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Pärchen auf einer weißen Parkbank sitzend, spricht über die Senkung der gesetzlichen Krankenkassen-Beiträge für Selbständige.
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MAIN - Blog Selbständigkeit - "Die Rürup-Rente für Selbständige"

Zuletzt aktualisiert am 5. Juli 2023

Marlon Thorjussen

Freelance Editor

22. März 2019

Die Rürup-Rente (benannt nach dem Ökonomen Bert Rürup) ist eine Basisrente, die 2005 eingeführt wurde und als private Altersvorsorge gilt. Sie ist kapitalgedeckt. Der Hauptunterschied zwischen der Rürup-Rente und anderen Rentensystemen besteht indes darin, dass eine Teilauszahlung oder ein ganzer "Freikauf" aus der Rürup-Rente nicht möglich ist. Es handelt sich um ein Modell der lebenslangen Auszahlung. Diese Basisrente hat Vor- und Nachteile.

Was ist die Rürup-Rente und wie funktioniert sie?

Die Rürup-Rente ist eine Form der privaten Altersvorsorge und basiert auf der Einzahlung von Beträgen auf Grundlage eines Vertrages. Dabei werden diese Beträge genutzt, um ein Kapital zu schaffen, welches wiederum durch Verzinsungen (und auch durch Geschäfte des Renten-Anbieters) gemehrt werden sollte. Entsprechend ist die Versicherungssumme "Gegenstand des Marktes" - wie der Ökonom sagen würde. Bedeutet: Es ist durchaus möglich, dass dein Rürup-Renten-Anbieter pleite geht, was allerdings bisher seltenst vorgekommen ist. Zustehen tut dir - je nach Vertrag - ein gewisser Rentenbetrag in Abhängigkeit von deinen Einzahlungen. Die Auszahlung erfolgt dann lebenslang, was bedeutet, dass Langlebigkeit sich auszahlt.

Wie bei jeder Rente zahlst du also zunächst ein, um am Ende Geld zu erhalten. Doch das Interessante bei der Rürup-Rente sind die Möglichkeiten, die Einzahlung als Sonderausgaben steuerlich geltend zu machen sowie die eigentliche Besteuerung der Rente selbst. Hier gibt es ein fortlaufendes, sich jährlich in bestimmten Schritten, veränderndes System.

Staatliche Förderung und Versteuerung

2005 eingeführt, war die Rürup-Rente Teil jenes Maßnahmenpaketes, welches Bürger dazu bewegen sollte, die Altersvorsorge von staatlichen in private Hände (oder die eigenen) zu geben. Damit genügend Anreize vorhanden sind, ist die Rürup-Rente staatlich gefördert.

Dabei handelt es sich - anders als etwa bei der Riester-Rente - nicht um eine Förderung durch Zuschüsse, sondern um eine Förderung aufgrund der Versteuerbarkeit der Rürup-Renten-Beiträge.

Die Versteuerbarkeit kommt dir in der Ansparphase zugute. Das ist jene Phase, in welcher du Geld einzahlst. Bei der Rürup-Rente für Selbstständige hast du den Vorteil, dass du dies monatlich, jährlich und zwischendurch machen kannst. Die Verträge sind hier sehr flexibel. Bis zu einem gewissen Höchstsatz kann ein Teil der angesparten Summe vom einkommenssteuerpflichtigen Einkommen abgezogen werden.

Entwicklung in Jahr/Höchstsatz/Absetzbarkeit (bezogen auf Westdeutschland):

  • 2015/22.172 €/80 %
  • 2016/22.766 €/82 %
  • 2017/23.362 €/84 %
  • 2018/23.712 €/86 %
  • 2025/XX.XXX €/100 %

Im Osten sind die Werte etwas geringer. Die Absetzbarkeit in der Ansparphase wird also bis zum Jahre 2025 auf 100 Prozent ansteigen (gesetzlich festgesetzt; die Absetzbarkeit betrug 2005 60 Prozent). Der Höchstsatz ist variabel. Für Angestellte sind die versteuerbaren Höchstwerte wenige tausend Euro geringer, aber das betrifft dich wahrscheinlich nicht.

Weiterhin wird die Rürup-Rente - wie andere Formen der privaten Altersvorsorge auch - am Ende versteuert. Auch hier handelt es sich um ein fortlaufendes Modell, wobei erst ab dem Jahre 2040 die Beiträge voll versteuert werden müssen. Derzeit liegt die Steuerlast auf diese Rentenbeiträge bei 76 Prozent. Die Steuerlast steigt noch zweimal um je zwei Prozentpunkte, dann um jeweils einen Prozentpunkt bis zum Jahre 2040.

Bedingungen und Einschränkungen

Die Rürup-Rente ist an Bedingungen geknüpft und wenn die Rürup-Rente als Selbstständiger abgeschlossen werden soll, gilt dies noch ein wenig mehr. Zuerst ist zu erwähnen, dass sie grundsätzlich für jeden Menschen abschließbar ist, der ein Einkommen hat. Allerdings ist die Rürup-Rente längst nicht für alle Menschen gleich sinnvoll.

Bedingungen dafür, dass die Versteuerbarkeit vorliegt, gibt es ein paar:

  • Der Versicherungsvertrag muss durch BZSt (Bundeszentralamt für Steuern) zertifiziert sein
  • Die Basisrente darf nicht vor Vollendung des 62. Lebensjahres beginnen
  • Die Beiträge sind - mit Ausnahme des definierten Bezugsrechtes - nicht vererbbar
  • Die Beiträge sind nicht ver- und beleihbar sowie nicht veräußerbar

Bei Rürup-Renten-Verträgen handelt es sich um Verträge, die du mit einem privaten Unternehmen abschließt. Es fallen entsprechend Gebühren, Verwaltungskosten und so weiter an. Die Rürup-Rente ist ausdrücklich keine staatliche Leistung. Auch andere Leistungen musst du aus eigener Tasche bezahlen.

Wenn du in andere Renten einzahlst (Riester, Versorgungswerke etc.), dann wird der maximal absetzbare Höchstsatz verringert.

Rürup-Rente für Selbstständige: Wann lohnt sie sich?

Interessant ist für dich ja eigentlich nur die Frage, wann sich die Rürup-Rente für Selbstständige lohnt, oder? Nun, es ist ja schon beschrieben, dass sich dank der großzügig bemessenen Absetzbarkeit der Beträge schöne Steuervorteile ergeben. Damit ist die Rürup-Rente ein gutes Modell, wenn es darum geht, mit der privaten Altersvorsorge Steuern zu sparen . Allerdings ist ja auch zu beachten, dass ab dem Jahre 2040 alle ausgezahlten Beträge zu 100 Prozent versteuert werden. Was bedeutet das also?

Nun, es bedeutet, dass eine Rürup-Rente sich für jeden lohnt, der demnächst in Rente geht oder auch für jeden, der so hohe Summen verdient, dass jede steuerliche Ersparnis sich richtig anfühlt. Hochproblematisch ist bei der Rürup-Rente nämlich, dass die Absetzbarkeit zwar gegeben ist, aber diese - je nach Summe und Rentenbezugsdauer - wieder aufgefressen wird. Eine Rürup-Rente lohnt sich grundsätzlich nur für Besserverdiener, da die eingesparten Steuern bereits einen großen Vorteil bedeuten. Zudem sind die Verträge bei Rürup-Renten derart aufgebaut, dass Wertsteigerungen des Kapitals (etwa durch gutes Anlegen am Markt) dem Versicherungsnehmer zugute kommen. Das heißt, dass du mit größeren Einzahlungssummen auch nominal bessere Renditen erzielen lässt und entsprechend die Auszahlungen am Ende besser sind.

Weiterhin lohnt sich die Rürup-Rente für Selbstständige, wenn du sehr gesund bist und die Menschen in deiner Familie generell sehr alt werden. Denn je länger du lebst, desto mehr hast du von den Auszahlungen - es handelt sich schließlich um eine lebenslange Leibrente. Wenn du also irgendwann mehr ausbezahlt bekommen hast, als du eingezahlt hast, muss dein Versicherer trotzdem weiter Rentenbeiträge ausschütten.

Zudem ist die Rürup-Rente vor allem für Menschen gedacht, die weder in der gesetzlichen Rentenversicherung noch im Riester-System oder in einer betrieblichen Altersvorsorge Platz finden. Als Selbstständiger dürftest du damit zur Zielgruppe gehören. Jedoch gilt dennoch, dass eine Rürup-Rente mittlerweile rechnerisch wenig sinnvoll ist, wenn du nicht die Maximalbeiträge zahlen kannst.

Da hier allerdings um die 22.000 Euro (bei Verheirateten das Doppelte) gemeint sind, ist die Renteneinzahlung dann sinnvoll, wenn mindestens diese Summe des Einkommens zu versteuern ist. Dies hängt natürlich davon ab, was du sonst noch an Vorsorgemaßnahmen ergreifst. Aber die Rürup-Rente hat noch ein paar kleine, feine Vorteile, die am Ende noch einmal erläutert werden sollen.

Welche Leistungen bietet die Rürup-Rente noch?

Es gibt im Rahmen der Rürup-Rente noch zusätzliche Versicherungen. Bei den Beiträgen gibt es ebenfalls eine steuerliche Bevorteilung.

Die interessantesten Zusatzleistungen (mit Abschlusskosten ist zu rechnen) sind wohl die Hinterbliebenenabsicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung. Erstere ermöglicht es, den Ehepartner oder eingetragenen Lebenspartner (und dessen Kinder) als Begünstigten der Rente im Falle des Todes einzutragen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung muss einen geringeren Beitragsteil haben als die Rente an sich. Zudem kann der Anspruch verloren gehen, wenn keine Beiträge mehr gezahlt werden.

Welche Anbieter gibt es?

Grundsätzlich ist zu unterscheiden, wie die eingezahlten Beträge verwendet werden und welche garantierte Verzinsung dich erwartet. Die genaue Art des Anbieters ist dabei sekundär. Bei der Anbieterauswahl solltest du vergleichen: Während die Verzinsungen bei gleichen Vertragsmodellen auch gleich aussehen, sind die Abschlusskosten und Verwaltungskosten der eigentliche Qualitätsunterschied. Die garantierte Mindestrente in der Auszahlungsphase ergibt sich aus der zu erwartenden Rendite deiner Anlage.

Zu erwähnen ist, dass es eine ganze Reihe verschiedener Vetragsarten gibt, die alle zu erläutern, den Rahmen hier sprengen würde.

Versicherungen

Versicherungen sind private Unternehmen, welche dir einen Versicherungsvertrag vorlegen werden. In der Regel wird das durch dich erhaltene Geld (Beiträge) sicherheitsbewusst angelegt; häufig etwa in Staatsanleihen oder sehr stabilen Mischfonds.

Beinahe alle großen Versicherungshäuser bieten Rürup-Versicherungen an. Zudem gibt es noch Versicherungsmakler, die mit Versicherungen zusammenarbeiten und dich beraten können.

Banken

Banken haben ebenfalls den Einstieg in den Markt der privaten Altersvorsorge geschafft und wenn du dein Bankunternehmen sympathisch findest, kannst du hier gern einmal nachfragen. Du hast bei einer Bank vermutlich größere Möglichkeiten, aktiv an der Anlage deines Geldes mitzuwirken, allerdings entsprechend auch die höheren Risiken. Einlagen der privaten Altersvorsorge bei der Bank können auch in riskante Finanzprodukte gesteckt werden.

Banken bieten aber auch völlig gewöhnliche Rürup-Renten an, die Standardverzinsungen aufweisen und keinem nennenswerten Risiko unterliegen. Diese sind über deine Einlagen und gegebenenfalls über als sicher geltende Anlagemethoden gedeckt.

Nachdenkliche junge Geschäftsfrau mit schwarzen Haaren bei der Erfassung von Steuernummer und Steuer-ID.

Vor- und Nachteile der Rürup-Rente für Selbstständige auf einem Blick

Hier findest du die Zusammenfassung des bisher Erläuterten plus Ergänzungen zum Thema "Rürup-Rente für Selbstständige".

Vorteile der Rürup-Rente:

  • Rente wird bis zum Lebensende bezahlt
  • Steuerliche Absetzbarkeit
  • Kann als Basisrente bei ausreichender Höhe Riester und Co überflüssig machen
  • Eingezahlte Beiträge werden nicht als Vermögen gewertet (im Falle von Arbeitslosigkeit etc.)
  • Die Besparung ist flexibel; feste Beiträge sind nicht vorgesehen
  • Wertsteigerungen des Angesparten müssen nicht versteuert werden (wie es etwa bei Aktiengewinnen ist)

Nachteile der Rürup-Rente:

  • Eine Kündigung des Vertrages ist nicht möglich
  • Eine (Teil-)Auszahlung ist nicht möglich
  • Die Rürup-Rente wird versteuert
  • Bei Unverheirateten verfällt das Kapital im Todesfall
  • Die Rürup-Rente kann nur schwierig Hinterbliebenen zugute kommen

Weiterhin ist zu erwähnen, dass Kosten vor allem durch Vetragsabschlussgebühren und Verwaltungsgebühren zustande kommen. Die Verwaltungsgebühren lassen sich indes bei fast allen Anbietern drücken, wenn du deine Beiträge jährlich zahlst und nicht monatlich. Es ist zudem zwar nicht möglich, aus dem Vertrag auszusteigen. Die Beitragszahlungen kannst du aber - nach Vereinbarung - ruhen lassen. Dies ändert nichts an deinem späteren Anspruch auf Auszahlungen.

Die Rürup-Rente ist für Selbstständige ein interessantes Modell und wird allenthalben für Gutverdiener, denen andere Vorsorgemodelle nicht zur Verfügung stehen, empfohlen. Ein Gespräch mit deinem Steuerberater oder ein Rürup-Anbietervergleich kann dir weiterhelfen.