Banking & Buchhaltung für Selbständige & Freelancer

Banking

MAIN - Blog Banking - "Der Dispokredit - Vorteile und Risiken"

Zuletzt aktualisiert am 4. Juli 2023

Janna Kersting

Chief Editor

22. März 2019

Viele junge Unternehmer haben vor allem direkt nach dem Start in die Selbstständigkeit mit Kosten zu kämpfen, müssen Investitionen tätigen, haben Löhne zu bezahlen oder sollen Rechnungen begleichen. Für all das benötigst du, wenn du zu dieser Gruppe gehörst, finanzielle Mittel, die manchmal knapp werden können. Auch als Privatperson benötigt man vielleicht für eine notwendige Anschaffung kurzfristig finanzielle Mittel, weil man beispielsweise dringend eine Rechnung begleichen muss und dazu Geld notwendig ist, das man momentan nicht hat? Wenn du also sehr kurzfristig finanzielle Mittel benötigst, kann der so genannte Dispokredit bzw. Dispositionskredit für dich eine Lösung sein.

Was ist ein Dispokredit?

Unter einem so genannten Dispositionskredit versteht man die mit der Bank, bei der man ein Girokonto (auch Kontokorrentkonto genannt) besitzt, verabredete Möglichkeit, dieses Konto über den eigentlich gültigen Verfügungsrahmen hinaus zu überziehen. Dadurch wird die Regel, dass ein Konto stets durch Guthaben gedeckt sein muss, für die Dauer der Absprache außer Kraft gesetzt. So ist es dem Kontoinhaber möglich, Überweisungen auch dann vorzunehmen, wenn diese eigentlich nicht durch ein auf dem Konto vorhandenes Guthaben abgedeckt sind. Meist gewährt die Bank dem Kontoinhaber einen Dispokredit bis zu einer Höhe von drei Monatsgehältern. Höhere Summen müssen mit der Bank vorher abgestimmt werden. Rechtlich gesehen ist der Dispokredit also ein Verbraucherdarlehen der Bank an ihren Kunden. Die gesetzlichen Vorschriften zu einem solchen Darlehen sind in den §§ 488 ff. BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) festgeschrieben. Ein Dispokredit darf nur dann als Verbraucherdarlehen von der Bank gewährt werden, wenn folgende Voraussetzungen geschaffen sind:

  • Zinsen, sonst fallen keinerlei Kosten an
  • Die Zinsen dürfen nur vierteljährlich berechnet werden, nicht öfter
  • Vereinbarung über die Höchstgrenze
  • Bekanntgabe des aktuellen Jahreszinses
  • Voraussetzungen für eventuelle Zinsänderung
  • Bekanntgabe der Regelungen zur Vertragsbeendigung

Der Gesetzgeber schreibt also für beide Seiten sehr detailliert vor, welche Eckdaten die Bank dem Darlehensnehmer mitteilen und welche Bedingungen der Kontoinhaber erfüllen muss. Diese Zweiseitigkeit dient dem Schutz beider Vertragspartner.

Besonderheiten beim Dispositionskredit

Wenn du dich mit dem Dispositionskredit befasst, wirst du schnell merken, dass es sich bei dieser Darlehensform nicht um einen Kredit im klassischen Sinne handelt. Es wird beispielsweise kein eigener Kreditvertrag unterzeichnet. Vielmehr kommt es bei der Eröffnung des Girokontos zu einer Vereinbarung zwischen Bank und dir als Kontoinhaber, bis zu welchem Betrag das Konto überzogen werden darf. Mehr Details zum Thema “Girokonto” erhälst Du in unserem Artikel “ Das Girokonto - Alles was du über Girokonten wissen solltest . Bei manchen Banken erhältst du als Neukunde ein Girokonto ohne Dispo. Diesen musst du dann später eigens anfragen, was aber in den meisten Fällen kein Problem darstellt. Es kommt bei einem vereinbarten Dispo nicht, wie bei normalen Darlehen, zu einer Auszahlung seitens der Bank. Als Kontoinhaber kannst du von deinem Konto am Schalter, über Online-Banking oder auch mit deiner EC-Karte jederzeit Geld abheben, bis der Verfügungsrahmen ausgeschöpft ist. Auch die Rückerstattung der überzogenen Summe erfolgt nicht nach den Maßstäben eines Ratenkredits durch die Zahlung monatlicher Raten. Die Rückzahlung geschieht bei einem Dispositionskredit sehr flexibel und kann vom Kontoinhaber nach seinen Möglichkeiten gestaltet werden. Du kannst dein Konto beispielsweise dadurch wieder ins Plus bringen, indem du monatlich weniger Geld ausgibst, als auf deinem Girokonto eingeht. Dadurch reduziert sich der Kredit ganz von alleine. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, zusätzliche Summen aus anderen Quellen auf das Konto zu überweisen und so dafür zu sorgen, dass vor dem angezeigten Saldo wieder ein Pluszeichen steht.

Wofür benötigt man einen Dispokredit?

Einen solchen Kredit kannst du als Kontoinhaber auf verschiedene Arten und für unterschiedliche Ziele nutzen. Es gibt keine Vorschriften, was du mit dem Geld aus einem Dispokredit machen darfst und was nicht. So kannst du mithilfe des Kredites beispielsweise:

  • Überweisungen auch bei wenig Kontoguthaben
  • Kauf von notwendigen Haushaltsdingen
  • Bezahlen nötiger Reparaturen
  • Urlaubsreise finanzieren

Grundsätzlich ist ein Dispokredit dazu gedacht, kurzfristige Verbindlichkeiten zu begleichen. Wenn du längerfristig Geld benötigst, bist du mit einem Dispokredit aufgrund der hohen Sollzinsen eher schlecht beraten und solltest dich nach anderen Geldquellen umsehen. Auch solltest du nur dann auf den vereinbarten Dispokredit zugreifen, wenn es sich nicht verhindern lässt.

Wer bekommt einen Dispokredit?

Zunächst einmal kann grundsätzlich jeder, der bei einer Bank ein Girokonto besitzt, einen solchen Dispokredit in Anspruch nehmen. Allerdings muss er neben einem Konto noch weitere Voraussetzungen erfüllen. Die Bank wird vor allem bei Personen, die über ein regelmäßig wiederkehrendes Einkommen verfügen, den Kredit bewilligen. Solche Einkünfte können Lohnzahlungen, Gehalt, Besoldung, Renten oder auch Unterhalt sein. Zudem erwartet die Bank, dass du als Kontoinhaber in der Lage bist, das überzogene Konto innerhalb von maximal drei Monaten wieder auszugleichen. Viele Banken erwarten auch, dass du als Kontoinhaber keine Einträge bei der Schufa hast, was zumindest ein Hinweis auf fehlende Zahlungsmoral sein könnte und deshalb negativ bewertet wird.

Können Selbstständige einen Dispokredit bekommen?

Wird die Bezeichnung Dispokredit unter den Voraussetzungen ausgelegt, unter denen die Banken dem Kontoinhaber eine Überziehung gewähren, würde dies bedeuten, dass Selbstständige keine Möglichkeit haben, einen solchen Dispokredit in Anspruch zu nehmen. Für einen Dispokredit benötigt man ja ein nachweisbar regelmäßiges Einkommen in möglichst gleichbleibender Höhe. Zwar erzielst du als Selbstständiger auch jeden Monat Einnahmen, deren Höhe kann allerdings mitunter stark schwanken. Dies wird durch eine sich stetig verändernde Auftragslage bedingt, mit du als Selbstständiger regelmäßig konfrontiert bist. Manche Banken legen die Voraussetzungen für einen Dispositionskredit etwas weiter aus und gewähren auch Selbstständigen und Freiberuflern ein solches Darlehen. Allerdings muss gewährleistet sein, dass der Dispokredit ausschließlich für private Zwecke genutzt wird. Der Dispokredit darf also nicht mit deiner selbstständigen Tätigkeit in Verbindung stehen. Es ist zwar nicht ganz leicht, aber ein Kredit für Selbstständige ist dennoch möglich.

Wo liegt die Höchstgrenze für einen Dispokredit?

Normalerweise wird die Bank die regelmäßig auf dem Girokonto eingehenden Geldsummen als Basis für die Vergabe eines Dispokredites zu Rate ziehen. In der Regel gewährt sie eine maximale Überziehungssumme, die dem zwei- bis vierfachen des regelmäßig eingehenden Arbeitslohnes entspricht. Eine höhere Summe ist dann möglich, wenn du neben dem Girokonto noch andere Sicherheiten wie Sparbücher oder sonstige Geldanlagen bei der Bank besitzt. In diesem Fall sind viele Banken bereit, die Maximalsumme für den Dispokredit anzuheben. Der Vorteil bei dieser relativ geringen Höchstgrenze besteht natürlich darin, dass du dich nicht bis über beide Ohren verschuldest und Kreditsummen anhäufst, die du nie wieder begleichen kannst. Allerdings ist es auch bei Dispositionskrediten durchaus möglich, in die Schuldenfalle zu geraten, aus der du dich dann eventuell nur noch schwer wieder befreien kannst. Deshalb ist es gerade für Unternehmer überaus wichtig, alle entstehenden Kosten möglichst genau zu berechnen und dann auf dieser Basis einen entsprechend hohen oder niedrigen Dispositionskredit zu beantragen.

Wie teuer ist ein Dispokredit?

Jeder, der ein Darlehen beantragt, muss natürlich Gebühren in Form von Zinsen zahlen. Dies gilt auch für einen Dispokredit. Dafür, dass der Kunde sein Konto überziehen darf, erhebt die Bank tageweise Sollzinsen, die sich nach den aktuellen Marktzinssätzen richten. Im Jahr 2016 lagen die durchschnittlich verlangten Zinsen für einen Dispokredit bei 10,25 Prozent. Richtig teuer wird es für den Darlehensnehmer, wenn er die mit der Bank vereinbarte Höchstgrenze überschreitet, da dann zusätzlich zum Sollzins noch Überziehungszinsen anfallen, die sehr hoch sein können. Sie können bei bis zu 15 Prozent liegen, was sich sehr schnell zu großen Summen ansammeln kann. Das Gute bei einem solchen Kredit ist, dass solange keine Zinsen anfallen, bis man das Konto tatsächlich überzieht. In diesem Fall werden auch nur für die überzogene Summe Zinsen erhoben, nicht für den normalen Verfügungsrahmen. Bis zum Kontostand von 0 Euro ist also alles gut. Erst, wenn du diese Zahl unterschreitet, werden Zinsen erhoben. Ein Vorteil beim Dispositionskredit ist, dass außer den Zinsen keinerlei Gebühren von Seiten der Bank erhoben werden dürfen.

Mögliche Alternativen zum Dispokredit

Ein Dispokredit eignet sich lediglich, um kurzfristige Engpässe bei der Liquidität zu überbrücken. Vor allem die hohen Sollzinsen für diese Form des Darlehens sollten den Kontoinhaber schnellstens dazu bewegen, die Nutzung des Dispositionskredits durch die vollständige Tilgung möglichst bald wieder zu beenden. Eventuell sollten man darüber nachdenken, ob nicht eine Belastung der eigenen Kreditkarte die bessere Möglichkeit ist, finanzielle Mittel für notwendige Zahlungen zu erhalten. Zeichnet sich ab, dass man längerfristig Geld benötigt, sollte man darüber nachdenken, den von der Bank gewährten Dispo in einen klassischen Rahmenkredit bzw. Ratenkredit umwandeln zu lassen. Dies bezeichnet man in Fachkreisen als Umschuldung. Vor allem für junge oder kleine Unternehmer gibt es als Alternative zum Dispositionskredit den so genannten Kontokorrentkredit. Er wird von den Banken meist auch an Selbstständige vergeben. Diese können einen solchen Betriebsmittelkredit dazu nutzen, um Engpässe bei der Liquidität, etwa zwischen dem Termin für die Gehaltszahlungen oder erwarteten, aber noch nicht eingetroffenen Umsätzen zu überbrücken. Möchtest Du mehr über Konktokorrentkredite erfahren? Dann lies dazu unseren Blog Post “ Was ist eigentlich ein Kontokorrentkredit? Die perfekte Überbrückung bei finanziellen Engpässen? .

Nachteil bei Dispokrediten

Zu den größten Nachteilen eines solchen Kredits gehören ohne Wenn und Aber die oft horrenden Zinssätze, die von den Banken für das Überziehen des Girokontos verlangt werden. Diese Zinsen stehen immer wieder in der Kritik, weil den Banken vorgeworfen wird, die Not der Kunden auszunutzen und sich an ihnen über jede Vernunft hinaus zu bereichern. Diese hohen Zinsen machen den Kredit zu einer sehr kostspieligen Angelegenheit und es wird von vielen Experten davon abgeraten, ihn tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Ein weiterer Nachteil ist die Tatsache, dass diese Form des Darlehens meist nicht allen zugänglich ist. Wer die Voraussetzungen für einen Dispositionskredit nicht erfüllt, hat eventuell Schwierigkeiten, ihn genehmigt zu bekommen.