Woran hakt es in Deutschland?
Deutschland ist – der Fachbegriff lautet „overbanked“ Es gibt unheimlich viele Bankfilialen und damit einen extrem einfachen Zugang zu Bargeld. Nur ein Beispiel: Alleine die Sparkassen betreiben in Deutschland knapp 23.000 Geldautomaten, bis in die kleinsten Winkel jedes Dorfes. Diese Dienstleistung (Befüllung, Sicherung, Wartung etc.) muss refinanziert werden. Dies geschieht natürlich vor allem über die Kontoführungsgebühren, die in Deutschland zumeist bei den Filialbanken überdurchschnittlich hoch sind. Und diese Entwicklung wird durch die Zinspolitik der EZB noch weiter verstärkt, denn die Querfinanzierung durch Spar- oder Anlageprodukte können die Geldhäuser nicht mehr zurückgreifen. Allerdings wird das nicht immer so bleiben. „Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei Filialschließungen bei, würden bis zum Jahr 2035 gut die Hälfte aller bestehenden Banken-Zweigstellen unter anderem aufgrund der Digitalisierung geschlossen, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner in einer Studie voraus, über die der Berliner Tagesspiegel bereits im Oktober 2017 berichtete. Es gibt aber noch zahlreiche andere Gründe, warum Karten- bzw. Kontaktloszahlungen in Deutschland weniger beliebt sind, als in anderen Ländern Europas. Einerseits scheint es in Deutschland generell eine gewisse Skepsis und Vorbehalte gegenüber elektronischen Zahlverfahren zu geben. Es gibt eine – sicher nicht vollkommen unbegründete Sorge vor dem gläsernen Bürger und der Macht von Vater Staat, die Finanzströme jedes Bürgers zu kennen. Diese Argumentation ließe sich aber auch umkehren. Denn wer kein großes Interesse hat, dass die Finanzbehörden einen Blick auf sein Konto werfen, könnte sich verdächtig machen. Nicht ohne Grund wurden auf europäischer Ebene die regulatorischen Zwänge in Sachen Terrorismusfinanzierung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung verschärft. Viel problematischer für die Akzeptanz elektronischer Zahlverfahren in Deutschland war allerdings stets die Girocard bzw. früher unter dem Namen EC oder Eurocheque-Karte bekannt. Während fast überall auf der Welt Visa und Mastercard den Ton angaben, hatte Deutschland ein nationales System, welches Bezahlen im Ausland schwierig machte. Erst durch die zusätzliche Maestro-Funktion der Girokarten war es überhaupt möglich, diese Karten an ausländischen Terminals zu nutzen. Eine Ursache für die stärkere Verbreitung eines nationalen Kartensystems waren die niedrigeren Gebühren für den Händler (Merchant). Mittlerweile hat sich aber auch dies durch deutliche Verbesserungen bei den Interchange-Gebühren verändert.
„Neo-Banken“ ändern alles
Die Bankenwelt in Deutschland verändert sich derzeit massiv. Viele Banking-Startups, so genannte FinTechs fangen an, den Markt nachhaltig zu prägen und ganz spezielle Kundengruppen zu erschließen. Eines haben all diese Unternehmen gemeinsam: Sie sind auf technologischer Ebene extrem innovativ, brechen traditionelle Strukturen auf und schaffen neue Nutzungserlebnisse. Dazu zählt selbstverständlich auch Kontist , die erste Banking-App am Smartphone, die voll und ganz auf die Bedürfnisse von Freiberuflern zugeschnitten ist. Im Gegensatz zu traditionellen Banken geben die FinTechs in der Regel keine auf die nationale Ebene beschränkten Giro- bzw. EC-Karten aus, sondern setzen voll auf das kontaktlose Bezahlen mit Visa und Mastercard. Übrigens Stichwort Apple Pay und Google Pay – dass die beiden großen und vermutlich wichtigsten mobilen Zahlungsdienste der Welt noch nicht in Deutschland verfügbar sind, ist ein großes Hindernis, warum sich das Mobile Payment in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern noch nicht richtig durchsetzen konnte. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis bei den Unternehmen ein Sinneswandel eintritt, denn auf den größten Markt Europas werden die US-Riesen nicht verzichten. Spätestens dann wird sich das Zahlungsverhalten in Deutschland noch einmal grundsätzlich ändern.