Gut zu wissen: Weiterbildungsmöglichkeiten im Pflegebereich kannst du bei den Fachverbänden absolvieren. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) haben fachspezifische Seminare und Fortbildungen sowie Kurse zum Thema Existenzgründung im Angebot.
- Weitere erforderliche Kenntnisse
Das Pflege-Business erfordert neben deinen fachlichen Kenntnissen und Qualifikationen auch betriebswirtschaftliches Wissen. Je besser du hier aufgestellt bist, desto leichter lässt sich "dein Laden" sozusagen führen. Natürlich kannst du für die entsprechenden Bereiche auch jemanden einstellen. Aber gerade am Anfang und wenn das Geld eventuell noch knapp ist, bist du besser beraten, so viel wie möglich selber zu machen.
Hast du hier noch Defizite, suche dir am besten so früh wie möglich Unterstützung, damit du dir fehlendes Wissen schnell aneignen kannst. Denn du darfst nicht vergessen, dass du dich ja parallel auch um deine pflegebedürftigen Patienten kümmern musst, was allein schon sehr zeit- und kräfteraubend ist. Empfehlenswert ist, sich hier vorab mit Informationen zur wirtschaftlichen Führung von ambulanten Pflegediensten, mit Mitarbeiterführung und auch mit dem, für diesen Bereich geltenden Arbeitsrecht, zu befassen.
Wenn du in all diesen Punkten wissenstechnisch gut aufgestellt bist, kannst du die Herausforderungen in der mitunter anstrengenden Gründungsphase besser und leichter meistern.
- Standort- und Bedarfsanalyse
Da es unterschiedliche Ausrichtungen gibt, solltest du dir auch im Vorfeld darüber klar werden, welchen Bereich du mit deinem ambulanten Pflegedienst abdecken möchtest. Also, sollen es ganz "allgemeine Leistungen" sein, die du anbietest oder bevorzugst du ein spezielles Gebiet, wie zum Beispiel Betreuung von Intensiv- oder Palliativpatienten, bzw. die Pflege von dementen oder psychisch-kranken Pflegebedürftigen.
Diese Entscheidung wird wahrscheinlich maßgeblich von der Fachrichtung, die du bereits in deiner Ausbildung eingeschlagen hast, abhängen. Damit in Verbindung steht auch die Frage, welche Zielgruppe(n) du erreichen möchtest und welcher Bedarf an deinem Standort und in dem Radius, den du abdecken kannst und möchtest, besteht. Also, was gibt es schon und was wird gebraucht.
Wenn es schon einige ambulante Dienste in deiner Nähe geben sollte, informiere dich vorab über deren Angebote/Leistungen (Listen der unterschiedlichen Pflegedienste in deiner Region erhältst du beim Sozialdezernat der jeweiligen Gemeinde/Kommune). Denn es würde sicherlich Sinn machen, dich von deren Angeboten abzusetzen oder ein Alleinstellungsmerkmal zu finden, in dem du andere, spezielle Leistungen anbietest oder solche, die es in deiner Gegend noch nicht gibt. Auch wie die Altersstruktur an deinem Standort beschaffen ist, solltest du in die Planungen einbeziehen.
Konkret, wie viele pflegebedürftige Menschen sind dort ansässig. Nehme dir für diese Analysen wirklich Zeit und recherchiere gründlich, damit du dein Angebot bestmöglich an den Standort anpassen kannst und von Anfang an gut vorbereitet bist. Hilfreiche Quellen hierfür sind lokale Bedarfsstatistiken und -prognosen, die zum Beispiel das Statistische Bundesamt oder das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zur Verfügung stellen. Diesbezügliche Infos bekommst du auch in deiner Stadt, Gemeinde oder bei den Pflegekassen.
Auch wenn du mit deinem ambulanten, mobilen Pflegedienst vorwiegend pflegebedürftige Menschen in ihrer eigenen Wohnung betreust, und darüber hinaus Mitarbeiter beschäftigst, ist es immer ratsam, geeignete, eigene Räume anzumieten. Einerseits um mit deinen Angestellten zum Beispiel Teambesprechungen, Supervisionen und ähnliches abhalten, als auch andererseits Patienten und deren Angehörige empfangen zu können.
Außerdem repräsentierst du mit diesen Räumlichkeiten dein Unternehmen - macht dies einen guten Eindruck, wirst du potentielle Kunden leichter überzeugen. Du verkaufst zwar keine Waren, dafür aber einen Service, der auf Vertrauen aufgebaut werden muss und der für alle Beteiligten ein oft diffiziles Thema darstellt. Deswegen ist ein professioneller Eindruck in Bezug auf deine Räumlichkeiten, wie auch auf deine Ausstattung und dein Auftreten immens wichtig.
Du musst "genügend" Mitarbeiter beschäftigen, um eine Genehmigung für deinen ambulanten Pflegedienst zu bekommen. Und auch um zu garantieren, dass deine dir anvertrauten pflegebedürftigen Menschen immer ausreichend versorgt sind, wenn du oder andere Mitarbeiter deiner/ihrer Arbeit mal nicht nachgehen können. Was in diesem Falle "genügend" bedeutet, regeln von gesetzlicher Seite her die einzelnen Bundesländer und wie so oft ist das sehr unterschiedlich. In Bayern bist du verpflichtet am Anfang zwei Vollzeitkräfte zu beschäftigen, in Thüringen sind es dagegen 4.
Es gibt noch eine Reihe zusätzlicher Punkte, die zur Gründung bzw. Zulassung eines ambulanten Pflegedienst wichtig sind. Dazu zählen unter anderem die Überprüfung deines Qualitätsmanagements nach den Qualitätsprüfungsrichtlinien (QPR) und die Einhaltung aller gesetzlichen Qualitätsstandards seitens des MKD (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung). Übrigens werden auch im laufenden Betrieb immer wieder solche Kontrollen durchgeführt, und zwar unangekündigt. Des weiteren gilt noch (wie im oberen Abschnitt schon erwähnt):
Du musst die Aufnahme deiner Tätigkeit dem zuständigen Gesundheitsamt und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege melden. Ebenfalls der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung gehört zum absoluten Muss, wie auch der Versorgungsvertrag und eine Vergütungsvereinbarung mit den Krankenkassen und Arbeitsgemeinschaften der Pflegekassenverbände. Infos zu all diesen Aspekten gibt es zum Beispiel beim Verband der Ersatzkassen (vdek) und dem GKV-Spitzenverband.
Fazit
Schon lange wird bei uns im Land immer wieder darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Bevölkerung ein hohes bis sehr hohes Alter aufweist (demografischer Wandel). Dieser Trend wird noch länger genau so anhalten. Dies eröffnet dem Berufsfeld Altenpflege natürlich gute Zukunftschancen, auch bzw. gerade für freiberufliche Alten-Pflegefachkräfte. Man kann davon ausgehen, dass es in Deutschland etwa 2,5 Millionen pflegebedürftige Menschen gibt, bis 2030 könnte die Zahl gemäß Schätzungen schon auf 3,5 Millionen angewachsen sein.
Was dabei auffällig ist: Gut zweidrittel der pflegebedürftigen Menschen werden zuhause betreut und nicht in Pflegeeinrichtungen. Diese Zahlen zeigen, dass es für freiberufliche Altenpfleger wirklich perfekte Perspektiven gibt, sich der Schritt in die Selbständigkeit definitiv lohnen kann und es sich um ein zukunftssicheres Tätigkeitsfeld handelt, in dem man sich eigenverantwortlich und selbstbestimmt verwirklichen kann.
Wenn du noch etwas zum Thema "Selbständig in der Pflege" allgemein wissen möchtest, klick` dich hier hinein Selbstständig in der Pflege - mit diesen Tipps richtig durchstarten!
Und hier noch ein paar konkrete Anregungen zum Thema Existenzgründung.