Selbstständig in stationären Pflegeeinrichtungen
Wenn Kliniken und Pflegeheime überlastet sind und unter Personalmangel leiden, kommt es nicht selten vor, dass sie kurzzeitig auf selbstständige Pflegekräfte zurückgreifen. Hierbei ist es wichtig dass der/die Selbstständig/e etwa drei Monate vor Aufnahme der Tätigkeit einen Versorgungsvertrag, eine Vergütungsvereinbarung und eine Vereinbarung über die Leistungs- und Qualitätsmerkmale mit den Landesverbänden der Pflegekassen und den überörtlichen Trägern der Sozialhilfe abschließt.
Auch hier verlangen die Pflegekassen wieder die Abgabe eines Strukturerhebungsbogens, nebst Anlagen. Neben den bereits oben aufgeführten Anlagen für die ambulante Pflege, wird zusätzlich eine Raumkonzeption gefordert. Gegebenenfalls sind eine Leistungs-/ Preisübersicht über Zusatzleistungen beizufügen.
Tipp: Achtung bei Scheinselbstständigkeit! Bietest du deine Pflegeleistung im ambulanten Bereich nur einer Pflegeperson an oder arbeitest stationär nur für einen Auftraggeber/ Pflegedienst, besteht die Gefahr der Scheinselbstständigkeit.
Was brauchst du für die Steuer?
Freiberufler/innen sind zwar nicht gewerbetreibend aber einkommenssteuerpflichtig, das gilt auch für Pflegeberufe. Für die jährliche Steuererklärung reicht eine einfache Einnahme-Überschussrechnung (EÜR). Auch wenn sämtliche Leistungen in Pflegeberufen nicht umsatzsteuerpflichtig sind (Hinweis auf Paragraf 4 Nr. 14 sollte immer auf den Rechnungen angegeben werden) verlangt das Finanzamt trotzdem eine Umsatzsteuererklärung zum Mantelbogen und der EÜR, in der die Befreiung ersichtlich wird.
Ob deine Leistung als freiberuflich oder gewerbetreibend eingeordnet wird, entscheidet allein das Finanzamt, denn insbesondere in den Pflegeberufen werden verschiedene Leistungsangebote miteinander kombiniert. So treten oft pflegende und betreuende Dienstleistungen zusammen mit Wellness-Angeboten (z.B. Massagen) auf. Auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten werden vom Finanzamt als gewerblich eingeordnet. Wer sein Leistungsspektrum also mit Blick auf die Wünsche seiner Patienten erweitern möchte, kommt ggf. an einer Gewerbeanmeldung nicht vorbei.
Risiken abwägen - Kunden finden
Wer sich selbstständig macht, macht sich nicht nur unabhängig von Auftraggebern, sondern trägt auch die mit dem Beruf verbundenen Risiken und organisatorischen Aufgaben allein: Aufträge generieren, abschließen und schließlich auch (mit den Krankenkassen) abrechnen. Auch um das gesamte Rechnungswesen, inklusive Kontrolle der Zahlungseingänge, müssen sich Selbstständige selbst kümmern. Wer sich selbstständig in der Pflege machen will, sollte beachten, dass neben den beruflichen Fachkenntnissen auch immer kaufmännisches Know-How gefordert ist.
Die Kunden- bzw. Patientenakquise ist dabei sicherlich der schwierigste Part, sogleich auch der Bedeutendste. Ein gutes auf Pflege und Betreuung ausgerichtetes Netzwerk kann besonders in der Startphase sehr hilfreich sein. Wer darauf (noch) nicht zurückgreifen kann, kann sich Unterstützung in Form von Vermittlungsagenturen holen. Diese Online-Plattformen führen Einrichtungen mit personellen Engpässen und potentielles Pflegepersonal zusammen. Für Menschen mit weniger kaufmännischen Vorkenntnissen, die sich dennoch selbstständig machen wollen, ist das möglicherweise der ideale Einstieg. Denn vielmals wird auf Wunsch auch das Erstellen von Dienstleistungsverträgen oder Rechnungen übernommen.
Tipp: Mach dich sichtbar! Mit einer eigenen Webseite oder einem Facebook-Profil erhöhst du deine Chancen als Selbstständige/r wahrgenommen zu werden. Die beste Werbung ist natürlich die persönliche Weiterempfehlung von Kunden und Kundinnen. Bis es aber soweit ist, hilft eine digitale Präsentation über deine Expertise, Erfahrungsberichte, dein sympathisches und an den Wünschen der Patienten ausgerichtetes Auftreten.
Selbstständig in der Pflege - Ist das was für dich?
Angesichts des demographischen Wandels und dem damit verbundenen steigenden Pflegebedarf, sieht es für ausgebildetes Pflegepersonal erstmal nicht schlecht aus. Die Strukturveränderungen der Pflegesysteme und Einrichtungen, die Digitalisierung und der Wandel von Kommunikationsformen stellen die Weichen für das selbstständige Arbeiten im Pflegeberuf.
Der Weg in die Selbstständigkeit ist mit vielen positiven Faktoren verbunden: flexiblere und individuellere Arbeitszeiten, Autonomiegewinn, mehr Lebensqualität, höhere Verdienstmöglichkeiten und mehr Wertschätzung.
Selbstständig in der Pflege sein, bedeutet aber auch sich eigenständig um jedes Detail zu kümmern und insbesondere um die Dinge, die nichts direkt mit dem Patienten zu tun haben, wie Kundenakquise, Verträge erstellen, Abrechnungen machen usw. Hier ist kaufmännisches Know-How gefragt.
Sofern dir das alles noch etwas viel Papierkram ist könntest du auch darüber nachdenken dich neben deiner Anstellung nebenberuflich selbstständig zu machen. So kannst du unter Einsatz von wenig Risiko dein Netzwerk ausbauen und dir die richtige Nische in deinem Pflegeberuf suchen.