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MAIN - Blog Selbständigkeit - "Freelancer werden - Dein Einstieg in die Selbstständigkeit"

Zuletzt aktualisiert am 2. Juli 2023

Annemarie Cornus

Freelance Editor

22. März 2019

Es ist uns in die Wiege gelegt, ob wir später einmal als Angestellte oder als Freiberufler durch unser Karriereleben gehen werden. Zumindest bin ich der festen Überzeugung. Ich selbst war nie für das Leben eines Arbeitnehmers gemacht. Versucht habe ich es zwar für rund eineinhalb Jahre, habe mich dabei aber nie erfüllt und glücklich gefühlt. Die starren Arbeitszeiten, die unbezahlten Überstunden, jeden Tag die gleichen Gesichter – mich hat das beinahe verrückt gemacht. Also stand für mich recht schnell nach dem Studium fest: Ich möchte Freelancer werden.

Was ist ein Freelancer überhaupt?

Freelancer ist die englische Bezeichnung für freie Mitarbeiter. Dieses Arbeitsvölkchen arbeitet für verschiedene Unternehmen auf selbstständiger Basis. Ein Freelancer führt also in der Regel die gleichen Aufgaben wie die Festangestellten des Unternehmens aus, ist aber kein Arbeitnehmer. Dennoch werden die Richtlinien zur Zusammenarbeit von Freelancer und Unternehmen in einem Dienst- oder Werkvertrag festgehalten.

Unterschied zwischen Freelancer und Freiberufler?

Häufig werden die Begriffe Freelancer und Freiberufler synonym verwendet. Doch strenggenommen bezeichnen diese beiden Begriffe zwei unterschiedliche Berufsgruppen. Während unter die Freelancer die freien Mitarbeiter fallen, fallen unter die Bezeichnung des Freiberuflers alle Arbeitenden, die beim Finanzamt eine Tätigkeit, jedoch kein Gewerbe beim Gewerbeamt, angemeldet haben. Welche Arbeitsgruppen das sind, kannst du dem Paragraphen 18 des Einkommensteuergesetzes entnehmen.

Um es noch ein wenig verwirrender zu machen: Freelancer bzw. freie Mitarbeiter können Freiberufler sein. In meinem Fall ist das etwa so. Als Journalistin zähle ich zu den Arbeitsgruppen aus § 18 und bin somit Freiberufler. Zugleich bin ich Freelancer, da ich als freie Mitarbeiterin für verschiedenste Unternehmen tätig bin.

Das sind deine Vorteile als Freelancer

Freelancer zu sein hat einige Vorteile:

  • Als Freelancer kannst du zu Hause arbeiten, sofern es der aktuelle Auftrag zulässt. Manche Kunden sind sogar dankbar, wenn sie nicht einen zusätzlichen Arbeitsplatz für dich stellen müssen.
  • Du bestimmst, wann und wie lange du arbeitest. Allerdings musst du dabei immer deine Deadlines im Blick behalten.
  • Du entscheidest über deinen Tagesablauf. Möchtest du etwa die Sonne genießen, ein Auftrag muss aber bis zum nächsten Tag erledigt werden, legst du einfach eine Nachtschicht ein.
  • Du kannst selbst entscheiden, wie hoch dein Stundenlohn ist. Die Herausforderung ist, deine Kunden zu überzeugen, diesen auch zu zahlen.
  • Du hast keine festgelegten Verdienstgrenzen, kannst also so viel arbeiten und einnehmen, wie du magst und schaffst.
  • Du bist frei! Deine Arbeitszeiten und Urlaubstage musst du nur vor dir selbst rechtfertigen. Selbst deine Auftraggeber kannst du dir selbst aussuchen.

Übrigens haben Freiberufler gegenüber Gewerbetreibenden einen entscheidenden Vorteil: Sie zahlen keine Gewerbesteuer. Deshalb sind viele darum bemüht, Freelancer zu werden und den Freiberufler-Status beim Finanzamt durchzubekommen.

Wann zähle ich zu den Freiberuflern?

Zunächst solltest du überprüfen, ob du mit deiner Tätigkeit Freiberufler werden kannst. Dieser berufliche Status bringt nämlich einige Vorteile mit sich.

Zur Prüfung, ob man nun zu den Freiberuflern zählt oder nicht, lohnt mal wieder ein Blick auf § 18 des Einkommensteuergesetzes. Hier steht:

„Zu der freiberuflichen Tätigkeit gehören die selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit, die selbständige Berufstätigkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte, Notare, Patentanwälte, Vermessungsingenieure, Ingenieure, Architekten, Handelschemiker, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, beratenden Volks- und Betriebswirte, vereidigten Buchprüfer, Steuerbevollmächtigten, Heilpraktiker, Dentisten, Krankengymnasten, Journalisten, Bildberichterstatter, Dolmetscher, Übersetzer, Lotsen und ähnlicher Berufe.

Ein Angehöriger eines freien Berufs im Sinne der Sätze 1 und 2 ist auch dann freiberuflich tätig, wenn er sich der Mithilfe fachlich vorgebildeter Arbeitskräfte bedient; Voraussetzung ist, dass er auf Grund eigener Fachkenntnisse leitend und eigenverantwortlich tätig wird.“

Wenn du eine der genannten freiberuflichen Tätigkeiten ausübst: Herzlichen Glückwunsch. Du kannst dich beim Finanzamt als Freiberufler melden. Ansonsten gehst du den Weg als Freelancer.

Wie kann ich Freelancer werden: wie kann ich mich offiziell beim Amt melden?

Zunächst solltest du herausfinden, welches Finanzamt für dich zuständig ist. Dabei hilft dir Google. Auf Webseiten wie www.finanzamt24.de gibst du einfach deine PLZ ein und bekommst das für dich zuständige Finanzamt ausgespuckt.

Der Fragebogen zur steuerlichen Erfassung

Hast du das für dich zuständige Finanzamt gefunden, meldest du dich bei diesem Amt. Hier musst du den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen. Auch wenn das mehrseitige Dokument zunächst abschreckend aussehen mag – es ist halb so wild. Im Endeffekt musst du nur deine persönlichen Daten, deinen Beziehungsstatus, deine Bankverbindung und den für dich zuständigen Steuerberater (sofern du einen hast) angeben.

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Ganz wichtig: In den Feldern, in denen du deine Tätigkeit angibst, musst du dringend darauf achten, dass diese als freiberuflich angesehen wird. Schließlich möchtest du künftig die Vorteile eines Freiberuflers genießen. Wenn du nicht zu den Freiberuflern gehörst, ist das aber auch nicht wild. Dann wählst du die für dich passende Klassifizierung.

Die Absätze zur Eintragung ins Handelsregister und zur Anmeldung bei einer Kammer brauchen dich als Freiberufler nicht zu interessieren.

Bleibt noch die Frage nach deinen prognostizierten Einkünften. Diese entscheiden auch darüber, ob du unter die Kleinunternehmerregelung fällst. Wenn du kein Kleinunternehmer bist und dich für die Regelbesteuerung entschieden hast, wähle für dich die Istversteuerung. Für dich bedeutet das: Du musst die auf deinen Rechnungen aufgeführte Umsatzsteuer erst an das Finanzamt abführen, wenn du diese vom Kunden erhalten hast.

Eine ganz genaue Anleitung wie man ein Gewerbe anmeldet, findest du hier: Gewerbe anmelden - Schritt für Schritt zum eigenen Gewerbe .

Muss ich als Freelancer einen Businessplan erstellen?

Sobald du als Freelancer starten möchtest, kann es nicht schaden, einen Businessplan zu erstellen. Zum einen für deinen Bankberater, zum anderen für dich selbst. Denn mit dem Businessplan schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Er ist wertvolles Hilfsmittel bei Finanzierungsgesprächen und bildet eine tolle Argumentationsgrundlage. Zum anderen hilft dir der Businessplan dabei, dir deine Ziele klar vor Augen zu führen und somit effizient zu verfolgen.

Was sollte im Businessplan stehen?

Der Businessplan ist kein Hexenwerk. Es reicht aus, wenn du dir ein paar Stunden Zeit nimmst, um dir deine Ziele klarzumachen und schriftlich zu fixieren. Wenig Aufwand, großer Effekt.

Was genau im Businessplan stehen sollte, lässt sich in drei Kategorien unterteilen, die wiederum in einzelne Punkte aufgeschlüsselt werden:

Punkt 1: Das Freelancer Business

  • Wie lautet der Name deines Unternehmens?
  • Wo ist der Standort?
  • Was sind deine Spezialgebiete?
  • Wie wirst du dein Geld verdienen?
  • Wer sind deine Kunden bzw. wer wird dein Kunde sein?

Punkt 2: Der Marketing Plan

  • Wie wirst du deine Kunden finden?
  • Wie sieht deine Marketing-Strategie aus?
  • Wie gewinnst du Neukunden?
  • Welche Ziele verfolgst du mit deinem Marketing?

Punkt 3: Die Finanzen

  • Wie viel wirst du für deine Dienstleistungen/Waren verlangen?
  • Wie viele Tage pro Woche bzw. wie viele Stunden planst du zu arbeiten?
  • Wie hoch schätzt du deine Kosten ein?

Wenn du dich genauer in das Thema Business Plan einlesen willst, kannst du dies in unserem Blog Post tun: Business-Plan für Selbstständige

Wie komme ich an Freelancer Jobs?

Eine der wohl wichtigsten Fragen, die sich jeder, der Freelancer werden möchte, zu Beginn seiner Selbstständigkeit stellt: Wie komme ich überhaupt an Neukunden und Aufträge ran?

Dank des World Wide Web und den vielen Möglichkeiten, die uns die ständige Erreichbarkeit bietet, kommt man schneller und einfacher an interessante Aufträge und Projekte, als man sich vorstellen kann.

Ich selbst kann eine gesunde Mischung aus verschiedenen Akquisetechniken empfehlen:

  1. Sieh dich auf Jobbörsen um. Nicht nur für Menschen, die auf der Suche nach einer Festanstellung sind, gibt es gute Jobportale. Auch Freelancer können schnell über Jobbörsen an neue Aufträge rankommen. Etwa über dasauge.de Über das dortige Jobportal gibt es eine Filterfunktion, die es erlaubt, gezielt nach Freelancer-Aufträgen zu suchen.
  2. Nutze die sozialen Netzwerke. So gibt es etwa auf Facebook zahlreiche Gruppen, in denen regelmäßig Freelancer-Jobs ausgeschrieben werden. Etwa Freelance Jobs/ Full Time Jobs . Gerade Kreative finden hier regelmäßig spannende Ausschreibungen, auf die sie sich bewerben können. Auch der Stellenmarkt und die Projektsuche auf Xing sind eine tolle Möglichkeit, an neue Aufträge ranzukommen.
  3. Schreibe interessante Unternehmen an. Wenn du auf der Jobseite einer Agentur oder eines Unternehmens siehst, dass gerade eine Fachkraft mit deinem Knowhow gesucht wird, lohnt es sich, sich initiativ zu bewerben. Deine Hilfe wird sicherlich schnell benötigt. Und sei es nur, bis eine Fachkraft in Festanstellung gefunden ist.

Als nächster Schritt ist es dann natürlich wichtig eine gute Kundenbeziehung aufzubauen.

Wie rechne ich meine Arbeit als Freelancer ab?

Die Abrechnung ist ein leidiges Thema, mit dem sich aber jeder, der Freelancer werden möchte, auseinander setzen sollte. Meiner Erfahrung nach gibt es nicht DIE richtige Abrechnungsmethode. Denn jeder Kunde präferiert ein anderes Bezahlmodell. Als Freelancer hat man entweder die Möglichkeit, sich per Stundensatz oder pauschal für eine bestimmte Leistung bezahlen zu lassen.

Die Abrechnung per Stundensatz hat für dich als Freelancer einen entscheidenden Vorteil: Du bekommst deine Arbeit fair bezahlt. Denn dein Zeitaufwand wird 1:1 in dein Honorar umgerechnet. Allerdings mögen viele Kunden dieses Bezahlmodell nicht, da schnell mehr Stunden zusammenkommen können, als geplant. Und schwupps, kommt eine überraschend hohe Rechnung raus, mit der niemand gerechnet hat.

Möchtest du mehr dazu erfahren? Dann lies unseren Blog Artikel: Welchen Stundensatz du als Freelancer verlangen solltest

Die pauschale Abrechnung ist da ein erfolgversprechenderes Modell. In diesem Fall bucht der Kunde bei dir eine bestimmte Leistung und du nennst ihm dafür deinen Preis. Beispielsweise ein Logo. Du handelst dann mit dem Kunden aus, wie viele Entwürfe er für den Preis XY von dir bekommt, ob eine oder mehrere Korrekturschleifen in deinem Angebot enthalten sind und in welcher Form er das Logo später erhält (Dateiform, Druck etc.). Wichtig: Wenn du einen Pauschalpreis anbietest, achte dringend darauf, dass dieser deinem Zeitaufwand entspricht. Nicht, dass du später einen viel zu hohen Aufwand im Verhältnis zu deinem Honorar hast.

Wie viel Steuern muss ich von dem Geld, das ich verdiene, abgeben?

Zunächst musst du zwischen der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer unterscheiden.

Die Umsatzsteuer führst du auf jeder deiner Rechnungen auf, bekommst sie von deinen Kunden und führst diese anschließend entweder monatlich, quartalsweise oder jährlich an das Finanzamt ab. Also vergiss nicht, die Umsatzsteuer immer brav zurückzulegen. Gerade wenn du sie nur quartals- oder jahresweise zahlst, kann es sonst zu bösen Überraschungen kommen.

Die Einkommensteuer wird auf Basis deiner Gewinne ermittelt – also mit Blick auf deine Einnahmen abzüglich deiner Ausgaben. Die Rechnung ist einfach: Umso höher dein Gewinn, desto höher auch dein persönlicher Steuersatz. Hinzu kommt der Solidaritätszuschlag und unter Umständen die Kirchensteuer.

Damit es kein böses Erwachen für dich bei der Steuerzahlung ans Finanzamt gibt, bucht das Geschäftskonto von Kontist automatisch deine Einkommen- und Umsatzsteuer auf Unterkonten. So wird das Geld für dich zurückgelegt und du weisst immer genau, was für dich übrig bleibt.

Übrigens: Liegen deine Einnahmen unter dem Steuerfreibetrag, kommst du um die Einkommensteuer rum. Aktuell (Stand: 2016) liegt der Einkommensteuerfreibetrag bei 8.652 Euro. Das heißt, solange du nicht mehr als 8.652 Euro jährlich einnimmst, musst du auf diesen Betrag auch keine Einkommensteuer zahlen.

Freelancer werden - ein Fazit

Im Vorfeld solltest du dir gut überlegen, ob deine Businessidee das Potenzial hat erfolgreich zu werden. Den Schritt Freelancer zu werden sollte gut überlegt und begründet sein. Erstell unbedingt einen Businessplan und informiere dich sehr grundlich über alle steuerlichen Aspekte einer Selbständigkeit (dies kannst du im Kontist Blog machen Kontist Blog ) aber auch über Themen wie Stundensatzkalkulation und Rechnungsstellung .

Freelancer werden ist ein großer Schritt! Aber es lohnt sich. Wir von Kontist sind davon überzeugt.