Im Vollkasko-Land Deutschland gibt es eine Vielzahl an Versicherungen, die – teilweise generell nützlich, teilweise sehr spezifisch – im Schadensfall ein wahrer Segen sind. Etwas kompliziert ist die Auswahl deshalb, weil es sehr, sehr viele verschiedene mögliche Versicherungen für Selbstständige und Gewerbetreibende gibt, deren Nutzen sich nicht immer sofort erschließt.
Dennoch ist eine einen Schaden erstattende Versicherung im Zweifel immer besser als dein finanzieller Ruin. Was im Privaten mit der Haftpflicht- oder Hausratsversicherung gilt, gilt umso mehr in vielen selbstständigen Berufen, insbesondere bei beratenden Tätigkeiten und Gewerbetreibenden.
Einen Überblick über gängige Selbstständigenversicherungen und eine kurze Einschätzung, ob diese etwas für dich sind, kannst du im Folgenden gewinnen. Beachte zudem, dass Versicherungskosten erstens steuerlich abzusetzen sind und zweitens einige Versicherungen nur unter bestimmten Bedingungen greifen.
Die Berufshaftpflichtversicherung und die Betriebshaftpflichtversicherung
Die Berufshaftpflichtversicherung ist eine Versicherung, die für durch dich zugefügte Schäden aufkommt. Dabei sind die Summen häufig gedeckelt. Vor allem Vermögensschäden können so beglichen werden. Wichtig ist diese Versicherung für alle Freelancer und Selbstständigen, deren Beratungen und Handeln Schäden verursachen kann – etwa für Anlageberater, Steuerberater und Heilpraktiker. Bei vielen Berufsgruppen, insbesondere denen, die mit dem Geld ihrer Klienten zu tun haben, ist diese Versicherung zur Ausübung der Tätigkeit zudem vorgeschrieben.
Die Berufshaftpflichtversicherung ergibt also dann Sinn, wenn Menschen durch deinen Einfluss Entscheidungen treffen, die sich auf ihre (finanzielle) Versehrtheit auswirken können. Bei medizinischen Berufen geht es dabei weniger um direkte Vermögensschäden als um die Folgen einer falschen Behandlung. Für IT-Dienstleister gibt es zudem eine gesonderte IT-Haftpflichtversicherung.
Ähnlich konzipiert ist die Betriebshaftpflichtversicherung, die auch bei Schäden, die deine Mitarbeiter verursachen, greift. Hier geht es aber, je nach genauer Versicherung, vor allem um die Haftung für materielle Schäden. Unabdingbar ist diese Versicherung beispielsweise für Handwerker und generell handwerkliche Betriebe im weitesten Sinne.
Der Unterschied zwischen den Versicherungen besteht nicht nur in den Anwendungsfällen (Berufshaftpflichtversicherung: vor allem Vermögensschäden; Betriebshaftpflichtversicherung: vor allem Personen- und Sachschäden), sondern auch in der Deckelung der entsprechenden Leistungen der Versicherung. So haftet erstere mit deutlich geringeren Beträgen für Sachschäden als zweitere.
Die Gewerberechtsschutzversicherung und ihre Anwendungsmöglichkeiten
Der Sprung von der Betriebshaftpflichtversicherung zur Gewerberechtsschutzversicherung ist kein besonders weiter: Beide beschäftigen sich mit dem Gewerbe oder dir als Gewerbetreibendem. Während die erstgenannten Versicherungen sich vor allem um konkrete Schäden kümmern, ist eine Gewerberechtsschutzversicherung als Beistand für den Ernstfall zu sehen: Ausgelöste Verkehrsunfälle, Betrugsvorwürfe oder ein Streit mit einem (Noch-)Mitarbeiter können schnell vor Gericht landen und Prozesskosten mit sich bringen. Genau hierfür ist diese Versicherung gedacht.
Dabei ist die Gewerberechtsschutzversicherung in der Regel modular aufgebaut und kann beispielsweise die folgenden Bereiche abdecken:
- Firmenvertragsrechtsschutz (bezieht sich auf Verträge und Dienstleistungen)
- Immobilienrechtsschutz (sinnvoll, wenn eine Gewerbeimmobilie gemietet wird)
- gewerblicher Verkehrsrechtsschutz (bei Verkehrsstreitigkeiten im beruflichen Kontext)
- Arbeitsrechtsschutz (bei Streitfällen mit Angestellten)
- erweiterter Strafrechtsschutz (greift beim Vorwurf von Straftaten wie Betrug; meist Teil des Firmenvertragsrechtsschutzes)
Eine Gewerberechtsschutzversicherung und ihre einzelnen Bestandteile sind in aller Regel nur sinnvoll, wenn die genannten Fälle überhaupt auftreten können. Für alleine tätige Freelancer ist sie tendenziell nicht notwendig.
Einzelne Aspekte der Gewerberechtsschutzversicherung finden sich zudem auch in anderen, spezialisierteren Versicherungen wieder. Ein Beispiel ist die Transportversicherung (Versicherung von Fahrer, Fahrzeug und Fracht während der Fahrt).