuellen Nachzahlungen (je nach Tarif) verbunden.
Eine einzige Ausnahme gibt es: Wenn du jung bist, kerngesund bist und lebst sowie dein jährliches Einkommen sehr hoch ist, kann der Beitritt in die PKV sinnvoll sein. Die Tarife für junge Menschen bei bester Gesundheit sind teilweise sehr niedrig, was dir beispielsweise Raum dafür lässt, das freigewordene Geld in deine private Altersvorsorge zu investieren.