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Selbstständigkeit

Veränderungen und Wechsel im Rahmen deiner Selbständigkeit 

Zuletzt aktualisiert am 6. Juni 2023

Nina Sickinger

Freelance Editor

31. Mai 2021

Angenommen, du bist schon länger selbständig tätig, stellst nun aber fest, dass die Zeit für Veränderung gekommen ist. Und dies kann in verschiedenen Ausprägungen passieren: 

  • Es läuft nicht recht.
  • Du weißt noch nicht, was und wie du etwas verändern kannst. Verspürst aber das dringende Bedürfnis danach.
  • Du hast schon eine Ahnung beziehungsweise einen konkreten Plan. 

Nur eines ist ganz klar, du willst selbständig bleiben. Wahrscheinlich machst du dich erst einmal daran, dich im Netz umzuschauen und dich inspirieren zu lassen, welche Möglichkeiten sich dir bieten. Tust du dies, wirst du allerdings feststellen, dass es zwar unendlich viele Artikel zu den Themen "Wie ich von der Festanstellung in die Selbständigkeit wechseln kann" beziehungsweise umgekehrt gibt. Beim Thema Wechsel von einer Selbständigkeit in eine andere oder einer Veränderung schaut es dagegen mau aus. Deswegen kümmern wir uns heute genau um dieses Thema.  

Gründe für einen Wechsel  und / oder eine Veränderung

Für jeden, der den Weg in eine Selbständigkeit plant oder diesen Schritt schon vollzogen hat, bestehen ganz bestimmte Vorstellungen. Dass sein Unternehmen Erfolg haben wird, das versprechen sich sicherlich alle davon. Dass man damit gut über die Runden kommt, liegt bestimmt auch weit oben im Ranking. 

Und dann gibt es auch noch diejenigen, die sich dadurch ganz individuell die Erfüllung und das Wahrwerden ihrer Träume wünschen. Wie schön, wenn jeder seine Ziele auch erreichen könnte. Und während dies bei einer Vielzahl an Unternehmern klappt, gibt es leider auch andere Fälle. Dann ist gegebenenfalls die Zeit für eine Veränderung gegeben.  Hier ein paar Beispiele:

  • Deine gewählte Selbständigkeit / Freiberuflichkeit läuft wirtschaftlich nicht
  • Dieser Grund ist wahrscheinlich einer der häufigsten, warum Selbständige ihr Business wieder aufgeben. Wenn der Laden gar nicht läuft, wenn eine wirtschaftliche Schieflage droht oder sogar eine Insolvenz, dann ist es Zeit die Reißleine zu ziehen. Gut, gerade in der Startphase gehört es manchmal dazu, dass der Gewinn noch nicht allzu berauschend ausfällt oder kurzfristig mal rote Zahlen geschrieben werden. 

Allerdings sollte sich das perspektivisch deutlich verbessern. Wenn du immer mit Plus minus Null oder gar mit Verlusten wirtschaftest, ist das von dir gewählte Metier beziehungsweise die Selbständigkeit an sich eventuell doch nicht das Richtige für dich. 

  • Der Druck wird zu hoch

Auch wenn es eventuell sogar ganz gut läuft, kann es Situationen oder Lebensumstände geben, die einen Stopp oder eine Veränderung deines beruflichen Umfeldes notwendig machen. Dabei bleibt natürlich abzuwägen, ob es sich nur um einen kurzfristigen Engpass handelt oder ob der Druck zu hoch und zu langanhaltend ist, dass du auch hier deine Selbständigkeit aufgeben und etwas Neues anfangen solltest. 

Druck kann aus ganz unterschiedlichen Gründen empfunden werden und nicht nur durch äußere Umstände entstehen. Druck ist aber alles andere als gesund. Ab einem gewissen Punkt solltest du deine Gesundheit aber immer in den Vordergrund stellen. 

  • Der ursprüngliche Traum wird plötzlich zum Alptraum

Zugegeben, das ist eine heftige Ansage. Aber auch dies kann eintreten. Oft fließen die beiden oben genannten Aspekte hier mit ein und wenn dein Unternehmen für dich wirklich zum Alptraum geworden ist, gibt es eigentlich nicht mehr lange zu überlegen. Der etwas abgemilderte Faktor könnte das Thema Spaß bei der Arbeit lauten. Ist es nicht erstrebenswert seine Arbeit gerne zu machen und Freude dabei zu haben? Sicher ein Idealzustand, aber durchaus erstrebenswert und rein gar nicht unmöglich. Und dennoch kann es auch hier passieren, dass dir der Spaß irgendwann abhanden kommt. 

Denn du hast es zwar zu Teilen selber in der Hand, was und wie du arbeitest. Doch auch Selbständige sehen sich in gewissen strengen Rahmen gefangen, müssen vielleicht mehr arbeiten als so manche Festangestellte, können sich Kunden nicht aussuchen, tragen die alleinige Verantwortung und das Risiko fürs Unternehmen und so weiter. 

Und wenn all diese Dinge mit der Zeit eher lähmen als dich motivieren, verlierst du die Lust und deinen Enthusiasmus. Wenn dann auch noch der Spaß flöten geht? Lieber eine Ende mit Schrecken als eine Schrecken ohne Ende. Aber beachte: Handelt es sich nur um kurzfristige Phasen - ist das völlig normal. Selbständig sein ist nun mal nicht immer nur Zuckerschlecken. Und unliebsame Tätigkeiten, stressige Zeiten oder auch die eine oder andere Durststrecke gehören einfach dazu. 

Stellst du aber fest, dass du langfristig keinen Spaß mehr an deinem Unternehmen hast und leidest, dann solltest du nach einer Perspektive und Alternative suchen.

  • Einfach nur Lust auf Veränderung

Dieser Aspekt kann unterschiedliche Schattierungen haben: Einerseits entsteht in dir nach einer gewissen Zeit, einfach die Lust auf etwas Neues, auf eine Abwechslung oder auf eine Weiterentwicklung deines bisherigen Bereichs. Vielleicht weil erstens deine Selbständig gut läuft oder du riskieren kannst, dein Business weiter auszubauen.

Zweitens entdeckst du Interesse an neuen Herausforderungen, weil du einen Motivationsschub brauchst oder dich gar unterfordert fühlst. Beziehungsweise drittens ergibt sich durch ganz organische Abläufe im Arbeitsprozess eine Möglichkeit dein Ursprungsunternehmen zu erweitern beziehungsweise andere/neue Bereiche in dein Portfolio aufzunehmen beziehungsweise ganz umzusatteln. Diesem dritten Punkt widmen wir im Folgenden etwas mehr Aufmerksamkeit. 

Vorher sei aber noch kurz erwähnt: Wenn du feststellst, dass eine Selbständigkeit rein gar nicht dein Ding ist, du es - aus welchen Gründen auch immer - nicht packst oder deine Vorstellungen davon ganz andere waren (siehe oben), gibt es auch hier gute Möglichkeiten wieder in ein festes Arbeitsverhältnis zu wechseln. Viele wollen sich dies oft nicht eingestehen. Vielleicht weil sie es als Versagen oder Scheitern empfinden. Oder auch Angst vor den Reaktionen anderer haben. Ich kann das gut verstehen. Das sollte dir aber niemals im Wege stehen. Denn du bist allein verantwortlich für dein Glück. Und wenn es dir eine Selbständigkeit nicht geben kann, dann trau dich und finde dein Glück auf einem anderen Weg.

Erfolgreicher Aufbau deiner "Marke" versus Feststecken in Schubladen

An dieser Stelle muss ich etwas weiter ausholen. Jeder, der eine Selbständigkeit, Freiberuflichkeit oder ein Unternehmen erfolgreich aufbauen möchte, muss ein paar grundsätzliche Dinge befolgen. Dazu findest du übrigens ausführlich Infos hier.

In erster Linie musst du dich als Selbständiger, dein Image, dein Unternehmen (welcher Art es auch immer sein möge) und dein Angebot / deine Dienstleistung bestmöglich präsentieren und vermarkten, das heißt auf dem Markt Fuß fassen. Gelingt dir das, wirst du durch weitere Maßnahmen, neue Kunden und Aufträge generieren. Auch "gute" Mundpropaganda und ein auf dein Business individuell zugeschnittenes Netzwerk wird sich positiv auswirken. 

Das kann im Erfolgsfall dafür sorgen, dass du über einen längeren oder auch langen Zeitraum erfolgreich agieren kannst. Du wirst mit Leichtigkeit neue Aufträge bekommen, wenn du es schaffst, zu vermitteln, dass du für diesen Job, diesen Auftrag, dieses Projekt genau der Richtige bist. Gelingt dir das, hast du alles richtig gemacht. Bisher jedenfalls. 

Denn was eine gewisse Zeit gut funktioniert, muss nicht auf Dauer so bleiben. Und es birgt noch eine weitere Gefahr in sich: Konzentrieren wir uns zu sehr auf ein bestimmtes Image, steckt uns die Außenwelt gerne schnell in Schubladen. Und wenn du nicht aufpasst, einen nötigen Wandel oder eine notwendige Anpassung versäumst, kommen wir so schnell nicht wieder aus dieser Schublade heraus. 

Ein Beispiel: Ein bestimmter Schauspieler beziehungsweise eine Schauspielerin ist mit einer bestimmten Rolle berühmt geworden oder hat diese Rolle über mehrere Film-Fortsetzungen verkörpert. Nun spielt er oder sie in einem anderen Film in einem ganz anderen Genre. Du kennst das bestimmt auch: Du bist vollkommen irritiert, weil du diesen Schauspieler mit der ursprünglichen Rolle verknüpft hast und mit diesem Wechsel erst mal gar nicht klar kommst. Und dies lässt sich eigentlich auf alle anderen Bereiche übertragen.

Wenn ein Kunde dich seit Jahren für ein und dieselbe Tätigkeit oder Dienstleistung gebucht hat, wird er gar nicht auf die Idee kommen, dich auch für andere Aufgaben zu beschäftigen. Einfach weil er so daran gewöhnt ist und weil er vielleicht auch gar nicht wusste, dass du auch einen anderen Bereich abdecken kannst. Spätestens jetzt ist dein Engagement gefordert, ihn erstens davon in Kenntnis zu setzen und zweitens ihn davon zu überzeugen, dass du auch in dem neuen beziehungsweise erweiterten Metier genau der Richtige  bist. 

Wie kann das gehen?



Gerade als Neu-Selbständiger ist es zum erfolgreichen Aufbau deines Business immens wichtig, dich bei Kunden und Auftraggebern zu präsentieren und nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Du benötigst ein gutes Portfolio und deiner Referenzliste kommt ebenfalls große Bedeutung zu. Aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Dazu musst du schon ein paar Jährchen im Geschäft sein. Die Erfahrung zeigt, wie wichtig es ist, deine Self-Branding-Bemühungen auf ein bestimmtes Image und eine bestimmte Rolle zu fokussieren. Und je spezieller dein Metier ist oder je größer die Konkurrenz, desto schwieriger ist es. 

Da gehören viel Fingerspitzengefühl, Geduld, Enthusiasmus und stetiges Bemühen einen Kundenstamm aufzubauen, zahlreiche Kontakte, ein großes Netzwerk und schließlich erfolgreich abgeschlossene Aufträge dazu. Sprich, du musst dir einen Namen machen. Wenn du das schaffst, werden deine bisherigen Kunden und Auftraggeber dich immer wieder selber buchen, dich weiterempfehlen und deine Kontaktdaten weitergeben. So wird dein Kundenstamm und auch dein Netzwerk wachsen. 

Übrigens, hier findest du mehr zum Thema Weiterempfehlungen

Das ist natürlich das Beste, was dir passieren kann. Da aber jede Medaille zwei Seiten hat, gibt es die auch hier. Wie oben schon erwähnt, bist du neben deinem Erfolg auf deinen Bereich festgelegt und in den Köpfen deiner Kunden darauf fixiert. Wie kommst du aber, wenn du nach mehr streben, expandieren, neue Arbeitsbereiche abdecken oder gar deinen Bereich ganz wechseln möchtest, aus dieser Schublade wieder raus? 

  • Finde den passenden Zeitpunkt

Das ist unter Umständen gar nicht so einfach. Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel, für Expansion, für Weiterentwicklung? Zu lange zu warten, kann sich definitiv als Hemmschuh entwickeln und dir den Enthusiasmus, den Mut und die Motivation rauben. Ein zu frühes oder übereiltes Agieren könnte schnell zum Scheitern führen. Denkbar ist es aber auch genau anders herum: Überlegtes Abwarten kann dafür sorgen, dass die Zeit dann genau reif für eine Veränderung ist. 

Ein augenscheinlich zu frühes Handeln verleiht dir vielleicht genau den Schub, den du für deinen neuen Karriereweg brauchst. Quasi der Sprung ins kalte Wasser, den du ja bei deiner ersten Selbständigkeit schon mal absolviert hast. Und ein Vorgehen à la "ein Schritt vor und einen wieder zurück" kann eventuell dazu beitragen, dass du deine beiden Karrieren aufs Spiel setzt. Du siehst diese Angelegenheit lässt sich nicht über einen Kamm scheren und ist individuell sehr unterschiedlich. 

Letztlich kann dir die Entscheidung sowieso niemand abnehmen. Und niemand kann dir irgendwas voraussagen. Hier gilt es, auf dein Bauchgefühl zu vertrauen. Und dir gegebenenfalls professionelle Beratung zu suchen. Zum Beispiel durch deinen Steuerberater, der die Sache von der wirtschaftlichen Seite aus beleuchten kann. Denn reichen deine finanziellen Mittel und Rücklagen für einen Neustart nicht aus, solltest du lieber auf einen passenderen Zeitpunkt warten. Auch von eventuellen Partnern oder anderen Selbständigen, die diesen Weg schon erfolgreich gegangen sind, kannst du dir Tipps und Anregungen holen. 

  • Finde heraus, wer dir aus deinem vorhandenen Netzwerk helfen kann 

Ein Beispiel: du bist Freie Texterin, da du aber sehr gut Englisch und Spanisch sprichst, möchtest du nun auch Übersetzungen anbieten. Als erstes ist es wichtig, dass du klar formulierst, dass du auch weiterhin als Texterin tätig bist. Manche werden vielleicht irritiert reagieren, was allerdings maßgeblich damit zu tun hat, wie ähnlich sich die beiden potentiellen Bereiche sind. In unserem Beispiel hier besteht ja zumindest ansatzweise eine Ähnlichkeit. Wenn du aber eine weitere selbständige Tätigkeit favorisierst, die sehr unterschiedlich ist, braucht es an dieser Stelle sicherlich größeren Erklärungsaufwand.  

Es gilt im wesentlichen herauszufinden, wer in deinem Netzwerk oder Kundenstamm Bedarf auch für deine neue Selbständigkeit haben könnte und wer außerdem bereit ist, da mitzugehen. Nur wenn beides zutrifft, ist es sinnvoll, zumindest am Anfang, deine Bemühungen in diese Richtung laufen zu lassen. Alles andere wäre tatsächlich vergebene Liebesmüh. Vielleicht ist es auch nötig - das hängt von deinem zweiten Vorhaben ab - dass du dich gänzlich neu orientieren musst, weil sich in deinem bisherigen Netzwerk niemand befindet, der dafür Bedarf hat. Aber wenn du selbst von deiner "neuen" Idee überzeugt bist - wer, wenn nicht du, hat es denn in der Hand?

  • Spreche deine Kontakte ganz bewusst an und informiere sie über deinen Plan
    Wenn du herausgefunden hast, welche Kontakte, Kunden und Auftraggeber dich bei deinem neuen Vorhaben unterstützen könnten, trete ganz ehrlich mit deinem Anliegen an die in Frage kommenden Personen heran und erkläre ihnen klar und präzise, was du vorhast. Teile ihnen mit, wie du dich weiterentwickeln oder verändern möchtest. Je detaillierter, desto besser. 

Auch wie du zu dieser Idee gekommen bist, was dich dazu bewogen hat. Auch das Warum für einen derartigen Schritt kann einen nachhaltigen Eindruck bei deinem Gegenüber hinterlassen. Und last but not least - je konkreter dein Plan ausformuliert ist, desto leichter wirst du Erfolg haben beziehungsweise überzeugen mit deinem Vorhaben. Auch falls kritische Fragen auf dich zukommen, bist du besser vorbereitet. 

Erwecke aber bei deinem Klientel bitte nicht den Eindruck, dass du sie als Jobvermittler oder Karrierehelfer "benutzen" möchtest. Aber mal Klartext, jeder verspricht sich doch einen gewissen Vorteil. Doch dann bitte mit guter Absicht und Ehrlichkeit. Wie du das machst, bleibt deinem Erfindergeist und deinem Fingerspitzgefühl überlassen.  

  • Arbeite an deinem neuen Image - vernachlässige aber dein altes nicht
    Diese Aussage gilt zunächst, wenn du beide selbständigen Tätigkeiten auf Dauer parallel ausführen möchtest. Punkt eins: Baue dein Image für die neue Sparte auf und konzentriere dich auf die dafür nötigen (und oben schon angesprochenen Branding-Bemühungen). Verliere aber die Aktionen für dein Ursprungs-Unternehmen nicht aus den Augen. Das trägt sich zwar vielleicht eine Zeitlang alleine, weil du es bis hierher erfolgreich aufgebaut und betrieben hast, aber eben nicht auf Dauer. Etwas anderes ist natürlich, wenn du feststellen solltest, dass du dich mehr und mehr auf deinen neuen Bereich festlegen magst. Dann wirst du deine Maßnahmen und deine Energie ganz darauf konzentrieren müssen.

Fazit

Auch wenn wir sehen, dass es keine allgemeingültigen Regeln oder Vorgehensweisen gibt, solltest du einem Veränderungswunsch, einer Weiterentwicklung oder einem kompletten Wechsel von einer Selbständigkeit in eine andere besondere Wichtigkeit einräumen. Wie schon gesagt, du hast es als selbständiger Unternehmer immer selbst in der Hand und bist letztlich deines Glückes Schmied. Wie und in welchem Tempo du eine Veränderung herbeiführst, hängt von deiner Mentalität, deiner persönlichen Situation und deinem konkreten Plan ab. Du kannst dein Ziel erreichen, auch wenn es für eine gewisse Zeit eine Mehrbelastung bedeutet. Aber halte dir immer vor Augen: Bei der Gründung deines ersten Unternehmens hast du es ja auch geschafft.