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MAIN - Blog Selbständigkeit - "Selbstständig im Direktvertrieb - Geld verdienen mit Homeshopping"

Zuletzt aktualisiert am 5. Juli 2023

Nadja Fleischer

Freelance Editor

22. März 2019

Homeshopping: Das erinnert an die 50er Jahre, an die legendäre Tupperparty - seit über 70 Jahren der Inbegriff des Direktverkaufs und immer noch up to date. Und auch wenn du noch nie auf einer Tupperparty warst, so weißt du sicher was da passiert: Eine gute Freundin oder Bekannte (ja die männlichen Gastgeber sind in dieser Branche tatsächlich selten), lädt Gäste aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zu sich nach Hause ein und veranstaltet eine kleine Party. Es gibt Schnittchen, Sekt und Frauentalk und nebenbei werden die nützlichen und vermeintlich unkaputtbaren Küchenhelfer vorgestellt und ausprobiert. Die sogenannte „Tupperberaterin“ hat zu jeder Frage eine Antwort und wenn sie ihren Job richtig gut macht, geht mindestens die Hälfte der Gäste mit einer Bestellung nach Hause und die Beraterin mit einer dicken Provision. Alle hatten eine schöne Party und die Beraterin einen hübschen (Neben-)Verdienst.

Doch Homeshopping ist noch mehr als Tupperparty und tatsächlich voll im Trend. Immer mehr Unternehmen entdecken den Mehrwert dieses direkten Vertriebskanals und nutzen diesen als vorrangiges oder zusätzliches Marketinginstrument.

Aber was ist Homeshopping überhaupt?

Homeshopping, Social Shopping oder Social Selling: Es gibt verschiedene Begriffe, die den Direktvertrieb zu Hause beschreiben. Mit der Digitalisierung und den neuen sozialen Medien, hat das Homeshopping-Konzept noch weitere Dimensionen dazu gewonnen, die das Direktmarketing erleichtern und sogar erweitern.

Homeshopping ist der Vertrieb von Waren und Produkten zu Hause, durch Berater/innen, Consultants oder Shopping Advisors, die als Experte/innen auftreten und sich mit Hilfe von Gastgeber/innen auf Partys einladen lassen. Homeshopping ist nicht Teleshopping, auch wenn sich bei der Google-Suche die Verbindung dazu leicht herstellen lässt. Home Events, bei denen Produkte und Waren direkt probiert, angefasst, aus nächster Nähe betrachtet werden können, haben nichts mit der Anpreisung von Produkten zu tun, die telefonisch auf Teleshopping-TV-Formaten, bestellt werden können.

Homeshopping ist soziales Kaufen, unter Freunden und Bekannten in Form eines netten Events in persönlicher Atmosphäre.

Für wen ist Homeshopping was?

Die Anbieter von Homeshopping-Konzepten werben um ihre Berater/innen mit:

  • flexiblen Arbeitszeiten
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • finanzieller Unabhängigkeit - Bezahlung nach Leistung
  • karriereorientierten Entwicklungsmöglichkeiten, z. B. durch Schulungen
  • geringem finanziellen Risiko ohne Einstiegshürden
  • und natürlich jede Menge Spaß und Anerkennung

Angesprochen werden ganz klar Frauen und (werdende) Mütter, die sich neben ihrem Beruf oder neben der häuslichen Arbeit/Kinderbetreuung ein (zweites) Standbein aufbauen wollen. Das Konzept klingt also ideal für Frauen, die lange nicht mehr in ihrem Beruf tätig waren, sich beruflich neu orientieren wollen, nach der Babypause nicht in ihren alten Job zurückkehren möchten, sich schon immer selbstständig machen wollten, dafür aber nicht über das entsprechende Kapital verfügen oder gerne weniger Risiken eingehen möchten. Es richtet sich an Frauen, die ein zielgruppenspezifisches, soziales Umfeld haben, flexibel arbeiten möchten, die sehr kommunikativ sind und Spaß am Verkaufen haben. Homeshopping ist Vertrieb. Das bedeutet auch nicht-erfolgreiche Verkaufspartys hinzunehmen und es das nächste Mal besser zu machen.

Vertriebsgeschick und Leidenschaft für den Verkauf ist das A und O in diesem Job. Du solltest dich für das Thema begeistern und dir deine Branche aussuchen, die zu dir passt. Welche das zum Beispiel sein kann, verraten wir dir später im Text.

Was brauche ich um mich als Homeshopping-Consultant selbstständig zu machen?

Die meisten Homeshopping-Berater/innen sind selbständig, obwohl einige Unternehmen, wie zum Beispiel AVON auch eine Festanstellung anbieten.

Erstmal nebenberuflich starten

Sofern du dich im Direktmarketing selbständig machen möchtest, solltest du vorher genau durchrechnen, ob sich eine volle Selbstständigkeit für dich wirklich lohnt. Viele beginnen erst einmal mit der nebenberuflichen Selbstständigkeit und als Kleinunternehmer/in mit weniger als 17.500 EUR Umsatz im Jahr.

Was ist mit Startkapital?

Als selbständige/r Shopping-Consultant brauchst du in der Regel nur ein geringes oder gar kein Startkapital. Manchmal wird ein eigenes Auto vorausgesetzt und bei einigen Anbietern gehört eine Geschäftsausstattung, zum Beispiel bestehend aus Beraterkoffer mit Unterlagen und Produkten, dazu, die man vorher käuflich erwerben muss, um überhaupt erst einmal loslegen zu können. Bedenken solltest du, dass es bei einigen Unternehmen und Partys üblich ist, Gastgeschenke mitzubringen, die selbst gezahlt werden müssen.

Gewerbe anmelden

Wenn du dich als Shopping-Consultant selbstständig machen möchtest, solltest du bedenken, dass du gewerbetreibend bist und deshalb ein Gewerbe anmelden musst. Wie das geht, verraten wir dir in unserem Blog Artikel Gewerbe anmelden - Schritt für Schritt zum eigenen Gewerbe .

Versicherung und Steuern

Sofern du deine Selbstständigkeit hauptberuflich ausführst und nicht nebengewerblich, musst du auch daran denken, dass du versichert bist und dein Einkommen versteuern musst. Je nachdem wie hoch dein Umsatz ist, fällst du unter die Kleinunternehmerregelung oder auch nicht.

Davon hängt dann auch ab, ob du beim Finanzamt eine Gewinn- und Verlustrechnung machen musst, Vorsteuern vorauszahlen musst oder eine Einnahme-Überschuss-Rechnung völlig ausreicht. Alles, was du zur Einkommenssteuererklärung wissen solltest, erfährst du hier .

Dein Verdienst

Bei Homeshopping-Consultants variiert die Provision (Achtung: Brutto!) von 24% bis 50% des Umsatzes, den man bei seiner Veranstaltung gemacht hat. Aber nicht immer ist die Provision bares Geld, sondern gern wird auch mit Prämien oder Rabatten bezahlt. Wer aus diesem Job ein lukratives Geschäft machen möchte, sollte ganz genau hinschauen und viel Zeit für die Planung und Umsetzung investieren. Denn nicht jeder Abend oder Nachmittag verspricht ein erfolgreiches Geschäft. Gerade zu Beginn musst du auch Rückschläge verkraften.

Deine Flexibilität

Alle Direktmarketing-Unternehmen werben mit flexiblen Arbeitszeiten, doch das stimmt nicht ganz, sondern ist vorrangig von deiner Zielgruppe und der Branche abhängig. Gibt man ein Home-Event für (werdende) Mütter oder Hausfrauen, sollte man bedenken, dass man eher tagsüber arbeitstätig ist, für berufstätige Kunden wird die Homeshopping-Party eher am Abend oder am Wochenende stattfinden.

In der Regel dauert so eine Homeshopping-Party zwei bis drei Stunden mit Open End. Dennoch solltest du auch die Wege dorthin einplanen, zeitlich und finanziell.

In welchen Branchen gibt es Homeshopping überhaupt?

Schaut man sich die Zielgruppen von Homeshopping-Events genauer an - jüngere, ältere (häusliche) Frauen, (werdende) Mütter - wundert es nicht, welche Branchen den Direktvertrieb gern als erfolgreiches Unternehmenskonzept nutzen.

Beauty und Schmuck

Das Thema Beauty ist den Frauen ja quasi auf den sozialisierten Laib geschnitten. Es wundert also nicht, dass sich der Direktvertrieb hier á la Homeshopping seit Jahrzehnten erfolgreich durchsetzt. Mit einem Jahresumsatz von über 10 Milliarden US-Dollar ist AVON weltweit führender Anbieter des Direktvertriebs in den Feldern Beauty und Schmuck, dicht gefolgt von der, ebenfalls amerikanischen, Schönheitsmarke Mary Kay , die über 3,5 Millionen Menschen die Möglichkeit bietet, sich als selbstständige Beauty-Consultants den Lebensunterhalt (dazu) zu verdienen. Bei Mary Kay und AVON gehen also Kosmetik, Schmuck, Düfte, Cremes usw. über den Laden- beziehungsweise Wohnzimmertisch. Die Unternehmen werben mit flexiblen Arbeitszeiten, individuellen Arbeitszeitmodellen, die auch Beruf und Familie vereinen und unbegrenzten Möglichkeiten für den persönlichen Wachstum. Von der Teilzeit- zur Vollzeitstelle - in jedem Fall zum finanziellen Erfolg.

Neben den erfolgreichen Direktvertrieb-Unternehmen, die ihren Gründungsursprung in den 1950er Jahren haben, gibt es aber auch durchaus neue Anbieter für die direkte Vertriebsart. Pippa & Jean , ein junges Unternehmen aus Deutschland, ist seit 2011 auf dem Markt und stellt sich als eine Social Selling Community vor, die modebegeisterten Menschen eine Plattform bietet, sich mit dem Verkauf von Designerschmuck, Accessoires und Schmuck selbstständig zu machen. Der etwas altmodische Begriff Homeshopping wird zur Style Party, die Beauty-Berater/innen werden zu Style Coaches, die neben der „Beauty-Tasche“ sogar noch eine persönliche Online-Boutique besitzen, um soziale Kontakte und die Reichweite der Produkte zu erweitern.

Direktvertrieb und E-Commerce, das trifft den Zeitgeist. Social Selling : Direktvertrieb kombiniert mit vollständiger digitaler Integration - das ist das moderne Homeshopping-Konzept. Ebenfalls im Social Selling Segment vertreten sind dekoster , Luna Schmuckstücke und Stella & Dot .

Fashion und Homedecor

Nach dem erfolgreichen Direktvertrieb mit Schmuck und Kosmetik hat auch die Bekleidungs- und Heimtextilienbranche das Social Shopping Konzept für sich entdeckt. Pomp de Lux und Milk Copenhagen , beides dänische Kindermodemarken setzen ebenso auf diesen Vertriebstrend. Die Unternehmen betreiben ihren eigenen Online-Shops, verzichten auf die klassischen Retailer und bringen die Kleidungsstücke, mit Hilfe von „Shopping Advisors“, direkt nach Hause zu den Kunden, um die Frühjahrs- und Winterkollektionen in persönlicher Atmosphäre bekannt zu machen und schließlich zu verkaufen. Die „Shopping Advisors“ folgen dem gleichen Prinzip wie die Beauty-Consultants. Die Shopping Advisors präsentieren auf dem Gastgeber/innen-Event die Kleidungsstücke - die Kunden bestellen fleißig im Online-Shop. Weitere Anbieter dieser Branche sind: CAPTAIN TORTUE für Damenmode und optidee für Homedecor.

Haushalt

Homeshopping-Partys haben sich im häuslichen Segment bewährt. Das zeigt uns nicht nur die legendäre Tupperparty. Auch das Unternehmen Vorwerk hat mit seinem Thermomix bereits den Kultstatus in der Küche erreicht. Die Küchenmaschine ist prädestiniert dafür, gesellige Kochparties zu veranstalten, um das Produkt in seiner Vielfalt vorzustellen.

Welche Branchen und Firmen noch den Direktvertrieb wählen, um selbstständige Shopping Advisors zu werben, könnt ihr am besten auf der Webseite des Bundesverband Direktvertrieb Deutschland e.V. nachlesen.

Homeshopping - ist das was für dich?

Wenn du vor hast, dich als Shopping Advisor selbstständig zu machen, solltest du in jedem Fall eine gewisse Leidenschaft und ein Talent für den Verkauf mitbringen.

Du solltest dich für dein gewähltes Branchenelement begeistern. Interessiert dich Kindermode null, wirst du sie auch nicht verkaufsfördernd präsentieren können, es sei denn du hast viel schauspielerisches Talent, aber dann wäre Schauspielerei vielleicht eher ein Job für dich?!

Du solltest beachten, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis du dir einen Kundenstamm aufgebaut hast. Die wenigsten starten gleich von Null auf Hundert.

Und du solltest natürlich gut organisiert sein (eigentlich eine Voraussetzung des Selbstständigseins überhaupt), um deine Events lukrativ planen zu können.

Wenn dir das alles zusagt, dann nichts wie hin - zur Homeshopping-Party!