„Ich rufe Jochen an!“ – Vitamin B als Kostentreiber
Etwas, was häufig passiert, ist das Folgende: Etwas ging kaputt oder muss eingebaut werden und sofort finden sich zwei oder drei Menschen, die angeregt darüber diskutieren, wer das nun reparieren oder einbauen könne. Der gesunde Menschenverstand sagt: Ein Handwerker sollte sich darum kümmern.
Person A sagt allerdings, dass ein Handwerker dafür gut und gern 240 Euro nehmen würde und, dass der Jochen, der ja immerhin auch so etwas ähnliches gelernt habe, das bestimmt für 100 Euro machen würde. Person B entgegnet, dass der Jochen aber gerade in Wuppertal sei und wohl erst in vier Tagen zurückkäme. Er könne den Jochen aber einmal anrufen und nachfragen, ob er es einrichten könne.
Wenig später kehrt B zurück (A hat in dieser Zeit natürlichen keinen Handwerker angerufen und auch ansonsten nichts getan) und erklärt, dass der Jochen erst in sechs Tagen einen Termin hätte und ja, er würde es für 100 Euro machen, aber er könne nichts garantieren. Denn Jochen sei nicht vom Fach, er sei ja eigentlich etwas anderes. Ob das trotzdem in Ordnung sei, fragt B und A willigt ein. A würde Jochen dann noch einmal anrufen. A erreicht Jochen aber für zwei Stunden nicht, weil dieser in der Schwebebahn festhängt und sein Handy vergessen hat. Zwei Stunden später, in denen A und B sogar noch ein paar Alternativen durchgehen (Bernd, Gisela und Mark; über Mark haben sich A und B noch fast eine Stunde lang Geschichten erzählen können), erreichen Sie Jochen dann endlich und erteilen ihm einen Auftrag, der natürlich in bar und ohne Rechnung vergütet werden soll. Schließlich ist Jochen ein Bekannter As und Bs.
Nun haben A und B bereits einige Zeit, in etwa zwei Stunden, nur damit verbracht, darüber zu diskutieren, ob der Jochen das erledigen sollte oder nicht. Sie haben in der Zeit nichts Produktives geleistet und erhielten keinen Lohn. Bei angenommenen 12 Euro Stundenlohn (sie arbeiten als Lagerarbeiter) bedeutet dies einen effektiven Verlust von 48 Euro zuzüglich eines eventuellen Schadens, der auf durch A und B verschuldete Verzögerungen zurückzuführen ist. Erwähnenswert ist auch, dass Jochen leider nicht die Kompetenzen hatte, die es brauchte: Er erledigte seine Aufgabe leider nicht fehlerfrei, was das Problem sechs Wochen später erneut auftreten ließ. Der Fachmann hat es dann gerichtet – für 295 Euro. Zudem haben sich A und B strafbar gemacht (Schwarzarbeit) und haben auch noch fahrlässig gehandelt (schließlich war das unprofessionelle Werken am Ende ein Sicherheitsrisiko). Gut, dass der Chef von A und B davon nichts wusste...
Aus dieser Geschichte lassen sich drei Dinge ableiten: Erstens solltest du, wenn du A oder B sein könntest, mindestens einen wirklich kompetenten Bekannten um die Erledigung von Aufgaben bitten. Wenn in deinem Netzwerk kein solcher zu finden ist, dann beauftrage lieber den Profi. Zweitens ist das reine Sprechen über die Planung der nächsten Schritte fast immer ein effektives Geldverbrennen, wenn es eine schnelle und einfache Lösung gibt. Und drittens solltest du, insofern du in dieser Geschichte eher Jochen bist, nicht so wesentlich unter deinem Preisniveau arbeiten. Es gibt keinen Grund, warum deine Freunde und Bekannten viel zu wenig für eine Dienstleistung deinerseits zahlen sollten, denn [Bei Geld hört die Freundschaft auf]/posts/geld-freundschaft).